Jakob Lorber: 'Bischof Martin - Die Entwicklung einer Seele im Jenseits'


123. Kapitel: Geistiges Erwachen der andern Chinesen und der Mönche. Die eifersüchtigen Nonnen und ihre Demütigung.

Originaltext 1. Auflage 1896 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text u. Versnummerierung nach 3. Auflage 1960 Lorber-Verlag

01] Während die Gella solche gar löbliche Betrachtungen bei sich macht, kommen alle die Chinesen hinzu, und Einer aus ihnen spricht:

02] „Du unläugbarer Gottesbevollmächtigter, sage uns doch aus Deiner uns wohl bewußten großen Weisheit, was denn da wohl der so ganz eigentliche Grund ist, daß diese unsere Chanchah gar so übermächtig an Dir hängt? Sie hat ja eine solche Liebe zu Dir, daß wohl kein Mensch zum Lama eine größere haben könnte, so Dieser, wenn es möglich wäre, auch sichtbar vor ihm stünde."

03] Rede Ich: „Habet nur Geduld, diese Chanchah wird euch in Kürze alles kund geben, was euch hier zu wissen noth thut; nun aber forschet nicht weiter, sondern lasset euer Herz vor eurem Verstande einhergehen, so werdet ihr den sichersten und kürzesten Weg zu wandeln haben!"

04] Sagt darauf Einer aus ihnen wieder: „Das wird wohl sehr gut und ehrlich sein, und wir hoffen das auch von ihr; aber wird sie uns auch sagen können, was jenes Ungeheuer zu bedeuten hat, das du früher so urplötzlich zur Thüre hinaus gewiesen hast, nachdem es dem guten biedern Martin bevor allerlei Spuck vormachte, ja sich sogar in ein allerreizendstes Weibswesen verwandelte, um den armen biedern Martin zu fangen; war das nicht etwa ein Ormutzischer Abgesandter, oder war es etwa gar der Ormutz selbst?"

05] Rede Ich: „Auch das wird euch die Chanchah nicht vorenthalten; daher begebet euch nur wieder auf eure Plätze zurück, und harret dort in aller Freude solcher Löse; es sei!"

06] Auf diese Worte begeben sich alle die Chinesen wieder zurück, und thun, was Ich ihnen anbefohlen.

07] Aber auch mehrere der Mönche treten nun vor, und fragen Mich um ähnliche Bescheide; und es wird ihnen ebenfalls bedeutet, nun nur noch ein wenig zu ruhen, auf daß sie hinreichend gestärkt werden für die folgende Löse. Und sie treten auch zurück, und harren in aller Geduld und Freude.

08] Aber einige Nönnchen bilden einen Klub, und raunen einander zu: „Wir hatten zur Folge einiger Winke unserer Schwester, die nun Gella heißt, ja schon fast ganz geglaubt, dieser Chinesenfreund, der dem Drachen samt seinem Anhänge so kräftigst begegnen konnte, ist entweder der Erzengel Michael, oder wohl gar Jesus, der HErr Selbst; aber nach dem zu urtheilen, was er mit der, freilich viel schöneren Chinesin, als wie wir es sind, treibt, wie er sie herzet und koset, daß es schon völlig aus ist, so kann das wohl doch unmöglich weder Michael, und noch viel weniger der Herr Jesus sein!

09] Ach, ich möchte das sogar für eine große Sünde halten, vom Michael, und gar vom Herrn Jesus, so was nur schwach zu denken, als könnte Er, und noch dazu mit einer Heidin, so ein verliebtes Spiel treiben! Diese dumme Gretel aber genirt sich auch nicht im Geringsten vor uns. Nein, wie sie in seiner Brust herumwühlt, muß aber das doch eine verliebte Katze sein!

