Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


19. Kapitel: Bischof Martins Bedenken wegen der ergebnislosen Arbeit. Hinweis des Petrus auf die hohlen, geistlosen Verrichtungen eines katholischen Bischofs.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Dieses Zunichtewerden der Fische fängt, je länger es dauert, desto mehr den B. Martin zu geniren an, so daß er nun schon ganz ärgerlich wird und bei sich also zu murmeln anfängt: „Ist aber das doch eine blitzdumme närrische Arbeit! Ich bin schon nahe ganz hin vor lauter Fische herausheben, und hin an's Ufer schleudern, und das alles für nichts und wieder nichts; denn es bleibt ja keiner, ein jeder vergeht, wie Butter an der Sonne; das wird etwa doch merkwürdig dumm sein?! Nein, ist aber das doch eine extra ordinär blitzdumme Arbeit!?

02] Ich muß denn doch einmal genauer nachsehen, wohin denn diese Fische so schnell kommen? Hm, hm, hmmm; kann nichts bemerken! wieder ein Wurf von meinem Kollegen, und nichts bleibt in diesem Reiche der Unvergänglichkeit, das ist eine schöne Unvergänglichkeit - das. Auf der Erde bleibt von dem Dagewesenen zum wenigsten nicht viel übrig; aber von gar nichts ist da gar keine Rede so wie hier; denn hier bleibt von dem einmal Daseienden gar nichts übrig.

03] Ich habe mich schon so auf einen, etwa heiß abgesottenen Lachs, Stör, oder sonst einen Fisch gefreut; aber bei der alles verzehrenden Schärfe dieser Geisterweltluft, die für die Fische sehr eingenommen zu sein scheint, wird damit ganz enorm wenig herausschauen!? Ich habe zwar freilich wohl noch so ganz eigentlich keinen Hunger; aber so ein ziemlich fühlbares Appetitchen wandelt mich schon dennoch an! und der Gedanke an einen heiß abgesottenen Lachs macht mir den ganzen Mund wässrig!

04] Es ist zwar hier um eine ganze Million besser, als da war mein früherer Stand; aber diese luftige Fischerarbeit wird sich so für die ganze Ewigkeit auch nicht übel machen! Es ist auch merkwürdig, wie es hier schon lange morgendämmert; aber von einer Sonne, die da aufgehen soll, kommt nichts zum Vorscheine?!

05] Sonderbare Welt, sonderbares Sein! Mann kann's nehmen und betrachten, wie man's will, so ists und bleibts dumm. Diese meine einzigen Freunde sind zwar sehr weise in ihren Worten, aber dafür desto dummer im Handeln; man nehme nur diese leere ganz zwecklose Fischerei an; was ist doch das für eine läppisch-tolle Arbeit; und doch betreiben sie diese Zwei, als wenn das Heil der Ewigkeit davon abhinge; aber was will ich machen? 'was Besseres habe ich nicht zu erwarten, und so muß es in Gott's Nam' gut sein; daher nur lustig diese Luftfische herausgefischt, vielleicht wird nachher doch wieder etwas Anderes zum Vorscheine kommen?"

06] Petrus fragt den Bischof Martin: „Was murmelst denn du so in dich hinein? bist etwa schon müde?"

07] Spricht B. Martin: „Müde, Freund, bin ich gerade nicht, aber ich muß dir offen gestehen, daß mir diese Arbeit denn doch ein Bischen spaßig vorkommt, trotzdem ich mehr als überzeugt bin, daß du und besonders unser Meister sehr weise Männer seid.

08] Schau, schau, nun arbeiten wir schon eine ziemlich geraume Zeit blos für die Luft, oder noch besser für nichts; der erste große Fisch ist beim Plunder, und der zweite 10köpfige, ich seh' nichts mehr von ihm? Diese Kleinfische werden von der Luft schon eher verzehrt, als sie noch den Boden berühren; frage, wozu ist solch eine leere Arbeit wohl gut?

