Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 4, Kapitel 249


Das Zeichenwirken bei der Ausbreitung der Lehre Jesu.

01] (Der Herr:) ”Ich könnte nun auch für Jerusalem Zeichen wirken, durch die ganz Jerusalem derart breitgeschlagen würde, dass es sich sicher nicht zwei Augenblicke lang bedünken ließe, im Glauben an Mich ordentlich sich anschmieden zu lassen; aber was wäre das für ein Glaube? Das wäre Sklavenglaube aus Furcht und Angst und wäre den Menschen ein Gericht, aus dem sie sich in mehreren tausend Jahren nicht mehr zurechtfinden würden!

02] Denn blinder, fanatischer Glaube, ob auf Wahrheit oder Lüge beruhend, hat einmal fürs Leben keinen inneren Wert, und ist in der Folge schwer irgendwann mehr von einem davon befangenen Volke zu entfernen. Und solange ein Volk in einem fanatischen Glauben lebt, steht es geistig im Gerichte und somit in der tiefsten Seelensklaverei, und es ist ihm nicht zu helfen, weder hier noch jenseits, außer durch einen langwierigen Unterricht durch Worte und Taten und durch eine allergründlichste und zugleich faßlichste Erklärung alles des Wunderbaren, das eigentlich des Volkes Seelen gefesselt hielt.

03] Das beste Mittel aber ist das Schlecht-, Falsch- und Lügenhaftwerden der Priester, die späterhin sich noch bei jeder Gotteslehre wie Pilze aus der Erde herangebildet haben und sich dann dem Volke als Stellvertreter der Gottheiten aufdrangen, - zuerst freilich als weise und ganz sanfte Ermahner, Belehrer, Tröster und Hilfeleister, und später, wenn sie sich einmal so recht in die Gunst des Volkes gesetzt hatten, aber dann auch schon als Richter, als Bestrafer und als Herrscher über die Throne der Könige sogar!

04] Nun, da geschieht es dann zumeist, dass das Volk hinter ihre argen Kniffe gelangt, und der alte, faulgewordene, fanatische Glaube fängt an, morsch zu werden und stets größere Risse und Löcher zu bekommen; und es mag da an ihm noch so emsig herumgeflickt werden, so nützt das nichts mehr, und es gibt dann schon bald wenige mehr, die nicht bei der nächsten besten Gelegenheit sogleich den alten, ganz zerflickten, engen Rock gegen einen neuen umtauscheten. Aber bis ein Volk dahin gebracht wird, dazu gehören mindestens ein paar Tausende von Jahren!

05] Daher seid denn wohl äußerst vorsichtig bei der Ausbreitung Meiner Lehre, dass ihr sie ja niemandem aufdränget, weder durch das Schwert und noch weniger durch zu auffallende Zeichen! Die Wunde mit dem Schwerte ist zu heilen, aber die eines zu grellen Wunderzeichens nahezu nimmer.

06] Wo ihr demnach mit dem Worte ausreicht, da wirkt ja keine Zeichen; denn diese sind bis jetzt noch allzeit die Mittel der falschen Propheten gewesen, mit denen sie allezeit die blinden Völker noch blinder gemacht haben, als sie ehedem waren. Ich will aber damit freilich nicht sagen, als sollt ihr auch im Notfalle keine Zeichen wirken! Ihr werdet kommen zu allerlei Heiden, deren Priester sich gar wohl darauf verstehen, allerlei Zeichen zu wirken und allerlei Weissagungen zu machen, die entweder infolge einer feingestellten, doppelsinnigen Diktion oder durch weitverzweigte, verabredete Mittel allzeit in die Erfüllung gehen, was da alles eine Eingebung des Satans und seiner Engel ist, und was alles sich in dem bösen Willen und Wollen des Menschen kundgibt.

07] Also solchen erzfalschen Propheten gegenüber ist es am rechten Platze, entweder ein tüchtiges Gegenzeichen zu wirken oder dem besseren Teile des Volkes die falschen Wunder seiner Priester so recht augenfällig zu erklären; dadurch fängt wenigstens der bessere Teil des Volkes an, starken Verdacht gegen seine Priester zu schöpfen, und ihr habt dann schon so gut wie ein gewonnenes Spiel.

08] Darauf erst könnt auch ihr ein aber stets nur wohltätiges Zeichen wirken, als etwa allerlei Kranke heilen durch die Auflegung der Hände in Meinem Namen, und hie und da sättigen die Hungrigen und Durstigen, auch hie und da abwenden einen verheerenden Sturm durch die bloße Nennung Meines Namens gegen die unheilschwangeren Wolken in der Luft, die bei solchen Gelegenheiten gewöhnlich voll der zotigsten und ärgsten Geister sind. Dadurch werdet ihr keines Menschen Seele wie mit Ketten gefangennehmen, sondern sie also ganz freien Ganges führen, wie da führt ein guter Hirte seine Lämmer, die ihm auf jedem Schritt und Tritt freiwillig gerne folgen, weil sie stets nur lauter Gutes von ihm zu erwarten haben.

09] Nun weißt du, Mein lieber Mathael, auch, wie du vollkommen Meinem Willen gemäß mit der Ausbreitung Meiner Lehre durch Wort und Tat bei den Völkern, über die du künftighin gebieten wirst, vorzugehen hast, und desgleichen auch deine vier Gefährten!“



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