10] Wenn er Michael, oder der Herr Jesus wäre, da wäre er ja auch zu uns Christinnen gekommen, die wir auf Ihn doch ein unbestreitbares Vorrecht vor den Heiden haben; da er aber nur stets dieser Chinesin huldigt, uns aber nahe gänzlich aus aller Acht läßt, so wirds bei ihm, besonders mit der Jesusschaft wohl so einen hübsch starken Haken haben. Es ist nur dumm von unserer Schwester, wie auch sie dort stehen und losen kann, als wollte sie sich auch an seine Brust stürzen?! Mienen macht sie wenigstens schon derartige!"

11] Rede Ich zur Gella: „Mein Töchterchen, siehe, hier neben der Chanchah ist auch für dich ein Plätzchen. Komme auch du her, und mache deiner Liebe Luft!"

12] Gella fällt sogleich auch an Meine Brust, und ist voll Seligkeit.

13] Aber die Klubistinnen sagen: „Nein da haben wir's! Wie wir es uns gedacht haben, also ist es auch! Nein, da ist nichts mehr zu reden. Wenn nur der Hausherr Martin bald zurück käme, auf daß wir uns bei ihm beschweren könnten. Aha, aha, dort kommt er schon mit Borem und Chorel. Gehen wir ihm nur schnell entgegen!"

14] Als der Martin sieht, daß ihm der ganze, sehr zahlreiche Troß Weiber entgegen kommt, ersieht er aber auch zugleich, wo sie der Schuh drückt; er geht ihnen daher gar freundlich entgegen und spricht:

15] „Weiß schon, weiß schon, wo's euch drückt! Gehet daher nur wieder ganz ruhig und fein an eure Plätze zurück; denn für derlei Beschwerden habe ich keine Ohren. Nur das sei euch im Vorbeigehen gesagt, und das merket ihr euch fest und wohl: Wer Liebe will, der muß zuerst lieben! Denn Liebe läßt sich durch nichts, als nur wieder durch Liebe gewinnen; daher liebet auch ihr wie jene Beiden den Herrn, so werdet auch ihr Seine Brust gewinnen; verstehet ihr das?"

16] Sagen die vielen Klosterweiber: „Ach du lieber Herr dieses Hauses, wie könnten wir solches thun? siehst du denn nicht ein, daß wir die festesten Christinnen sind? jene Favoritin aber ist eine Heidin, und die Gella aber ist ohnehin schon von jeher eine Person von sehr leichter Art gewesen, darum sie auf der Erde auch voll von allerlei Teufelsanfechtungen war, und wird es daher nun auch nicht sparen, wie und wo es sich nur immer fügen wird, hier in diesem deinem himmlischen Hause solchen Anfechtungen ein willig Ohr und Herz zu weihen!

17] Jener Mann, den wir Alle nahe schon ganz für den Herrn Jesum oder wenigstens für Michael ansahen, wird wohl auch so hübsch ein um sehr Vieles tiefer unten stehender Geist sein, ansonst er sich doch sicher nicht mit den beiden leichten Personen gar so intim abgeben würde! Daher - "

18] Hier unterbricht sie der Martin und spricht: „Schon gut, schon gut, meine Lieben! Ich sehe es schon, ihr werdet auch noch in's Bad gehen müssen. Ich glaubte, ihr wäret Alle schon rein, in dem ihr doch schon tüchtig abgesotten, und darauf gewaschen worden seid; aber jetzt kommt aus euch ein ganz verborgener alter Rost und Schmutz zum Vorscheine; daher werdet ihr schon noch einmal in ein ganz scharfes Bad gehen müssen, bevor ihr werth sein werdet, jenem Heiligen euch zu nahen."

19] Schreien die Mönchinnen: „Was sagst du, wir baden? Du bist auch ein Unreiner, darum geht der Teufel bei dir aus und ein! oder haben wir etwa zu unserem größten Entsetzen nicht gesehen, wie du ehedem der schönen Teuflin einen Kuß hast geben wollen, hätte sie dich nicht zurückgestoßen! Wenn das so fort geht, so wird es etwa doch bald klar genug sein, in wessen Hände wir uns in diesem Hause befinden!?"

