Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 186


Geschenk des Cyrenius an Markus. Rechter Umgang mit Gütern.

01] Als das Mahl nahe ganz aufgezehrt ist, ruft Cyrenius den Markus und dessen Weib, dankt ersterem für das gute Mahl und dessen sich noch immer gleichgebliebene Gastfreundschaft, das Weib aber belobt er seiner besten Kochkunde halber; denn so wohlschmeckend zubereitete Speisen habe er noch nie gegessen, namentlich aber die Fische, deren üppiger Wohlgeschmack alles andere bei weitem übertraf.

02] Nach dieser Lobeserteilung aber sagt Cyrenius zum Markus: »Du, mein alter Kriegsgefährte, aber gehe hin dort zum weißen Maultiere! Auf seinem Rücken trägt es etwas für dich und deine Familie, Du hast entbehrt lange genug und hattest zu kämpfen gegen allerlei Not und Drangsal; solchem deinem eben nicht zu beneidenden Zustande soll denn nun auf einmal abgeholfen werden! Du wirst in den beiden Säcken so viel Gold und Silber finden, daß du dir gar leicht ein besseres Wohnhaus erbauen und zu dem neuen bessern Hause einen Acker und Wiesengrund kaufen können wirst, auf daß du so vom Ackerbaue ganz gut wirst leben können samt deiner Familie! Was die Säcke noch darüber enthalten dürften, das behalte als einen guten Notpfennig; denn solange wir auf dieser Erde nach dem Willen des Herrn zu leben haben, dürfen uns auch die Mittel nicht völlig mangeln, um leben zu können!

03] Solange wir keine Götter sind, müssen wir arbeiten und im Schweiße des Angesichts uns unser Brot verdienen, - der eine auf diese und der andere auf eine andere Art; ein jeder aber hat zu tun genug und darf die Hände nicht in den Schoß legen. Aber wer wie du schon einmal gearbeitet hat zur Genüge, der kann sich's dann in seinen alten Tagen schon ein wenig bequemer geschehen lassen. Gehe demnach hin und nimm die kleine Gabe in Empfang, und der Herr segne sie dir!«

04] Unter Tränen dankte Markus dem Cyrenius - und neben Cyrenius aber auch gewisserart hauptsächlich Mir; denn er sagte: obschon die Gabe vom Cyrenius komme, so sei er aber dennoch mehr denn völlig überzeugt, daß Ich der Grund von allem sei; darum danke er Mir vor allem!

05] Ich aber sagte: »Nimm zwar, was man dir gibt, und gebrauche es; aber lege ja keinen Wert darauf! Denn wie gemessen da auch jede irdische Gabe ist, so ungemessen ist jedoch das irdische Leben der Menschen! Heute bist du noch der Herr deiner Schätze, und morgen fordert man deine Seele von dir! Was kannst du dann geben, um zu retten deine Seele vor dem ewigen Tode?

06] Darum suche ein jeder vor allem das Gottesreich, und alles andere wird ihm nach Bedarf hinzugegeben werden!

07] Was er aber empfängt, das empfängt er nicht, daß er es zusammenhäufe, sondern daß er es klug und weise benütze zum eigenen und der anderen Besten. Du wirst finden der wahrhaft Armen die Menge; deren Not solle erquicken dein Herz, weil dir nun die Mittel geistig und leiblich gegeben sind, solche Not zu lindern und fröhlich zu machen das traurige Herz des armen Bruders!

08] Siehe, jedes a fröhliche Herz, das du erquickt hast in Meinem Namen, wird dir dereinst zu einem neuen Himmel voll Seligkeiten ohne Maß und Zahl werden und wird dir schon auf dieser Erde eine Labung bereiten, die dir kein anderes Erdenglück geben kann, und wird in dir gebären den wahren Frieden, - einen Frieden, den die Welt nicht kennt! Und so denn gehe hin und nimm alles in Empfang!« (a mt.05,12)

09] Und der Alte ging mit seinen zwei Söhnen, nahm die großen und stark gefüllten Säcke in Empfang und brachte sie in gute Verwahrung. Nachdem er wieder zum Vorschein kam, dankte er noch einmal für alles und fragte Mich, was etwa für den Nachmittag geschehen solle.

10] Sage Ich: »Richte deine Schiffe her, und wir werden ein wenig auf dem See herumfahren, da der heutige Tag so schön und windstill ist! Du kannst heute auch noch einmal das große Netz ins Meer werfen und sollst einen zweiten gesegneten Zug und Fang machen!«

11] Markus befiehlt darauf sogleich seinen Söhnen und den vier älteren Töchtern, daß sie die Fahrzeuge in gute Ordnung bringen sollen, sowie auch das große Netz, und auch nachsehen sollen, ob der eingezäunte große Fischbehälter noch gut erhalten ist; und habe er irgendein Loch, da solle es sogleich nach Möglichkeit gut verstopft werden mit Gestrüpp und Steinen.

12] Sagen die Söhne: »Vater, solches haben wir vor vier Tagen schon getan, und es dürfte darum wohl noch alles in der besten Ordnung sein, da seit der Zeit kein Sturm getobt hat; aber wir wollen dennoch nachsehen, damit wir auch für diesen Augenblick in der vollsten Gewißheit sein können.« - Darauf entfernten sich die Söhne, besahen alles und kamen bald mit der Nachricht zurück, daß da noch alles im besten und brauchbarsten Zustande sich befinde.

13] Sage Ich: »So gehen wir hinaus und besteigen die kleinen Schiffe, von denen jegliches dennoch ganz gut zwölf Personen gefahrlos tragen kann!« - Darauf erhob sich alles und folgte Mir nach.


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