Jakob Lorber: 'Die Erde'


3. Kapitel: Lage und Veränderlichkeit des Erdherzens (31. Dezember 1846)

Originaltext 1. Auflage 1856 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 4. Auflage 1953 Lorber-Verlag

01] Wo also befindet sich dieser Schwerpunkt oder das Herz der Erde?

02] In der Mitte nicht, was schon oben gezeigt wurde, wie auch zum Theile, warum nicht; welches „warum nicht" am rechten Platze noch deutlicher erklärt wird. Der Mittelpunkt der Erde, das ist, der Maßmittelpunkt wäre hinsichtlich der Ortsbestimmung freilich wohl am leichtesten und am sichersten als Ort oder Platz des Schwerpunktes anzuzeigen, weil er einen sicher unverrückten Platz für alle Zeiten einnehmen muß; denn so lange die Erde das bleibt, was sie ist, in gleicher Form, Größe und Gestalt, muß auch der Maßmittelpunkt stets ein und derselbe bleiben.

03] Aber nicht also steht es mit dem Schwerpunkte der Erde; von diesem kann man nicht sagen, hier oder da befindet er sich, sondern er ist bald da und bald dort. Sein Standpunkt kann sehr bedeutenden Veränderungen unterworfen sein; wohl ist die innere Disposition des Erdkörpers also beschaffen, daß durch sie der Schwerpunkt sowohl nördlicher, als nach Beschaffenheit auch südlicher Seits seinen wirkenden Platz einnehmen kann, aber an eine Festbannung dieser wirkenden Substanz, durch die allein der Schwerpunkt der Erde bedingt wird, ist durchaus nicht zu gedenken.

04] Daß dieser eine Materie belebende Schwerpunkt nicht nur im Erdkörper, sondern auch schon bei andern Körpern auf der Erdoberfläche in seiner Art ersichtlich wird, könnt ihr sehr leicht schon bei sehr vielen Gewächsen, als da sind Bäume, Gesträuche und anderweitige Pflanzen aller Art, ersehen.

05] Wenn ihr einen Baum betrachtet, so werdet ihr mit Leichtigkeit gewahr, daß sein Wachsthum wie auch seine Fruchtbarkeit sich bald auf den einen, bald wieder auf den andern Theil hinneigt; in diesem Jahre wird er nördlicher Seits üppig treiben, hingegen südlicher Seits wird sich Alles schwächer gestalten; in einem andern Jahre werdet ihr bei demselben Baume einen auffallenden polarischen Wechsel entdecken; seine Südseite wird die üppigste, wo hingegen die Nordseite wie verkümmert aussehen wird. Auch werden sich bald auf der einen, bald wieder auf der andern Seite des Baumes mehr oder weniger abgestorbene Aeste oder Zweige zeigen; also wird auch bald auf der einen, bald auf der andern Seite des Baumes das Laub zur Herbstzeit früher oder später welk.

06] Sehet, diese und noch eine Menge derartiger Erscheinungen an einem Baume haben sämmtlich einen und denselben Grund, nämlich den stets veränderten Standpunkt des belebenden Schwerpunktes oder der eigentlichen belebenden positiven Polarität. Derselbe Fall findet auch natürlicher Weise bei anderen Gewächsen und Pflanzen Statt.

07] Ihr werdet freilich da wohl fragen, warum dieser belebende Schwerpunkt bei den Körpern also veränderlich ist?

08] Der Grund liegt sehr tief; wäre ein Bestehen der Materie der Zweck derselben, so könnte dieser polarische Schwerpunkt auch so gestellt werden, daß die Materie stets dasselbe bleiben müßte, was sie ist. Der Apfelbaum würde Apfelbaum bleiben in Ewigkeit, und so jedes Ding als das, was es ist, aber es ginge dann dem Apfelbaume und der Pflanze nicht viel besser, als wie einem Diamanten; denn wo in einem Körper diese Polarität mehr und mehr fixirt ist, und mit dem Maßmittelpunkte desselben beinahe Eins ausmacht, desto fester und dauerhafter wird zwar wohl der Körper, aber eben dieser Körper ist dann zufolge eben solcher seiner Fixirung zu nichts mehr Anderem tüchtig, als eben nur für seine eigene unveränderliche Fortbestehung, und es würde mit der Kost für die lebenden Wesen auf einem Erdkörper ganz verzweifelt mager aussehen, wenn diese von diamantenen Bäumen und derart anderen Gewächsen ihre Nahrungsfrüchte ernten sollten. Eben so würde sich's auf einem diamantenen Erdkörper gewiß sehr hart wohnen lassen.