20] Spricht wieder der Martin ganz gelassen: „Ja, ja; nur in's Bad mit euch; baden, nur baden! dort hinter jener weißen Wand schwimmen nun 1000 so gar rare Fischlein herum, und baden sich; dort ist für euch auch noch Platz. Daher begebet euch nur so schön gutmüthig hin, und machet Gemeinschaft mit jenen Badegästen, sonst - - !"

21] Die Mönchinnen schreien im Zorn, und gehen auf ihre alten Plätze zurück.

01] Während Gella solch löbliche Betrachtungen bei sich macht, kommen alle die Chinesen hinzu. Einer von ihnen spricht:

02] »Du unleugbarer Gottesbevollmächtigter, sage uns doch aus deiner uns wohlbewußten großen Weisheit, was da wohl der eigentliche Grund ist, daß unsere Chanchah gar so übermächtig an dir hängt? Sie hat ja eine solche Liebe zu dir, daß wohl kein Mensch zum Lama eine größere haben könnte, so dieser - wenn es möglich wäre - auch sichtbar vor ihm stünde!«

03] Rede Ich: »Habt nur Geduld, Chanchah wird euch in Kürze alles kundgeben, was euch hier zu wissen nottut! Nun aber forschet nicht weiter, sondern laßt euer Herz vor eurem Verstande einhergehen, so werdet ihr den sichersten und kürzesten Weg zu wandeln haben!«

04] Sagt darauf einer von ihnen wieder: »Das wird wohl sehr gut und ehrlich sein, und wir hoffen das auch von ihr. Aber wird sie uns auch sagen können, was jenes Ungeheuer zu bedeuten hat, das du früher so urplötzlich zur Tür hinausgewiesen hast, nachdem es dem guten Martin zuvor allerlei Spuk vormachte, ja sich sogar in ein reizendstes Weibwesen verwandelte, um den armen Martin zu fangen? Wär das nicht etwa ein ahrimanischer Abgesandter oder gar Ahriman selbst?«

05] Rede Ich: »Auch das wird euch Chanchah nicht vorenthalten. Begebt euch daher nur wieder auf eure Plätze zurück und harrt dort in aller Freude solcher Löse. Es sei!«

06] Auf diese Worte begeben sich alle die Chinesen wieder zurück und tun, was Ich ihnen anbefohlen.

07] Aber auch mehrere der Mönche treten nun vor und fragen Mich um ähnliche Bescheide. Auch ihnen wird bedeutet, nur noch ein wenig zu ruhen, auf daß sie hinreichend gestärkt werden für die folgende Löse. Darauf treten sie zurück und harren in aller Geduld und Freude.

08] Aber einige Nönnchen bilden einen Klub und raunen einander zu: »Wir hatten zufolge einiger Winke unserer Schwester, die nun Gella heißt, schon fast geglaubt, dieser Chinesenfreund, der dem Drachen samt seinem Anhange so kräftigst begegnen konnte, sei entweder der Erzengel Michael oder wohl gar Jesus, der Herr, Selbst. Aber nach dem zu urteilen was er mit der freilich viel schöneren Chinesin, als wir es sind, treibt, wie er sie herzt und kost, daß es schon völlig aus ist, kann das doch unmöglich Michael und noch viel weniger der Herr Jesus sein!

09] Ich möchte es sogar für eine große Sünde halten, von Michael und gar vom Herrn Jesus nur schwach zu denken, als könnte Er - und noch dazu mit einer Heidin! - so ein verliebtes Spiel treiben. Diese dumme Gretel aber geniert sich auch nicht im geringsten vor uns! Nein, wie sie in seiner Brust herumwühlt; muß aber das eine verliebte Katze sein!