09] Ich erkenne euch wohl, wie gesagt, für sehr weise Männer, und es wird diese Arbeit vielleicht wohl auch einen sehr weisen Zweck haben; aber lasset mich doch auch ein Bischen erfahren, warum wir diese anscheinend höchst leere Arbeit verrichten, und wozu das so ganz eigentlich gut ist, oder sein wird?"

10] Spricht Petrus: „Schau, schau, du lieber Freund und Bruder; da du auf der Welt ein Bischof warst, sage, wie noch viel leerere Arbeiten hast du verrichtet; hätte dich aber wohl Jemand fragen dürfen, wozu sie in der Wahrheit gut wären? und ob an ihnen wohl in der Wirklichkeit etwas gelegen wäre? z. B. an der Glocken-Taufe, Orgelweihe, an den verschiedenartigen sogenannten priesterlichen Gewändern!

11] Welche Bedeutung und Kraft hätte die Impfel, der Mantel, der Chorrock, die Stehle, das Meßgewand, das Predigerhemd, das Quadratel, und tausend derlei Dinge mehr? Welche Kraft liegt etwa doch in den verschiedenartigsten Mönchskutten? Warum ist ein und derselben Mariä Bild wunderthütiger als das andere? Warum ist der Florian für's Feuer, und warum Johann Nepomuk für's Wasser, da doch Beide in's Wasser geworfen wurden, der eine in Oberösterreich, bei Linz, in die Donau, der andere in Böhmen, zu Prag, in die Moldau?

12] Warum ist unter den 14 Nothhelfern Jesus nicht auch vorfindlich, und warum wird in der heiligen ‚Bitt für uns'-Litannei zuerst von den Menschen Gottes Barmherzigkeit angerufen, da sich nachher die Betenden dennoch an die Heiligen um Fürbitte wenden? Warum wenden sie sich zuerst an Gott, und nachher erst an die Heiligen? Wollen sie etwa Gott bewegen, die Heiligen anzuhören? Können sie aber gleich anfangs Gott bewegen, wozu rufen sie dann die Heiligen an?

13] Warum wird im sogenannten Rosenkranze Maria 10 Mal, und Gott nur einmal mit des Herrn Gebete angerufen? Warum sind in einer Kirche große, kleine, hölzerne und metallene Kruzifixe in Abundanz (Ueberfluß) vorhanden, und warum wenigstens noch einmal so viel Marias in allen möglichen Formen?

14] Was ist zwischen einem solennen Amte, und zwischen einer gemeinen stillen Messe für den Geist für ein Unterschied? Wann hat Christus, Petrus oder Paulus dieses im Geldpreise verschieden hochstehende, sogenannte unblutige Opfer, eingesetzt? Wie muß das Herz Gottes beschaffen sein, daß es ein höchstes Wohlgefallen haben kann, Seinen Sohn täglich eine Millionmal und mehr abschlachten zu sehen?

15] Schau, schau, du mein lieber Freund, tausenderlei, und noch eine Unzahl mehr so ganz leerer und vollkommen geistloser Verrichtungen vollführtest du in der Welt, ohne selbst nur im Geringsten daran zu glauben, und doch ist dir bei solch leerer Fischerei dennoch nie eingefallen, wenigstens dich selbst zu fragen, wozu solch leere Arbeit? Sie ist dir bezahlt worden, wirst du sagen; gut, auch hier darfst du nicht umsonst arbeiten; was willst du denn da noch mehr?

16] Ich aber sage dir, diese Arbeit ist beiweitem nicht so gehaltlos, wie da war deine irdische; darum murmle künftig nicht mehr in dich hinein, sondern rede offen, was dich drückt, da werden wir mit unserer Leerfischerei bald zu Ende sein; aber so du noch lange so einen römischen Geheimnißkrämer machen wirst, da werden wir noch lange zu fischen haben, und der Fang wird lange noch so hübsch zu Nichte werden, gleich unserer Belehrung in deinem Herzen! Verstehe das und nehme nun wieder deinen Tauchbähren zur Hand, und arbeite fortan unverdrossen."

