Jakob Lorber: ''Das große Evangelium Johannes', Band 2, Kapitel 115


Jarah schaut visionär den Himmel.

01] Hier hebt die lieblichste Jarah ihre schönen himmelblauen Augen auf zu den Himmeln und schauet wie eine Verklärte, voll der höchsten Entzückung, in die Tiefen der ihren Augen geöffneten Himmel. Nach einer ziemlich geraumen Weile erst fängt sie an, mit einer himmlisch reinen und sanften Stimme mehr zu stammeln als zu reden folgendermaßen: »Ah, ah, ah, o Du großer, überheiliger Gott! Welch endlos unbeschreiblich Entzückendes sehe ich nun! Die endlos großen Himmel sind angefüllt von den seligsten Engeln! O wie endlos selig müssen sie sein! Aber die arme Jarah ist dennoch seliger! Denn der ewige Thron in der großen Mitte der endlos weiten Himmel, um den zahllose Scharen der Engel auf sonnenlichten Wolken knien und in einem fort rufen: >Heilig ist Der, dessen Thron hier stehet! O freuet euch ihr Ewigkeiten, bald wird Er auf der Erde das nie zu beschreibende große Werk vollendet haben und wird kommen und einnehmen diesen Thron der Herrlichkeit Gottes!<, ist leer; Der aber darauf zu sitzen allein das ewige Recht hat, sitzet nun als Mensch hier bei der armen Jarah! Oh, so lobet und preiset Ihn; denn Sein ist der ewige Thron aller göttlichen Macht und Herrlichkeit!«

02] Nach diesen Worten sinkt sie an Meine Brust, nachdem ihr das Gesicht wieder benommen ward, und sagt: »O Du großer Alleinheiliger! Verstoße mich arme, schwache Jarah, darum ich Dich über alles das, was ich nun gesehen habe, gleichfort zu lieben wage! Aber ich kann ja nicht dafür, daß mein Herz Dich stets mehr liebt!«

03] Sage Ich: »Ja, du Mein Herzchen, siehe, darum habe Ich dir ja Meine Herrlichkeit und Mein Reich gezeigt, weil Ich will, daß du Mich noch immer mehr und mehr lieben sollst! Liebe du Mich darum fest darauf los; denn solche Liebe wird dir keinen Schaden bringen!«

04] Die Jarah umklammert Mich darauf mit beiden Händen und drückt Mich so fest als möglich an ihr Herz, und Ich sage darauf zu den, ganz stumm vor Erstaunen, Umstehenden: »Da sehet und nehmet euch alle ein Exempel daran! Dies Mägdlein, erst zwölf Jahre alt, bezeigt Mir eine Liebe, wie Mir so etwas in ganz Israel noch nicht vorgekommen ist; aber der Mich so liebt wie diese, dem werde auch Ich geben, daß er dann in Fülle haben wird, was die Welt noch nicht gehabt und Israel nie gefühlet und geschmecket hat!«

05] Nach dieser über die Maßen erbaulichen Szene, die bei einer guten Stunde angedauert hatte, kamen die Diener Ebahls und fragten, ob es an der Zeit wäre, das Nachtmahl hereinzubringen.

06] Sagt Ebahl: »Wenn es unserem Herrn Jesus genehm ist, dann bringet es!«

07] Sage Ich: »Bringet, was ihr habt! Denn die Liebe gibt und genießt, und Ich will auch genießen, was Ich gegeben habe! Aber Meine liebste Speise ist hier dies Mägdlein; denn sie gibt Mir, was Mir die Ewigkeit noch nicht gegeben hat und auch nicht geben konnte!«

08] Da entfernen sich die Diener, um die bereiteten Speisen hereinzubringen. Aber sie machen ganz entsetzlich große Augen, als von ihren bereiteten Speisen nichts mehr vorhanden ist, aber dafür die Speisekammer voll von den besten und seltensten Speisen und von den edelsten Früchten und voll des allerbesten Weines gefüllt ist. Sie kommen bald wieder und erzählen mit verwunderungsvollem Eifer, was sich, während sie hier fragten, in der Küche alles zugetragen hatte; und sie fragen weiter, ob sie die neuen Speisen hereinbringen oder ob sie frisch zu kochen anfangen sollen.

09] Ich sage: »Was in der Speisekammer ist, das bringet herein; denn heute seid ihr alle Meine Gäste! Meinen Jüngern, den zwei Essäern und den Pharisäern aber sind schon die von euch bereiteten Speisen überbracht worden. Störet sie nicht; denn sie haben heute in Meinem Namen noch ein großes Geschäft, das ihre Kräfte bis nach Mitternacht sehr in Anspruch nehmen wird.« - Darauf gingen die Diener zu holen die himmlische Kost.

10] Ebahl und der Hauptmann aber sagten überfrohen Mutes: »Herr, nun nehmen uns dergleichen Erscheinungen gar nicht mehr wunder, da wir nun schon nur zu klar einsehen, daß Du der Herr bist, dem kein Ding unmöglich ist! Uns bleibt nichts als die große Frage übrig: >Wodurch, Herr, haben wir uns solcher Gnade würdig gemacht?< Aber nun kommen schon die Speisen aus den Himmeln! Nach dem Mahle wollen wir darüber weiterreden!«

11] Die Speisen werden auf den Tisch gesetzt, die Danksagung wird dargebracht, und alles greift auf Mein Geheiß mutig zu und ißt und trinkt. Und der Hauptmann sagt, daß er noch nie solch wahrhaft himmlisch wohlschmeckende Gerichte gegessen und noch nie einen so köstlichen Wein getrunken habe. Auch Meine Jarah läßt sich's gut schmecken und sagt auch, daß so etwas Wohlschmeckendes noch nie ihren Gaumen berührt und ihren Magen nie etwas so befriedigt habe. Kurz, alle können den Wohlgeschmack der Speisen nicht genug rühmen und fangen an, laut Mich und den guten Vater im Himmel zu loben.


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