Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 01, Kapitel 179
Demut und edler Sinn Barams. Volk verteidigt Jesus gegen Pharisäervorwurf, er heile mit Teufel. Jesu Versprechen, am nächsten Tag alle Kranken des Orts zu heilen. 01] Als für die Stätten der Nachtruhe alles besorgt war, kam der Alte mit seinen Söhnen, die zumeist Fischer, Schiffer und Zimmerleute waren, zu Mir und sagte: »Herr, so schnell und so gut, als es nur immer in der Zeit Kürze möglich war, ist nun alles zu eurer Beherbergung hergerichtet, und ihr mögt nun, wie es euch gefällt, davon Gebrauch machen. Du bist nun der Herr, wie allzeit, so auch in diesem Hause, das ich mit meinen sieben Söhnen erbaut habe. Gebiete, wie Du etwas willst, und ich werde Dein Knecht sein und Dir dienen mit meinem ganzen Hause!«
02] Sage Ich: »Du bist, was du bist, und Ich auch, was Ich bin; weil du aber also demütig bist und dich erniedrigst, so sollst du denn darob auch erhöht werden dereinst in Meinem Reiche! Für heute aber bedürfen wir nichts als einige Ruhe; morgen aber lasse die Kranken dieses Ortes hierher kommen, auf dass Ich sie heile.«
03] Sagt der Alte: »Da wirst Du viel zu tun bekommen; der Ort ist nicht unbedeutend, und es dürfte da kaum ein Haus zu treffen sein, in dem es keinen Kranken gäbe! Diese Gegend ist zwar eine der fruchtbarsten längs des weitgedehnten Meeresufers, aber merkwürdigerweise für Menschen auch die am wenigsten gesunde; nichts als Fieber und Beulen aller Art!«
04] Sage Ich: »Laß das gut sein! Morgen soll alles anders werden; sieh dich aber für morgen mit Fischen vor, damit Meine Jünger, die heute zumeist gefastet haben, sich wieder einmal sättigen! Es soll dir alles vergolten werden!«
05] Sagt der Alte: »Herr! Vergib mir, dass ich Dir hier eine Gegenrede stelle! In meinem Hause haben schon Tausende Herberge und Sättigung gefunden, und noch nie habe ich von jemandem etwas angenommen, um so weniger von Dir! Meine Rechnungen übergebe ich allzeit den Winden und diese tragen sie zu den Sternen hinauf, wo der allmächtige Vater wohnt; Der ist noch allzeit mein sicherster Zahler und Vergelter gewesen und wird es auch diesmal sein! Wie viele Kranke und Bresthafte sind Monde lang bei mir verpflegt worden, und noch nie ist trotz der ungesunden Gegend je ein meinem Hause angehöriger Mensch krank geworden! Herr! Das ist eine Gnade von oben, und deshalb rede Du ja nichts von irgend einer Vergeltung oder gar Bezahlung; denn ich würde weder das eine noch das andere annehmen!«
06] Sage Ich: »Ja, aber da hat es eigentlich einen Haken! So Ich dir's nicht vergelte, so wird es auch von den Sternen herab mit der Vergeltung etwas mager aussehen! Denn Ich habe auch in und über allen Sternen sehr viel und am Ende sogar alles zu reden und anzuordnen!«
07] Hier stutzt der Alte gewaltig und weiß nun nicht, was er sagen soll. Nach einer Weile sagt er erst, etwas kleinlaut: »Um Jehovas willen! Bist Du etwa gar ein Engel aus den Himmeln, oder hilft Dir ein solcher und ist Dir zu dienen gegeben vom Vater aus den Himmeln?«
08] Sage Ich: »Gehe du nun ganz sorglos zur dir nötigen Ruhe; morgen aber soll dir vieles geoffenbart werden! Gehe aber nun hinaus und sage dem Volke, das da noch draußen lärmt, dass es sich eben auch zur Ruhe begeben solle und solle morgen die Kranken alle herschaffen; Ich werde sie alle heilen.« Da ging der Alte hinaus, und tat, was Ich ihm anbefohlen hatte.