01] Dieses Zunichtewerden der Fische fängt, je länger es dauert, desto mehr den Bischof Martin zu genieren an, so daß er nun schon ärgerlich wird und bei sich zu murmeln anfängt: »Ist aber das eine blitzdumme närrische Arbeit! Ich bin schon beinahe ganz hin vor lauter Fische-herausheben und Hin-ans-Ufer-Schleudern, und das alles für nichts und wieder nichts! Denn es bleibt ja keiner: ein jeder vergeht wie die Butter an der Sonne! Das wird etwa doch merkwürdig dumm sein? Nein, ist aber das eine extraordinär blitzdumme Arbeit!

02] Ich muß doch einmal genauer nachsehen, wohin denn diese Fische so schnell kommen! - Hm, hm, kann nichts bemerken! - Wieder ein Wurf von meinem Kollegen, und nichts bleibt in diesem Reiche der Unvergänglichkeit! Eine schöne Unvergänglichkeit - das! Auf der Erde bleibt von dem Dagewesenen wenigstens nicht viel übrig; aber von gar nichts ist da keine Rede so wie hier, denn hier bleibt von dem einmal Daseienden gar nichts zurück!

03] Ich habe mich schon so etwa auf einen heißen abgesottenen Lachs, Stör oder sonst einen Fisch gefreut. Aber bei der alles verzehrenden Schärfe dieser Geisterweltluft, die für die Fische sehr eingenommen zu sein scheint, wird damit enorm wenig herausschauen! Ich habe zwar freilich noch eigentlich keinen Hunger; aber ein ziemlich fühlbares Appetitchen wandelt mich dennoch an, und der Gedanke an einen heiß abgesottenen Lachs macht mir den ganzen Mund wässrig!

04] Es ist zwar hier um eine ganze Million besser, als da war mein früherer Stand; aber diese luftige Fischerarbeit wird sich für die ganze Ewigkeit auch nicht übel machen! Es ist auch merkwürdig, wie es hier schon lange morgendämmert; aber von einer Sonne, die da aufgehen soll, kommt nichts zum Vorschein!

05] Sonderbare Welt, sonderbares Sein! Man kann's nehmen und betrachten, wie man's will, so ist's und bleibt's dumm! Diese meine einzigen Freunde sind zwar sehr weise in ihren Worten, aber dafür desto dümmer im Handeln! Man nehme nur diese ganz zwecklose Fischerei an! Was ist das doch für eine läppisch-tolle Arbeit, und doch betreiben sie diese zwei, als wenn das Heil der Ewigkeit davon abhinge! Aber was will ich machen? Was Besseres habe ich nicht zu erwarten, und so muß es in Gott's Namen gut sein! Daher nur lustig diese Luftfische herausgefischt; vielleicht wird nachher doch wieder etwas anderes zum Vorscheine kommen!«

06] Petrus fragt den Bischof Martin: »Was murmelst du denn so in dich hinein? Bist etwa schon müde?«

07] Spricht Bischof Martin: »Müde, Freund, bin ich gerade nicht. Aber ich muß dir offen gestehen, daß mir diese Arbeit denn doch ein bißchen spaßig vorkommt, trotzdem ich mehr als überzeugt bin, daß du und besonders unser Meister sehr weise Männer seid!

08] Schau, schau, - nun arbeiten wir schon eine ziemlich geraume Zeit bloß für die Luft, oder noch besser für nichts! Der erste große Fisch ist beim Plunder, und der zweite zehnköpfige? Ich seh' nichts mehr von ihm! Diese Kleinfische werden von der Luft schon eher verzehrt, als sie noch den Boden berühren! Frage: wozu ist solch eine leere Arbeit wohl gut?

