Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 105


Jesus heilt in Genezareth viele Kranke, die um Heilung baten, u.a. Soldaten eines römische Hauptmannes.

01] Mit diesem Bescheide waren die beiden zufrieden, und Ebahl kam und lud Mich und Meine Jünger zum Mittagsmahle, das er in reichlichem Maße für uns hatte bereiten lassen; außer seiner Familie durfte kein fremder Gast an selbem teilnehmen. Solches aber rauchte den etlichen Pharisäern sehr in die Nase; denn ihr Sinn war, allenthalben die Ersten zu sein und sich grüßen und ehren zu lassen von jedermann. Sie wurden wohl in einem andern Speisezimmer sehr gut bewirtet, waren aber dennoch nicht zufrieden, weil sie wahrnahmen, daß Ebahl Mir viel mehr Aufmerksamkeit schenkte denn ihnen. Sie fragten nach der Mahlzeit auch einen Wärter, ob der Hausherr ihre Gesellschaft denn für zu gering gehalten habe, daß er sie nicht an seinem Tische habe speisen lassen.

02] Aber der Wärter war klug und sprach: »Der Herr hat wegen der vielen Kranken mit dem Wunderarzte so manches zu besprechen und wollte darum mit ihm allein sein!«

03] Sagen die Pharisäer und Schriftgelehrten: »Weißt du und dein Herr denn nicht, daß in einem Hause, da wir eingekehrt sind, uns alle Geheimnisse aufgedeckt werden müssen? Denn wir sind es, die euch reinigen, so ihr euch verunreinigt habt, und euch auch heilen, so ihr von argen Krankheiten geplagt werdet!«

04] Sagt der Wärter: »Wenn ihr aber solche Heilbringer seid, warum konntet denn ihr euch nicht helfen? Wenn der Wunderheiland von Nazareth nicht vielleicht durch einen Wind zufälligerweise hierhergetrieben worden wäre, so hätte euch euer heftiges Gliederreißen durchaus nicht verlassen; nur seiner Wunderkraft habt ihr es zu verdanken, daß ihr nun vollkommen gesund hier in diesem Speisesaale sitzet! Wer aber so etwas vermag, dem gebührt doch vor euch alle und jede Auszeichnung!«

05] Auf diese ganz triftige Antwort des Wärters sagen die Pharisäer und Schriftgelehrten kein Wort mehr und geben sich zufrieden, aber nicht von Herzen, sondern aus einer Art gezwungener Notwendigkeit.

06] Gegen den Abend hin aber kommen aus den Häusern der Stadt und aus deren nächster Umgebung schon über hundert, mit allerlei Krankheiten behaftete Menschen und bitten Mich, daß Ich sie gesund mache; und Ich gehe hinaus unter sie und mache sie allein durchs Wort alle gesund. {Matthäus.14,35)

07] Die Gesundgemachten aber loben und preisen alle Gott, der dem Menschen eine solche Macht gegeben hat, und gehen froh und gesund nach Hause.

08] Am Abende kommt aber auch ein Hauptmann, der in diesem Orte die Soldaten befehligte, und bat Mich, ob Ich nicht auch den vielen kranken Soldaten helfen möchte.

09] Und Ich sagte zu ihm: »Gehe hin, es geschehe dir nach deinem Glauben!«

10] Und der obbenannte Hauptmann ging ins Lager und fand, daß keiner der Soldaten irgend mehr krank war. Da kehrte er froh wieder zu Mir zurück und wollte Mich belohnen mit Gold und Silber.

11] Aber Ich wies solches alles zurück und sagte zum Hauptmann: »Freund, um Schätze dieser Welt heile Ich niemanden, sondern nur um die Schätze aus den Himmeln; und diese sind fürs erste ein lebendiger Glaube und fürs zweite eine wahre uneigennützige Liebe zu Gott und dem Nächsten, welches Standes er auch sei!

12] Habe lieb deine Untergeordneten, als wären sie deine leiblichen Brüder, und halte sie nicht zu hart, so wirst du Mich damit am wertvollsten belohnen! Das Gold und das Silber aber, das du Mir geben wolltest, gib dem Ebahl; denn seine Herberge kostet ihn viel, und es ist gut, daß sie unterhalten wird.

13] Es wäre aber überhaupt gut, so ihr Römer in der Folge statt der vielen Götzentempel Herbergen für Arme errichten möchtet; denn eure Götter aus Holz, Erz und Stein sind tote Gebilde, von Menschenhänden gemacht; und ihr könnet jahrelang vor ihnen auf den Knien liegen, so werden sie euch dennoch nicht helfen können, weil sie tot sind. Aber so ihr die vielen Armen, Kranken, Bresthaften, Krüppel, Lahmen, Blinden und Tauben in gut eingerichteten Herbergen versorget und suchet den Kranken Heilung zu verschaffen, so wird der eine, wahre, lebendige Gott eure guten Werke ansehen und wird euch darum segnen vielfach; aber eure toten Götter werden euch fürs Gute, das ihr tut, nicht segnen und fürs Böse nicht strafen.

14] Und so ihr in eurem Reiche Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten euch bestrebet, müsset ihr zu Schwert und Lanze greifen! Da machet ihr dann nur mit den Waffen in der Hand, was Gott für euch tun würde, so ihr Ihn erkenntet und Seine Gebote hieltet!«


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