09] Da fing das Volk an laut zu jubeln und schrie: »Heil dem erhabenen Sohne Davids! Er kam zu uns, um uns zu befreien von jeglicher Plage! Wir wissen zwar nicht, von wannen Er zu uns gekommen ist; aber das ist vorderhand gewiß, dass Gottes Geist mit Ihm ist, wie Er war mit Seinem Erzvater David! Denn wäre Gottes Geist nicht mit Ihm, so hätte Er den Besessenen nicht geheilt!«
Volk verteidigt Jesus gegen Pharisäervorwurf, er heile mit Teufel (Matthäus.12,24 = Markus.03,22; = Lukas.11,15)
10] Es sind aber auch einige Pharisäer mit dem Volke gezogen, dass sie als jerusalemische Tempelpolizei alles beobachteten, was Ich, von dem sie schon viel gehört haben, etwa noch ferneres hier tun würde. Die Heilung des Besessenen, der taub, stumm und blind zugleich war, hat ihnen schon einen bedeutenden Stoß versetzt, und sie berieten in einem fort, was da zu tun wäre, um Mich beim Volke als einen Landstreicher, Lumpen, Betrüger oder gar a als einen mit dem Teufel im Bunde stehenden Zauberer zu verdächtigen. Daher sagten sie auch zu dem Volke: »Es wird sich morgen wohl zeigen, welches Geistes Kind er ist! Wir werden ja sehen, wie er die vielen Krüppel, Lahmen und Aussätzigen heilen wird!« Sagt das Volk: »Hat Er den Ärgsten so plötzlich geheilt, wird Er sicher auch die andern um so leichter heilen! Ihr aber sollt in derlei Dingen überhaupt nichts reden; denn von euch aus ist noch nie ein Mensch geheilt worden, weder durch eure teuren Gebete und noch weniger durch eure Amulette, die ihr den Kranken anpreiset und ums teure Geld verkaufet! (a Matthäus.12,24*; = Markus.03,22; = Lukas.11,15; b Matthäus.09,34; jl.ev01.184,02*) )
- Matthäus.12,24] a Aber als die Pharisäer das hörten, sprachen sie: b »Er treibt die Teufel nicht anders aus als durch Beelzebub, den Obersten der Teufel.« (a = Markus.03,22; = Lukas.11,15; b Matthäus.09,34; ⇒ jl.ev01.179,10; jl.ev01.184,02*)
11] Der hat den Geist Gottes im Leibe; denn Er hat uns solches schon durch die alleinige Tat mehr als zur Genüge bewiesen; ihr aber habt gar keinen Geist in euch, außer den des Hochmuts, der Hab- und Herrschsucht!
12] Ihr wollt nach Gott wohl die ersten sein und verlangt eine göttliche Verehrung von uns Menschen; aber wir sagen euch, dass ihr für uns die letzten seid und hundertfach ärger denn alle Heiden! Denn ihr tut nichts zu unserem Besten; ihr arbeitet nichts, und die zu euch in eure Schule kommen, werden nach Verlauf von ein paar Jahren so dumm und finster, dass sie sicher kein Engel ohne besondere Gottesmacht und -kraft zurechtbringen könnte! Und das ist immer noch das Beste von allen euren Sorgen und Mühen für unser sein sollendes Wohl!
13] Der Juden, eurer Glaubensgenossen, Weiber verleitet ihr zum Ehebruche hundertfach, und mit ihren Töchtern treibet ihr Unzucht; aber das ist nichts! Wenn aber ein anderer armer Teufel sich also weit verginge, so wird er gesteinigt, wenn er arm ist; ist er aber reich und angesehen, so kann er sich loskaufen und bleibt noch obendrauf euer Freund!
14] Die Juden, eure Genossen, kennen euch freilich nicht so gut wie wir Griechen, und wenn sie euch schon kennen, so dürfen sie doch nichts reden. Aber wir kennen euch und dürfen reden; daher sagen wir's euch denn auch besonders bei dieser schicklichen Gelegenheit, was wir so als völlig grundwahr von euch halten!
15] Geht aber nun nur bald heim, sonst kommt ein Sturm von griechischen Fäusten über euch! Wir aber werden hier Wache halten; wagt es ja nicht, irgendwie diesen Menschen anzutasten, sonst sollt ihr mit uns etwas zu tun bekommen!
16] Wir waren wohl solch Juden und sind nun froh, Griechen zu sein; sind wir aber auch Griechen dem Namen und der Polizei nach, so sind wir im Herzen aber dennoch wahre Juden, - aber freilich nicht wie ihr, die ihr eure gottverehrlichen Gebete ums Geld verkauft und solchen die lügenhaftesten Wirkungen zuschreibet!
17] Wir beten selbst Gott deshalb an, weil er Gott ist und wir als Seine Geschöpfe schuldig sind, Ihn anzubeten. Zieht euch daher weiter, denn eure Nähe ist uns widriger denn die eines stinkenden Aases!«
18] Auf diese unzweideutige Äußerung des Volkes, das wohl gut zur Hälfte aus Griechen bestand, die hier ansäßig waren, machen sich die Pharisäer so schnell wie möglich aus dem Staube, und das Volk jubelt über solchen Sieg, und dass es diesen Tagedieben, wie es die Pharisäer gewöhnlich nannte, einmal die nackte Wahrheit hatte unter ihre Schnüffelnasen reiben können.
Home | Inhaltsverzeichnis Band 1 | Werke Lorbers