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Kapitelinhalt16. Predigt: Joh.06,01-15 am Sonntage Lätare (16.02.1872)

00] Die Speisung der Fünftausend (Joh.06,01-15): Darnach fuhr Jesus weg über das Meer an der Stadt Tiberias in Galiläa. Und es zog ihm viel Volk nach, darum daß sie die Zeichen sahen, die er an den Kranken tat. Jesus aber ging hinauf auf einen Berg und setzte sich daselbst mit seinen Jüngern. Es war aber nahe die Ostern, der Juden Fest. Da hob Jesus seine Augen auf und sieht, daß viel Volks zu ihm kommt, und spricht zu Philippus: Wo kaufen wir Brot, daß diese essen?" (Das sagte er aber, ihn zu versuchen; denn er wußte wohl, was er tun wollte.) Philippus antwortete ihm: "Für zweihundert Groschen Brot ist nicht genug unter sie, daß ein jeglicher unter ihnen ein wenig nehme." Spricht zu ihm einer seiner Jünger, Andreas, der Bruder des Simon Petrus: "Es ist ein Knabe hie, der hat fünf Gerstenbrote und zwei Fische; aber was ist das unter so viele?" Jesus aber sprach: "Schaffet, daß sich das Volk lagere!" Es war aber viel Gras an dem Ort. Da lagerten sich bei fünftausend Mann. Jesus aber nahm die Brote, dankte und gab sie den Jüngern, die Jünger aber denen, die sich gelagert hatten; desgleichen auch von den Fischen, wieviel sie wollten. Da sie aber satt waren, sprach er zu seinen Jüngern: "Sammelt die übrigen Brocken, daß nichts umkomme!" Da sammelten sie und füllten zwölf Körbe mit Brocken von den fünf Gerstenbroten, die übrig blieben denen, die gespeist worden. Da nun die Menschen das Zeichen sahen, das Jesus tat, sprachen sie: "Das ist wahrlich der Prophet, der in die Welt kommen soll!" Da Jesus nun merkte, daß sie kommen würden und ihn haschen, daß sie ihn zum Könige machten, entwich er abermals auf den Breg, er selbst allein.

01] Hier habt ihr eine jener Taten vor euch, die bei den Juden am meisten Aufsehen erregten, und zwar in solchem Grade, daß die Augenzeugen Mich zum Könige ausrufen wollten und Mich deshalb zwangen, ihren Absichten auszuweichen, indem Ich Mich allein auf den Berg in die Einsamkeit zurückzog.

02] Nun, die Handlung an und für sich ist für Mich, als Herr und Schöpfer eine nicht so große und wichtige gewesen, wenn Ich veranlaßte, daß sich aus den Stoffen der Luft die fünf Gerstenbrote und die zwei Fische stets ergänzten, und zwar so, daß sie bequem für fünftausend Mann ausreichten und vom Brote noch zwölf Körbe voll übrig blieben. Für die Mich umlagernden Menschen aber war es wohl ein Wunder, welches Meine göttliche Abkunft und Meine Macht schlagend bewies. Es wurde von den Juden nicht geistig, sondern ihrem materiellen Interesse gemäß aufgefaßt, da sie Mich nach dieser Handlung zu ihrem König ausrufen wollten. Ich mußte Mich von ihnen zurückziehen; denn erstens war jenes nicht der Zweck Meines Erdenwandels, und zweitens war Meine Zeit des ,Erhöhtwerdens` noch nicht gekommen, welches Wort - sooft Ich es auch aussprach - ebenfalls nie begriffen wurde, bis die Kreuzigung es erklärte und Meine Himmelfahrt auch geistig die Erhöhung in Erfüllung brachte.

03] Die Handlung des Verteilens der Gerstenbrote und Fische hat aber ihre geistige Entsprechung, die eigentlich das Wesentliche ausmacht. Schon einmal sagte Ich euch, daß Mein ganzer irdischer Lebenswandel, besonders Meine Lehrjahre und Meine während dieser Zeit gesprochenen Worte und ausgeübten Taten, sich bei Meinem künftigen Wiederkommen wiederholen werden, und zwar geistig.

