Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 01, Kapitel 178
Heilung eines besessenen Stummen und Blinden. Jesus und die Seinen erhalten Unterkunftsangebot von Baram. 01] Wir eilen nun ans Ufer und kommen gerade zur rechten Zeit hin, als eben die Schiffer das Ufertau auswerfen. Petrus als selbst ein sehr gewandter Schiffer ergreift sogleich das ausgeworfene Tau; wir ziehen das Schiff nun leicht ans Ufer, steigen dann sogleich in das Schiff, das uns dann auch binnen anderthalb Stunden ans entgegengesetzte Ufer bringt, und zwar in der Nähe des Fleckens, der zur Hälfte von Griechen und zur Hälfte von Juden bewohnt war.
02] Wir erreichen das Ufer, als die Abenddämmerung noch recht gut die Gegend erleuchtet hielt und wir noch alles gut ausnehmen konnten. Kisjonah sandte zwei Boten in den Flecken, ob eine Wohnung für wenigstens hundert Menschen zu haben sei. Aber die Boten kamen bald unverrichteterdinge zurück, und wir blieben daher die Nacht über im Schiffe, da sich der Wind gelegt hatte und die See ganz ruhig ging in kleinen Wellen.
03] Und Kisjonah ließ dann bald aus dem Schiffe eine Menge Brotes, Weines und wohlgebratenen Fleisches holen, und sein Weib und seine Tochter fehlten nicht und bedienten uns. dass dieses Begebnis dem Judas, der schon am vorigen Ufer eine bedeutende Magenbeschwerde zu fühlen begann, höchst erwünscht kam, braucht wohl kaum erwähnt zu werden.
04] Kisjonah fragt Mich auch, ob er im Schiffe ein Feuer anmachen solle, da die Nächte am See doch gewöhnlich bedeutend kühl werden trotz der noch so großen Tageshitze. Ich gestatte ihm solches, und es ward in der großen Leuchtpfanne, in der sich eine Menge reinen Harzes, Öles und anderer leicht brennbarer Stoffe befanden, sogleich Feuer angemacht; es brannte diese große Schiffsfackel bald lichterloh und verbreitete über die ganze Gegend einen starken Schein. Das lockte aber auch nur zu bald eine Menge Schaulustiger aus dem Flecken ans Ufer, und es waren darunter welche, die Mich vom freilich sehr nahen Ufer bis ins Schiff erkannt hatten, und sie fingen an zu jubeln, dass Ich, als der bekannte Wunderheiland, Mich in ihrem Orte befände; denn es waren daselbst viele Kranke.
05] Viele eilten vom Ufer wieder nach Hause und erzählten im ganzen Orte, dass Ich Mich auf dem Schiffe befinde.
Matthäus.12,22-23] Heilung eines besessenen Stummen und Blinden
06] Es dauerte aber gar nicht lange, a da wurde ein Stummer und zugleich Blinder, der also besessen war, ans Ufer gebracht, und das Volk bat Mich, ob Ich diesen wohl heilen könnte und möchte. (a Matthäus.12,22a*; = Lukas.11,14; Markus.03,22; ⇒ jl.ev01.178,06*; gm.pred.015)
- Matthäus.12,22a] Da wurde ein a Besessener zu Jesus gebracht, der war blind und stumm; (a = Lukas.11,14; Markus.03,22; ⇒ jl.ev01.178,06*; gm.pred.015)
07] Es waren aber auch etliche Pharisäer dieses Ortes hinzugeeilt, um zu sehen, was da geschehen werde, und sprachen zum Volke: »Diesen zu heilen wird er etwa wohl bleiben lassen!«
- Mt.12,22b] a und er heilte ihn, so, dass der Stumme beides konnte, redete und sah. (a = Lukas.11,14; ⇒ jl.ev01.178,08a*; gm.pred.015)
08a] a Ich aber heilte diesen Besessenen im Augenblick vom Schiffe aus also, dass er beides konnte, sehen und reden. (a Matthäus.12,22b*; = Lukas.11,14; ⇒ jl.ev01.178,08a*; gm.pred.015)
- Mt.12,23d] a Und alles Volk entsetzte sich und sprach: »Ist dieser nicht b Davids Sohn?« (a = Lukas.11,14; b Matthäus.21,09; Johannes.07,42; ⇒ jl.ev01.178,08b*; gm.pred.015)
08b] a Da entsetzte sich alles Volk dieses Ortes, und die Juden, die nicht pharisäisch gesinnt waren, schrieen: b »Dies ist wahrhaftig Davids Sohn, auf den alle Juden hoffen!« (a Matthäus.12,23d*; = Lukas.11,14; b Matthäus.21,09; Johannes.07,42; gm.pred.015)
Jesus und die Seinen erhalten Unterkunftsangebot
09] Es war aber ein Mann in diesem Orte, recht und gerecht; dieser trat nahe ans Schiff und sagte: »Göttlich großer, wundersamer Meister! Was sollst Du die Nacht hindurch auf dem schwankenden Schiffe Dir Deine sicher nötige Ruhe nehmen lassen von dem Winde und von der empfindlichen Kühle der Nacht!? Die besondere Eigenschaft dieser Seegegend, die jedermann wohlbekannt ist, ist die, dass stets einem je heißeren Tage eine im gleichen Verhältnisse kühlere Nacht folgt, aus der allerlei Krankheiten unter den Menschen, die hier herum hausen, entstehen; ich aber habe ein großes, geräumiges und wohleingerichtetes Haus, so dass Du samt Deinen Jüngern darinnen mehr als hinreichend Platz haben könntest, und ihr könnt darin verweilen, solange ihr nur immer wollt; auch an einem mäßigen Mundvorrat soll es euch nicht gebrechen!«
10] Sage Ich zu ihm: »Ja, deine Einladung nehme Ich an; denn Ich weiß, dass deine Seele ohne Falsch ist. Aber es ist auch Kisjonah mit seinem Weibe und seinen Töchtern hier; er ist es, dem dies Schiff gehört, und ist ein getreuer Jünger und ein Mann nach Meinem Herzen; hast du auch Raum für ihn?« Sagt der alte Mann: »Und so da noch mehr solche Familien wären! Wer mit Dir ist, wird meinem Hause willkommen sein!«
11] Sage Ich: »So soll deinem Hause denn auch ein großes Heil widerfahren!« (Zum Kisjonah:) »Laß dafür das Schiff vollends ans Ufer stoßen, auf dass wir gemach ans Land steigen können!« Dies geschah sogleich, und wir kamen darauf bald ins Haus unseres alten Mannes, der durch seine Leute sogleich Anstalten machte für unsere möglichst bequeme Unterkunft.
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