10] Wenn er Michael oder der Herr Jesus wäre, wäre er ja auch zu uns Christinnen gekommen, die wir auf Ihn doch ein unbestreitbares Vorrecht vor den Heiden haben. Da er aber nur stets dieser Chinesin huldigt, uns aber beinahe gänzlich außer acht läßt, so wird's bei ihm besonders mit der Jesusschaft wohl einen hübsch starken Haken haben! - Es ist nur dumm von unserer Schwester Gella, wie auch sie dort stehen kann, als wollte auch sie sich an seine Brust stürzen. Mienen macht sie wenigstens schon derartige!«

11] Rede Ich zu Gella: »Mein Töchterchen, siehe, hier neben der Chanchah ist auch für dich ein Plätzchen! Komme auch du her und mache deiner Liebe Luft!«

12] Gella fällt sogleich auch an Meine Brust und ist voll Seligkeit.

13] Aber die Klubistinnen sagen: »Nein - da haben wir's! Wie wir es uns gedacht haben, so ist es auch! Nein, da ist nichts mehr zu reden! Wenn nur der Hausherr Martin bald zurückkäme, auf daß wir uns bei ihm beschweren könnten! Aha, dort kommt er schon mit Borem und Chorel! Gehen wir ihm nur schnell entgegen!«

14] Als Martin sieht, daß ihm der ganze, zahlreiche Troß der Weiber entgegenkommt, ersieht er auch zugleich, wo sie der Schuh drückt. Er geht ihnen freundlich entgegen und spricht:

15] »Weiß schon, weiß schon, wo es euch drückt! Geht nur wieder ganz ruhig an eure Plätze zurück, denn für derlei Beschwerden habe ich keine Ohren! Nur das merkt euch fest und wohl: Wer Liebe will, der muß zuerst lieben; denn Liebe läßt sich durch nichts als nur wieder durch Liebe gewinnen! Daher liebt auch ihr wie jene beiden den Herrn, so werdet auch ihr Seine Brust gewinnen! Versteht ihr das?«


16] Sagen die vielen Klosterweiber: »Ach, lieber Herr dieses Hauses, wie könnten wir solches tun? Siehst du denn nicht ein, daß wir die festesten Christinnen sind? Jene Favoritin aber ist eine Heidin. Gella aber ist ohnehin schon von jeher eine Person von sehr leichter Art gewesen, darum sie auf der Erde auch voll von allerlei Teufelsanfechtungen war. Sie wird es daher auch nicht versäumen, wie und wo es sich nur immer fügt, hier in deinem himmlischen Hause solchen Anfechtungen ein williges Ohr und Herz zu leihen.

17] Jener Mann, den wir alle beinahe schon für den Herrn Jesus oder wenigstens für Michael ansahen, wird wohl auch ein um sehr vieles tiefer unten stehender Geist sein. Sonst würde er sich doch sicher nicht mit den beiden leichten Personen gar so intim abgeben! Daher -

18] Hier unterbricht sie Martin und spricht: »Schon gut, meine Lieben! Ich glaubte, ihr wäret alle schon rein, indem ihr doch schon tüchtig abgesotten und darauf gewaschen worden seid. Jetzt aber kommt aus euch ein ganz verborgener alter Rost und Schmutz zum Vorschein! Daher werdet ihr schon noch einmal in ein ganz scharfes Bad gehen müssen, bevor ihr wert sein werdet, euch jenem Heiligen zu nahen!«


19] Schreien die Mönchinnen: »Was sagst du, wir - baden?! Du bist auch ein Unreiner, darum geht der Teufel bei dir aus und ein! Oder haben wir etwa zu unserem größten Entsetzen nicht gesehen, wie du ehedem der schönen Teufelin einen Kuß hast geben wollen, hätte sie dich nicht zurückgestoßen! Wenn das so fortgeht, wird es bald klar genug sein, in wessen Händen wir uns in diesem Hause befinden!«

20] Spricht Martin ganz gelassen: »Ja, ja - nur ins Bad mit euch! Baden, nur baden! Dort hinter jener weißen Wand schwimmen nun tausend gar rare Fischlein herum und baden sich; dort ist für euch auch noch Platz! Daher begebt euch nur schön gutmütig hin und macht Gemeinschaft mit jenen Badegästen, sonst - -!«

21] Die Mönchinnen schreien vor Zorn und gehen auf ihre alten Plätze zurück.

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