Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 1, Kapitel 48


Die Gäste und die Engel als Diener. Sorgen des Oberpriesters wegen des ungläubigen Volkes. Jesu Missionswinke. Voraussage Seines Leidens, Sterbens und Auferstehens. Geheimnis des Missionserfolgs der Märtyrer. Verheißung an die aktive Nachfolger.

01] Es wußten aber nur wenige, die da zu Tische saßen, dass sie von Engeln mit der Kost aus den Himmeln bedient wurden. Sie meinten, dass Ich im Ernste solche Dienerschaft in Meinem Gefolge habe und Mir solche aus Kleinasien ums Geld angekauft habe. Nur begriffen sie die große Munterkeit, Freundlichkeit und die feine Bildung nicht; denn derart Leibeigene machten gewöhnlich saure Gesichter und verrichteten ihre Dienste rein sklavisch wie Maschinen, und von irgend einer Bildung und Humanität war da keine Rede. Kurz, die Gäste vergnügten sich sehr und der Oberpriester, der nun stets mehr und mehr einzusehen begann, dass diese vielen Diener überirdische Wesen seien, fing immer mehr an, wie man sagt, auf Dornen zu sitzen, da es ihn genierte, dass das Volk, obschon sittsam, aber nach seiner Meinung dennoch zu ungebunden, sich mit diesen herrlichen Dienern unterhielt.

02] Am meisten genierte ihn aber derjenige Teil, der trotz aller Zeichen aus den weit geöffneten Himmeln ungläubig nach Hause lief. Mit beklommenem Herzen sprach er: »Mein Herr und mein Gott! Was soll solche Menschen denn doch noch zum Glauben zu bewegen imstande sein, wenn solche Zeichen fruchtlos bleiben! Du Selbst, o Herr, und die vielen Engel aus den offenen Himmeln waren außerstande, diese Brut zu bekehren; was soll nun ich armer Tropf mit ihnen machen? Werden sie mir nicht ins Angesicht zu spucken beginnen, so ich es wagte, sie von Dir zu belehren anzufangen?«

03] Sage Ich: »Hast du doch auch der Gläubigen in großer Menge um dich; mache sie zu deinen Helfern, und dir wird die Mühe leicht werden. Denn so irgend ein Mensch eine große Last heben soll, hat aber nicht hinreichende Kraft dazu, da nimmt er sich einen Gehilfen. Tut es sich mit dem einen noch nicht, so nimmt er noch einen zweiten und dritten hinzu und wird sodann Meister der Last. Wo einmal eine gleichgroße Anzahl Gläubiger sich vorfindet, ja hier leicht größer denn die der Ungläubigen, da ist die Arbeit leicht.«

04] »Ganz anders verhält es sich mit solchen Ortschaften, wo gar keine Gläubigen zu Hause sind! Da mache man zwar einen Versuch, auf dass sich dereinst niemand entschuldigen und sagen könne: 'Ich habe davon nie ein Wort vernommen'.

05] Findet sich ein Gläubiger vor, so bleibe man bei ihm und offenbare ihm das Reich der Gnade Gottes! Nimmt aber auch nicht einer das Wort an, so gehe man weiter und schüttle auch den Staub von seinen Füßen über eine solche Ortschaft; denn solch eine Ortschaft ist dann fürder auch keiner Gnade wert, außer derjenigen, die den Tieren des Feldes und der Wälder erteilt wird. Da hast du nun die Instruktion, wie du dich fürder zu benehmen hast mit all den Ungläubigen!

06] Ich sage dir aber, dass du selbst festbleibest in deinem Glauben, sonst wirst du wenig Ersprießliches zu wirken vermögen für Mein Reich! Laß dich nicht irreleiten durch verschiedene Kunden, die du über Mich aus Jerusalem bekommen wirst in ein paar Jahren! Denn Ich werde dort den Gerichten überliefert werden, und sie werden diesen Meinen Leib töten, aber am dritten Tage werde Ich ihn wieder beleben und sodann bleiben bei und unter euch allen bis ans Ende der Welt! Denn jene Brut zu Jerusalem wird erst glauben in der Überzeugung, dass Ich durchaus nicht zu töten sei!

07] Und es wird dann auch in den verschiedenen Orten der Erde also sein, dass die halsstarrigen Menschen die Überbringer des Evangeliums dem Leibe nach töten werden. Aber eben solch ein Tod wird sie dann erst gläubig machen, da sie daraus ersehen werden, dass alle jene, die aus Meinen Worten leben ein geistiges Leben, nimmer zu töten sind! Denn die Getöteten werden zu ihren Schülern unterschiedlich wiederkommen und werden sie lehren Meine Wege!

08] Aber zu den harten Weltmenschen, die entweder keinen Glauben haben oder, ob sie schon Glauben haben, dennoch nicht handeln danach, wie sie der Glaube lehrt, werden weder Ich noch Meine Jünger kommen und ihnen nehmen völlig der Zweifel Nacht aus ihren Herzen. Wenn aber über ihr Fleisch das Ende kommen wird, so sollen sie das Übel ihres Unglaubens und die Folgen der Nichtbeachtung Meiner Lehre in der Tat fühlen, während jene, die an Mich tatkräftig glauben werden, a des Fleisches Tod weder fühlen noch schmecken sollen! (a Matthäus.16,28)

09] Denn wann Ich diesen die Türe ihres Fleisches öffnen werde, werden sie aus ihrem Fleische wie die Gefangenen aus ihren Kerkern heraustreten, so sie ihnen die Milde ihres Herrn geöffnet hat.

10] Laß dich also nimmer beirren, wenn du dies und jenes über Mich vernehmen wirst! a Denn wer bis ans Ende treu und unerschüttert verharrt im Glauben und in der Liebe, wie Ich es lehre und gelehrt habe und fort und fort lehren werde, der wird selig werden in Meinem ewigen Reiche in den Himmeln, die du nun b offen siehst über dir, und Meine Engel steigen auf und ab! (a Matthäus.10,22; Matthäus.24,13; Markus.13,13; b Johannes.01,51)



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