09] Ich erkenne euch wohl als sehr weise Männer, und es wird diese Arbeit wohl auch einen sehr weisen Zweck haben. Aber laßt mich doch auch ein bißchen erfahren, warum wir diese anscheinend höchst leere Arbeit verrichten, wozu das eigentlich gut ist oder sein wird!«

10] Spricht Petrus: »Schau, schau, lieber Freund und Bruder! Als du auf der Welt ein Bischof warst, sage: wie viel noch leerere Arbeiten hast du verrichtet? Hätte dich aber wohl jemand fragen dürfen, wozu sie in Wahrheit gut wären und ob an ihnen wohl in Wirklichkeit etwas gelegen wäre - z. B. an der Glockentaufe, Orgelweihe, an den verschiedenartigen sogenannten priesterlichen Gewändern?

11] Welche Bedeutung und Kraft hätte die Impfel, der Mantel, der Chorrock, die Stole, das Meßgewand, das Predigerhemd, das Quadratel und tausend derlei Dinge mehr? Welche Kraft liegt etwa in den verschiedenartigsten Mönchskutten? Warum ist ein und derselben Mariä Bild wundertätiger als das andere? Warum ist der Florian fürs Feuer und warum Johann Nepomuk fürs Wasser, da doch beide ins Wasser geworfen wurden: der eine in Oberösterreich bei Linz in die Donau, der andere in Böhmen zu Prag in die Moldau?


12] Warum ist unter den vierzehn Nothelfern Jesus nicht auch vorfindlich? Und warum wird in der heiligen Bitt-für-uns-Litanei von den Menschen zuerst Gottes Barmherzigkeit angerufen, da sich nachher die Betenden dennoch an die Heiligen um Fürbitte wenden? Warum wenden sie sich zuerst an Gott und nachher erst an die Heiligen? Wollen sie etwa Gott bewegen, die Heiligen anzuhören? Können sie aber gleich anfangs Gott bewegen, wozu rufen sie dann die Heiligen an?

13] Warum wird im sogenannten Rosenkranze Maria zehnmal und Gott nur einmal mit des Herrn Gebet angerufen? Warum sind in einer Kirche große, kleine, hölzerne und metallene Kruzifixe im Überfluß vorhanden, und warum wenigstens noch einmal soviel Marias in allen möglichen Formen?

14] Was ist zwischen einem feierlichen Amte und zwischen einer gemeinen stillen Messe für den Geist für ein Unterschied? Wann hat Christus, Petrus oder Paulus dieses, im Geldpreise verschieden hochstehende sogenannte unblutige Opfer eingesetzt? Wie muß das Herz Gottes beschaffen sein, daß es ein höchstes Wohlgefallen haben kann, Seinen Sohn täglich millionenmal abschlachten zu sehen?

15] Schau, schau, du mein lieber Freund, eine Unzahl so ganz leerer und vollkommen geistloser Verrichtungen vollführtest du in der Welt, ohne selbst nur im geringsten daran zu glauben! Und doch ist dir bei solch leerer Fischerei nie eingefallen, wenigstens dich selbst zu fragen: "Wozu solch leere Arbeit?" Sie ist dir bezahlt worden, wirst du sagen! Gut, auch hier brauchst du nicht umsonst arbeiten! Was willst du denn da noch mehr?


16] Ich aber sage dir, diese Arbeit ist bei weitem nicht so gehaltlos, wie da war deine irdische! Darum murmle künftig nicht mehr in dich hinein, sondern rede offen, was dich drückt, da werden wir mit unserer Leerfischerei bald zu Ende sein! Aber so du noch lange so einen römischen Geheimniskrämer machen wirst, werden wir auch noch lange zu fischen haben; und der Fang wird noch lange so zunichte werden gleich unserer Belehrung in deinem Herzen! - Verstehe das! Nun nimm wieder deinen Tauchbären zur Hand und arbeite fortan unverdrossen!«

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