09] Aus dieser erklärenden Darstellung wird Jedermann leicht den Grund einsehen, warum aus natürlichen Rücksichten dieser polarisch belebende Schwerpunkt kein fixirter, sondern ein veränderlicher sein muß; eben so wie das Blut bei den Thieren, wie auch bei den Menschen etwas diesem Schwerpunkte Aehnliches darstellt. Mit einem fixirten Blute und noch mehr mit einem festgebannten Herzen wäre sicher keinem lebenden Wesen gedient; in den thierischen Körpern jedoch, die eine freie Bewegung haben, kann dem eigentlichen Herzen schon ein mehr bestimmter Standpunkt eingeräumt sein, weil die freie Bewegung eines thierischen Körpers, wie auch des des Menschen, schon in sich selbst allerlei Reactionen bewirkt, was, wie leicht faßlich, bei jenen Körpern, die keiner freien Bewegung fähig sind, doch sicher nicht der Fall sein kann. - Bei diesen müssen dann die verschiedenartigen nothwendigen Reactionen durch den stets veränderten Standpunkt des polarischen Schwerpunktes bewerkstelligt werden.

10] Sonach macht das Thier Bewegungen, wie auch der Mensch, und hat darum einen mehr bestimmten Platz für seinen Lebensschwerpunkt, nämlich das Herz. Bei den Körpern aber, die keiner freien Bewegung fähig sind, muß daher ihr Lebensschwerpunkt im Innern herum gewisserart Reisen machen, um die zweckdienlichen Reactionen in allen Theilen des Körpers hervorzubringen.

11] Aus dieser leicht faßlichen Darstellung wird auch Jedermann, der nur etwas reinen Geistes ist, leicht einsehen, daß das Wo des Schwerpunktes der Erde festweg zu bestimmen nicht nur eine platterdings unmögliche, sondern eine rein läppische und närrische Sache wäre. Nur so viel kann ungefähr für jetzt und allenfalls für ein nächstes Jahr bestimmt oder wenigstens annehmbar angegeben werden, daß sich der Schwerpunkt ungefähr in der Gegend unter Island, einem Theile von Norwegen, Schweden und Lappland befindet; ist aber dessen ungeachtet so thätig, daß er gewisserart seine Pulsbewegung sogar bis unter Kamtschatka und auch südlicher Seits bis in die Gegend unter das mittelländische Meer verändert ausdehnen kann.

12] An einem freilich etwas schmutzigen Thiere, nämlich bei einer Kopflaus, könnt ihr durch ein Mikroskop an der Bewegung ihres Lebenssaftes ungefähr ein ähnliches Phänomen entdecken. - Aber natürlich kann das nur in kleinstem Maßstabe als eine leise Aehnlichkeit angesehen werden; - denn Thiere auf den untersten Stufen haben bezüglich auf die Unbeständigkeit des lebenden Schwerpunktes noch die meiste Aehnlichkeit mit jenen Körpern, die keine freie Bewegung haben.

13] So viel über das Wo des Schwerpunktes der Erde. Nächstens wollen wir den weiteren Grund solcher Veränderung der Polarität in jenen Körpern bestimmen, die keiner freien Bewegung fähig sind.

01] Wo also befindet sich dieser Schwerpunkt oder das Herz der Erde?

02] In der Mitte nicht, was schon oben gezeigt wurde, wie auch zum Teile, warum nicht; welches »Warum nicht« am rechten Platze noch deutlicher erklärt wird. Der Mittelpunkt der Erde, d.i. der Maßmittelpunkt, wäre hinsichtlich der Ortsbestimmung freilich wohl am leichtesten und am sichersten als Ort oder Platz des Schwerpunktes anzuzeigen, weil er einen sicher unverrückten Platz für alle Zeiten einnehmen muß; denn solange die Erde das bleibt, was sie ist, in gleicher Form, Größe und Gestalt, muß auch der Maßmittelpunkt stets ein und derselbe bleiben.

03] Aber nicht also steht es mit dem Schwerpunkte der E Erde. Von diesem kann man nicht sagen, hier oder da befindet er sich; sondern er ist bald da und bald dort. Sein Standpunkt kann sehr bedeutenden Veränderungen unterworfen sein. Wohl ist die innere Disposition des Erdkörpers also beschaffen, daß durch sie der Schwerpunkt sowohl nördlicher, als nach Beschaffenheit auch südlicherseits seinen wirkenden Platz einnehmen kann, aber an eine Festbannung dieser wirkenden Substanz, durch die allein der Schwerpunkt der Erde bedingt wird, ist durchaus nicht zu gedenken.

04] Daß dieser eine Materie belebende Schwerpunkt nicht nur im Erdkörper, sondern auch schon bei anderen Körpern an der Erdoberfläche in seiner Art ersichtlich wird, könnet ihr sehr leicht schon bei sehr vielen Gewächsen, als da sind Bäume, Gesträuche und anderweitige Pflanzen aller Art, ersehen.

05] Wenn ihr einen Baum betrachtet, so werdet ihr mit Leichtigkeit gewahr, daß sein Wachstum wie auch seine Fruchtbarkeit sich bald auf den einen, bald wieder auf den andern Teil hinneigt. In diesem Jahre wird er nördlicherseits üppig treiben, hingegen südlicherseits wird sich alles schwächer gestalten; in einem andern Jahre werdet ihr bei demselben Baume einen auffallenden polarischen Wechsel entdecken: seine Südseite wird die üppigste, wohingegen die Nordseite wie verkümmert aussehen wird. Auch werden sich bald auf der einen, bald wieder auf der andern Seite des Baumes mehr oder weniger abgestorbene Äste oder Zweige zeigen; also wird auch bald auf der einen, bald auf der andern Seite des Baumes das Laub zur Herbstzeit früher oder später welk.