04] So ist auch diese Handlung eine derjenigen, die jetzt in ihrer Entsprechung vor sich geht. Was einst für die fünftausend Mann gegolten hat, das gilt jetzt für die Menschen im allgemeinen. Damals war Mein Wirkungskreis das Judenvolk, als der mit Mir lebende, empfänglichste Teil der Menschheit, und sein Land, als die für Meine Taten ausgewählte Welt. Jetzt, da Meine Lehre über die ganze Erde ausgebreitet und, obgleich nur von wenigen befolgt, doch vielen bekannt ist,jetzt ist auch jede Tat aus jenen Zeiten im größeren, im geistigen Sinn zu nehmen, wenn sie sich wiederholt, wie Ich es angedeutet habe.

05] Nun fragt es sich: Was haben die Gerstenbrote, was die Fische zu bedeuten? Warum waren es bloß fünf Gerstenbrote und zwei Fische? Denn seht, bei Handlungen Gottes hat alles eine geistige und tiefe Bedeutung, und es ist nicht wie bei euch Menschen, die ihr oft viel redet oder sogar handelt, aber nicht im mindesten wißt, was ihr sagt, oder was ihr tut.

06] Um nun das erste - nämlich die Frage: Was waren die Gerstenbrote, und was waren die Fische? - zu erklären, muß Ich euch darauf aufmerksam machen, aus welchem Teil der Erde das eine, und woher das andere seinen Ursprung hat.

07] Die Gerstenbrote stammen aus der Erde, aus der das Korn vom Dunklen der Erde entwachsend zur höheren Lichtweihe der Sonne emporstrebt und so das in der Erde Aufgesogene durch Licht und Wärme zur Frucht ausreift, welche Frucht dann, geistigere Elemente enthaltend, durchs Brotbereiten geeignet wird, diese Erdstoffe in geistig höhere des menschlichen Körpers umzuwandeln.

08] Die Brote sind also das Resultat von Prozessen der Erde und des Himmels.

09] Die Fische sind Produkte des im Wasser vorhandenen Stoffes, zu lebendigen Wesen ausgeboren.

10] Das Wasser selbst ist ein leichtbewegliches Element, ist verdichtete Luft. Und wie die Luft verdichteter Äther ist und der Äther die Geburtsstätte aller Elemente, so ist die Luft die Erzeugerin der Stoffe im Wasser und das Wasser selbst wieder Erzeuger der festen Erdteile und der darauf vorkommenden Pflanzen und Tiere. Das Wasser war und ist die große Mutter, aus welcher euer Erdball entstand, und noch jetzt könnt ihr, wenn ihr chemisch die Körper der lebenden Wesen, ja selbst euren Körper untersucht, sehen, daß das Wasser der Träger, Ernährer und Erhalter eures eigenen Leibes ist.

11] Was die Vögel in der Luft sind, das sind die Fische im Wasser; sie sind die Vögel in der verdichteten Luft. Wie das Gerstenkorn, aus Grobmateriellem bis zur höheren geistigen Stufe sich herausringend, fähig wird, als Ausgleichsstoff vom menschlichen Körper aufgenommen zu werden, so ist der Fisch ebenfalls ein Bestandteil der im Wasser aufgelösten Stoffe, welche, in ihm zum Festen, Körperlichen gestaltet, fähig gemacht werden können, sich mit den Bestandteilen des menschlichen Körpers zu verbinden. Nur müssen vorher durch die Wärme der Luft oder des Feuers seine festeren Teile von den Lichtteilen getrennt werden, d.h. er muß getrocknet oder gekocht werden, um dem Menschen in seinem Organismus nützlich zu sein, so wie auch das Gerstenkorn, nachdem es zermalmt, zu Teig gemengt und durch die Wärme der wässerigen Bestandteile wieder entledigt ist, dem Menschen zu gesunder Nahrung dienlich sein kann.

