Jakob Lorber: 'Die drei Tage des 12-jährigen Jesus im Tempel'


20. Kapitel: Die zweite Nacht in der Herberge. Joram und Barnabe auf der Suche nach passenden Jesaiatexten.

Originaltext 1. Auflage 1861 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 8. Auflage 1975 Lorber-Verlag

01] Ich, der Richter und der alte Simon begaben uns in die, in der wir schon eine Nacht zubrachten, und in der gewöhnlich die Nazaräer in Jerusalem sich aufzuhalten pflegten,

02] denn es war in Jerusalem schon eine alte Sitte, daß eine jede Stadt vom ganzen Judenreiche eine den gleichen Namen tragende Herberge hatte; und das war darum, daß, so Jemand von Jerusalem, oder auch von einer andern Stadt mit Jemanden etwas abzumachen hatte, oder einen andern Aufschluß aus irgend einer Stadt haben wollte, er bloß in die gleichnamige Herberge zu gehen brauchte, und dort sicher täglich einen oder auch mehrere aus der gleichnamigen Stadt nach Jerusalem in irgend welchen Geschäften Angekommene antraf.

03] Diese Sitte hatte sich auch nach Europa mit der Zeit verbreitet, und hatten in früheren Zeiten die Aushängschilder der Gasthäuser auch eine ähnliche Bestimmung; in der Jetztzeit ist davon freilich keine Spur mehr.

04] Ich habe dieß nur angefügt, damit man später leichter begreifen wird, wie Meine Nähreltern Mich am dritten Tage als am Tage ihrer Rückkunft, und zwar gegen den Abend hin, ganz leicht finden müssen, da sie in der Herberge Namens Nazareth Mich ehst erfragt haben, wo Ich Mich des Tages aufgehalten.

05] Die Templer hatten nach ihrem Abendmahle sich dieß Mal auch zum größten Theil zur Ruhe begeben; nur Joram und Barnabe nahmen den Jesaias zur Hand, und suchten darinnen Texte, die auf Mich oder auf irgend einen andern Messias gar nicht absonderlich passen würden. - Mit der Zeit werden auch die Beiden vom Schlafe übermannt, und begeben sich zur Ruhe.

06] Wie ein Augenblick verfliegt für die Müden die Nacht, und also war es auch hier der Fall; die Templer wollten sich noch ein Mal umdrehen, aber der schon sehr hell gewordene Tag forderte sie zum Wachbleiben auf, um sich zu begeben an ihr ihnen obliegendes Geschäft, was ihnen für den Tag gar nicht munden wollte, auch sogar dem Joram und dem Barnabe nicht, weil sie im ganzen Jesaias keine so recht schlagende Stelle finden konnten, die Mich zum Schweigen hätte nöthigen können.

07] Joram sagte beim Suchen zum Barnabe: "Man ist ja gerade wie verhexet! - Sonst habe ich gleich ein paar Dutzend der für diesen Zweck passenden Stellen gerade auf der Nase sitzen gehabt; jetzt suche ich schon eine Stunde lang wie ein müder Rabe sein Nest, und finde nichts, aber ja auch gar nichts daran!

08] Wolle der Knabe denn schon durchaus zur Folge seiner außerordentlichen Eigenschaften, so sie ihm auch im Mannesalter bleiben, (?) Messias bleiben wollen, no so soll er es bleiben, da liegt doch wahrlich nicht gar zu besonders Vieles daran! - Verlassen ihn aber etwa späterhin diese; da wird er seine Idee schon von selbsten fahren lassen. - Nehme aber das Buch dennoch mit; denn wir könnten es etwa doch noch brauchen im Verlaufe des heutigen Tages!? Nun aber gehen auch wir in den Sprechsaal; denn es werden dort schon die Meisten versammelt sein."

09] Darauf erheben sich Beide, und begaben sich schleunigst in den Sprechsaal.

01] Ich, der Richter und der alte Simon begaben uns in die Herberge, in der wir schon eine Nacht zubrachten, und in der gewöhnlich die Nazaräer in Jerusalem sich aufzuhalten pflegten.

02] Denn es war in Jerusalem schon eine alte Sitte, daß eine jede Stadt vom ganzen Judenreiche eine den gleichen Namen tragende Herberge hatte. Und das war darum, daß, wenn jemand von Jerusalem oder auch von einer andern Stadt mit jemandem etwas abzumachen hatte oder einen andern Aufschluß aus irgendeiner Stadt haben wollte, er bloß in die gleichnamige Herberge zu gehen brauchte und dort sicher täglich einen oder auch mehrere aus der gleichnamigen Stadt nach Jerusalem in irgendwelchen Geschäften Angekommene antraf.

03] Diese Sitte hatte sich mit der Zeit auch nach Europa verbreitet. In früheren Zeiten hatten die Aushängeschilder der Gasthäuser eine ähnliche Bestimmung; in der Jetztzeit ist davon freilich nahezu keine Spur mehr.

04] Ich habe dies nur angefügt, damit man später leichter begreifen wird, wie Meine Nähreltern Mich am dritten Tage als am Tage ihrer Rückkunft, und zwar gegen den Abend hin, ganz leicht haben finden müssen, da sie in der Herberge namens ,Nazareth' Mich ehest erfragt hatten, wo Ich Mich des Tages aufgehalten habe.

05] Die Templer hatten nach ihrem Abendmahl sich diesmal auch zum größten Teile zur Ruhe begeben. Nur Joram und Barnabe nahmen den Jesaias zur Hand und suchten darinnen Texte, die auf Mich oder auf irgendeinen andern Messias nicht sonderlich passen würden. Mit der Zeit aber wurden auch die beiden vom Schlafe übermannt und begaben sich zur Ruhe.

06] Wie ein Augenblick verfliegt für die Müden die Nacht; und so war es auch hier der Fall. Die Templer wollten sich noch einmal umdrehen, aber der schon sehr , hell gewordene Tag forderte sie zum Wachbleiben auf und sich zu begeben an ihr ihnen obliegendes Geschäft, was ihnen für den Tag gar nicht munden wollte - auch sogar Joram und dem Barnabe nicht, weil sie im ganzen Jesaias keine so recht schlagende Stelle finden konnten, die Mich zum Schweigen hätte nötigen können.

07] Joram sagte beim Suchen zum Barnabe: "Man ist ja gerade wie verhext! Sonst habe ich gleich ein paar Dutzend der für diesen Zweck passenden Stellen gerade auf der Nase sitzen gehabt - und jetzt suche ich schon eine Stunde lang wie ein müder Rabe sein Nest und finde nichts, aber auch gar nichts!"

08] Sagte Barnabe: "Liegt aber ja auch gar nichts daran! Wollte der Knabe denn schon durchaus zufolge seiner außerordentlichen Eigenschaften, so sie ihm auch im Mannesalter verbleiben, Messias werden wollen, na, so soll er dabei bleiben! Da liegt doch wahrlich nicht gar besonders viel daran! Verlassen ihn etwa späterhin diese Eigenschaften, da wird er seine Idee schon von selbst führen lassen! Nimm aber das Buch dennoch mit, denn wir könnten es etwa doch noch brauchen im Verlaufe des heutigen Tages! - Nun aber gehen auch wir in den Sprechsaal, denn es werden dort schon die meisten versammelt sein!"

09] Darauf erhoben sich beide und begaben sich schleunigst in den Sprechsaal.

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