Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 80


Jesu Besuch beim Wirte in Kana. Heilung des kranken Kindes. Ein Evangelium für stillende Mütter.

01] Darauf zogen wir schnell von da (diesem Ort) und kamen gen Abend nach Kana in Galiläa, allwo Ich das Wasser zu Wein gemacht hatte. Wir kehrten in demselben Hause ein, da es auch eine bedeutende Herberge war. Daß wir allda auch mit der größten Freundlichkeit aufgenommen wurden, braucht kaum näher erwähnt zu werden.

02] Das junge Ehepaar hatte schon ein Kind, und zwar einen Knaben; aber das kaum etliche Wochen alte Kind litt an bösen Fraisen (Krämpfen) und zwar infolge eines Schrecks, den die junge Mutter noch im Wochenbette dadurch erlitt, weil in einem nachbarlichen Hause ein Feuer entstand, das aber bald gelöscht wurde. Die jungen Eltern, wie auch ihre noch lebenden Alten, versuchten alles, das Kind von diesem Übel zu heilen; aber da war alles vergebens.

03] Als Ich aber ins Haus trat und sie Mich wohl erkannten, da fielen sie vor Mir auf die Knie nieder und sagten (die Jungen Eltern): ”O Meister, Dich hat wahrlich Gott zu uns geführt, auf daß Du heilest unser einziges Kind! Oh, wir bitten Dich inbrünstigst darum! Daß Dir alles möglich ist, das wissen wir schon lange.“

04] Sagte Ich: ”Steht auf; denn es ziemet sich nicht, daß Menschen vor Menschen sich auf die Knie werfen!“

05] Sagte das Junge Ehepaar: ”O Meister, wir wissen es aber, daß Du mehr bist als nur ein Mensch, und so geziemt es sich wohl, daß man sich vor Dir auf die Knie wirft! O hilf unserem Kinde!“

06] Sagte Ich: ”Nun, nun, so steht auf, und bringt Mir her das kranke Kind!“

07] Da erhoben sich die Eltern schnell vom Boden und brachten Mir das Kind. Ich aber legte ihm die Hände auf und segnete es, und im Augenblick ward das Kind also heiter und gesund, als so ihm nie etwas gefehlt hätte.

08] Darauf sagte Ich zur jungen Mutter: ”Du aber sei vorsichtig in der Folge! So irgend etwas dein Gemüt stark erregt hat, und du hast noch ein Kind an der Brust, da lasse das Kind so lange nicht saugen, bis dein Gemüt wieder in eine völlige Ruhe zurückgekehrt ist! Denn mit der Muttermilch können allerlei Übel im Leibe und sogar in der Seele der Kinder entstehen. Dies merkt euch! - Nun aber sorget, daß wir alle ein Abendmahl bekommen!“

09] Die Eltern dankten Mir über alle Maßen für diese Wohltat und gingen, um für uns ein Nachtmahl zu bereiten.

10] In einer Stunde war schon alles fertig, und wir wurden in einen großen und ganz neu erbauten Speisesaal geführt, allwo wir das sehr wohlbereitete Nachtmahl einnahmen. Nach dem Mahle aber fragte Ich den jungen Hauswirt, wann und wie, und von wem dieser sehr schöne und sehr geräumige Speisesaal erbaut wurde.

11] Da sagte der Wirt: ”Ja, Herr, da ging es wahrlich auch nicht so ganz mit natürlichen Dingen zu! Die Baumeister waren Joses und Joel, respektive Söhne des Joseph und Deine Stiefbrüder. Aber es ging das sehr sonderbar zu. Sie hatten nur zwei Gehilfen, und als sie die Zedern zu behauen anfingen, da dauerte diese Arbeit, die sonst wenigstens zehn Tage vonnöten gehabt hätte, kaum einen Tag, und das Zusammenfügen der Bäume (der Balken), das Aufstellen des Daches und das Legen der Böden, wie das Verfertigen alles dessen, was da im Saale sich vorfindet, kostete geradesoviel Zeit, als wie viele Tage nach Moses Gott der Herr zur Erschaffung des Weltteils benötigte.

12] Kurz und gut, nach der Meinung eines jeden Sachverständigen würde die Herstellung eines solchen Saales beinahe ein gutes halbes Jahr benötigen, und das mit mehr und sehr fleißigen Bauleuten, - und dieser Saal ward von nur vier Bauleuten in sechs Tagen also hergestellt, wie er nun dasteht, und das wird etwa doch auch ein offenbares Wunder sein!

13] Die beiden Brüder sagten es selbst: "Da hilft uns unsichtbar der Geist unseres göttlichen Bruders!" Und es war sicher auch also, da mir das sogar Deine liebe Mutter Maria, die uns oft besucht, auch als etwas sicher Wahres anzeigte. - Ist es nicht also, Herr und Meister alles Lebens und Seins?“

14] Sagte Ich: ”Nun ja, so soll es also auch sein! Aber nun sorget auch für Nachtlager; denn wir sind alle gliedermüde geworden! Morgen werden wir ein Weiteres darüber zu reden Zeit gewinnen.“

15] Das wurde denn auch schnell bewerkstelligt, und wir begaben uns zur Ruhe.



Home  |    Inhaltsverzeichnis Band 6  |   Werke Lorbers