12] Hier hätten wir also die Bestandteile des Brotes und die der Fische erörtert; es handelt sich also jetzt noch um die Zahl. Warum waren es gerade fünf Brote und zwei Fische?

13] Seht, wenn ihr diese gegenstände zusammenzählt, so erhaltet ihr die Zahl Sieben, eine Zahl, die in allen Dingen mehr oder weniger vorhanden ist und stets mit der Zahl Drei einen Faktor ausmacht, welcher zur Erschaffung, Erhaltung und Verwandlung eines jeglichen Dinges nötig ist, wenn es auf höhere Stufen fortschreiten soll.

14] Die Zahl Sieben ist, ebenso wie die Zahl Drei, eine Meiner Grundzahlen, die Ich in Mir selbst, als Gott, Schöpfer und Herr, vorstelle.

15] Seht, wenn ihr die Zahl Sieben genau betrachtet, so werdet ihr finden, daß drei auf der einen, drei auf der anderen Seite und die vierte Zahl in der Mitte steht. Das heißt: Die Göttlichkeitszahl Drei ist in der Gotteszahl Sieben zweimal enthalten und gestaltet sich so, daß eben die vierte Zahl in der Mitte, vereint mit den beiden drei auf jeder Seite, die 'heilige` Zahl Sieben ergibt, die Mein geistiges Ich ausdrückt.'

16] Wenn in jedem geschaffenen Wesen die Dreizahl als Prinzip seiner Existenz nötig ist, so steht diese Zahl in der Gottheit selbst zweimal da, und zwar noch mit dem Zusatz einer Mitte, um die sich alles andere schart.

17] Die geschaffenen Wesen können die Dreizahl in ihrer höchsten Vollkommenheit wohl erreichen, wie die Engelsgeister, - aber die Gottheit hat stets dieselbe Zahl im doppelten Maß und eine nie erreichbare Mitte, welche sie zum Herrn alles Geschaffenen stempelt.

18] Daß ihr die Siebenzahl in so vielen Gegenständen der Schöpfung findet, hat seinen Grund darin, daß diese Gegenstände, in denen diese Zahl am meisten hervortritt, dem Schöpfer alles Seienden am nächsten stehen und reine Ausflüsse von Ihm selbst sind. So seht ihr z.B. die Siebenzahl in den Farben und in den Tönen, weil eben die Lichtstrahlen in ihrer Brechung materiell die sieben Eigenschaften des Schöpfers und die sieben Töne die sieben großen harmanischen Gesetze des geistigen Lebens in sich einschließen.

19] Wollt ihr nun diese Siebenzahl von Broten und Fischen mit Worten ausgedrückt lesen, so heißen sie:

20] Liebet Gott über / alles und / den Nächsten wie euch-selbst!

21] Die ersten vier Worte bezeichnen die Gerstenbrote, die geistig den Menschen ernähren und ihn zum höheren, geistigen Sein auszeitigen sollen, wovon wieder die ersten drei den Grad der Liebe zu Gott ausdrücken, während die andern drei das Maß der Nächstenliebe bezeichnen. Das Wort ,alles` und das Bindewort ,und` aber bezeichnen den Mittelpunkt der göttlichen Liebe, d.h.: mehr als alles soll die Liebe zu Gott sein, welche aber nur durch die Verbindung mit den nächstfolgenden drei - den-Nächsten wie euch-selbst - in Ausführung gebracht werden kann. Denn ihr könnt Mich als Gott nicht lieben ohne die Nächstenliebe; ihr könnt Mich nicht über alles lieben, wenn ihr nicht euren Nächsten wie euch selbst liebt.

22] Also die drei ersten Worte mögen erreicht werden, sowie die drei letzten, nur das mittlere ,alles` nebst dem Bindungswort ,und` bezeichnen die Unerreichbarkeit, obwohl ewiges Fortschreiten möglich ist; denn - was ist ,alles`, und wo hört die Nächstenliebe auf?