06] Sehet, diese und noch eine Menge derartiger Erscheinungen an einem Baume haben sämtlich einen und denselben Grund, nämlich den stets veränderten Standpunkt des belebenden Schwerpunktes oder der eigentlichen belebenden positiven Polarität. Derselbe Fall findet auch natürlicherweise bei anderen Gewächsen und Pflanzen statt.

07] Ihr werdet freilich da wohl fragen, warum dieser belebende Schwerpunkt bei den Körpern also veränderlich ist.

08] Der Grund liegt sehr tief. Wäre ein Bestehen der Materie der Zweck derselben, so könnte dieser polarische Schwerpunkt auch so gestellt werden, daß die Materie stets dasselbe bleiben müßte, was sie ist. Der Apfelbaum würde Apfelbaum bleiben in Ewigkeit, und so jedes Ding als das, was es ist; aber es ginge dann dem Apfelbaume und der Pflanze nicht viel besser als wie einem Diamanten. Denn wo in einem Körper diese Polarität mehr und mehr fixiert ist und mit dem Maßmittelpunkte desselben beinahe eins ausmacht, desto fester und dauerhafter wird zwar wohl der Körper; aber dieser Körper ist dann zufolge eben solcher seiner Fixierung zu nichts anderem mehr tüchtig als eben nur für seine eigene unveränderliche Fortbestehung, und es würde mit der Kost für die lebenden Wesen auf einem Erdkörper ganz verzweifelt mager aussehen, wenn diese von diamantenen Bäumen und derart anderen Gewächsen ihre Nahrungsfrüchte ernten sollten. Ebenso würde sich's auf einem diamantenen Erdkörper gewiß sehr hart wohnen lassen.

09] Aus dieser erklärenden Darstellung wird jedermann leicht den Grund einsehen, warum aus natürlichen Rücksichten dieser polarisch belebende Schwerpunkt kein fixierter, sondern ein veränderlicher sein muß, ebenso wie das Blut bei den Tieren wie auch bei den Menschen etwas diesem Schwerpunkte Ähnliches darstellt. Mit einem fixierten Blute und noch mehr mit einem festgebannten Herzen wäre sicher keinem lebenden Wesen gedient; in den tierischen Körpern jedoch, die eine freie Bewegung haben, kann dem eigentlichen Herzen schon ein mehr bestimmter Standpunkt eingeräumt sein, weil die freie Bewegung eines tierischen Körpers, wie auch des Menschen, schon in sich selbst allerlei Reaktionen bewirkt, was, wie leicht faßlich, bei jenen Körpern, die keiner freien Bewegung fähig sind, doch sicher nicht der Fall sein kann. Bei diesen müssen dann die verschiedenartigen notwendigen Reaktionen durch den stets veränderten Standpunkt des polarischen Schwerpunktes bewerkstelligt werden.

10] Sonach macht das Tier Bewegungen, wie auch der Mensch, und hat darum einen mehr bestimmten Platz für seinen Lebensschwerpunkt, nämlich das Herz. Bei den Körpern aber, die keiner freien Bewegung fähig sind, muß daher ihr Lebensschwerpunkt im Innern herum gewisserart Reisen machen, um die zweckdienlichen Reaktionen in allen Teilen des Körpers zuwege zu bringen.

11] Aus dieser leicht faßlichen Darstellung wird auch jedermann, der nur etwas reinen Geistes ist, leicht einsehen, daß das Wo des Schwerpunktes der Erde festweg zu bestimmen nicht nur eine platterdings unmögliche, sondern eine rein läppische und närrische Sache wäre. Nur soviel kann ungefähr für jetzt und allenfalls für ein nächstes Jahr bestimmt oder wenigstens annehmbar angegeben werden, daß sich der Schwerpunkt ungefähr in der Gegend unter Island, einem Teile von Norwegen, Schweden und Lappland befindet; er ist aber dessenungeachtet so tätig, daß er gewisserart seine Pulsbewegung sogar bis unter Kamtschatka und auch südlicherseits bis in die Gegend unter das Mittelländische Meer verändert ausdehnen kann.

12] An einem freilich etwas schmutzigen Tiere, nämlich bei einer Kopflaus, könnt ihr durch ein Mikroskop an der Bewegung ihres Lebenssaftes ungefähr ein ähnliches Phänomen (Erscheinung) entdecken. Aber natürlich kann das nur im kleinsten Maßstabe als eine leise Ähnlichkeit angesehen werden; denn Tiere auf den untersten Stufen haben bezüglich auf die Unbeständigkeit des lebenden Schwerpunktes noch die meiste Ähnlichkeit mit jenen Körpern, die keine freie Bewegung haben.

13] Soviel über das Wo des Schwerpunktes der erde. Nächstens wollen wir den weiteren Grund solcher Veränderung der Polarität in jenen Körpern bestimmen, die keiner freien Bewegung fähig sind.


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