23] Das ,alles', sowie die größte Nächsten und Vaterliebe gipfeln nur in Mir! Ich allein bin gesättigt von dieser Liebe. Ich allein repräsentiere das ,alles` in seiner ganzen Unendlichkeit, und in Meiner nie versiegenden Langmut und Geduld seht ihr die Nächsten oder Bruder- und Vaterliebe in ihrer höchsten Ausbildungsstufe in Mir vereinigt.

24] Wie Ich euch früher sagte, daß das Gerstenkorn, aus der finsteren Erde zum Licht sich drängend, seine Frucht zur Reife bringt, so ist es auch mit der Gottesliebe, welche den materiellen Menschen aus seinen finsteren Leidenschaften zum höheren moralischen Licht erheben und führen soll.

25] Und wie Ich euch sagte, daß die Fische Produkte der verdichteten Luft sind, also eines leichteren Elements als der Erde, so soll die Nächstenliebe, euch vom festen Materiellen abziehend und statt der Sorge für sich selbst, geistigeren Gefühlen in euren Herzen Platz machend, die Ähnlichkeit der Gottesliebe ausdrücken; denn nur in der Nächstenliebe könnt ihr zeigen, wie ihr Gott liebt, und das nie zu erreichende ,alles` erhält dort gingen annähernden Maßstab in dem Worte ,wie euch selbst`.

26] Wie das Brot gemacht wird aus zermalmtem Korn unter dem Einfluß von Wasser und Wärme, so soll auch die Gottesliebe entstehen aus der Vernichtung des Materiellen, erwärmt durch Meine Lehre. Und wie die Fische getrocknet oder gekocht werden, so soll auch die Nächstenliebe, an der Sonne der ewigen Liebe alle ihre Nebengedanken des Egoismus aufgebend, sich mit allem Eifer dem Wohle des Mitbruders widmen und der Mensch kein anderes Wort als Maßstab seiner Handlungen erkennen als das ,Für dich, und nicht für mich!`

27] So ist schon seit längerer Zeit mit diesen wenigen Worten Meiner einzigen Gesetze, die Ich den Menschen zur Befolgung gegeben habe, der Weg angebahnt worden, ihnen zu entsprechen.

28] Stets wird der Drang, unter welchem diese zwei Gesetze ihre Beachtung fordern, reger werden; und es muß auch der Zeitpunkt kommen, wo, durch diese sieben Worte des Himmels gesättigt, die ganze Menschheit Mich zu ihrem König ausrufen wird. Dann werde Ich aber nicht - wie einst -, Mich verbergen, den Wünschen Meiner Kinder ausweichen, sondern in aller Glorie und Macht zu allen kommen, die Mich gesucht, erkämpft und gefunden haben.

29] Aber nicht einen König werden sie finden, sondern einen Hirten, der seine Schafe dann in die Gefilde des Lichts führen wird, wo jedes materielle Streben aufgehört hat und im ewigen geistigen Fortschreiten die immer mehr zunehmende Gottes und Nächstenliebe Wonnen an Wonnen, Seligkeiten an Seligkeiten reihen wird, um euch zu beweisen, daß Ich das, was Ich einst mit fünf Gerstenbroten und zwei Fischen getan, nun auch mit sieben Worten des größten geistigen Inhalts ebenfalls erreicht habe, nämlich: wie einst die materielle Sättigung Meiner Zuhörer und Nachfolger, so jetzt die Sättigung Meiner vergeistigten Kinder. So ist immer, auch im kleinsten Wort aus Meiner irdischen Lebensbahn, ein Stein zum einstigen großen Geistesgebäude gelegt worden, in welchem alles den Endschluß finden wird, der in der zwischen den Dreizahlen stehenden Mitte, Meinem Ich, mit Meiner geistigen und materiellen Schöpfung das ,alles` ausmacht, aus dem alles hervorging, und zu dem wieder alles zurückkehren wird und muß. Amen.


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