Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 21


Jesus verwandelt Wasser in Wein. Die Arbeit im Weinberge Jesu.

01] Sagte Ich: ”Ihr möchtet euch wohl so an Meinen Wunderzeichen ergötzen?! Aber seht, Ich bin nicht wie irgendein Magier, der seine falschen Zeichen und Wunder zustande bringt, daß sich darüber die blinden und dummen Weltmenschen wundern und sich daran höchlich ergötzen, sondern Ich wirke Meine Zeichen nur dem Willen Dessen gemäß, der Mich als einen Menschen mit Fleisch und Blut in diese Welt gesandt hat und nun auch in Mir wohnt; und so Ich denn ein Zeichen wirke, so muß es zur tiefen inneren, geistigen Belehrung der Seele dienen und daneben aber zu allerlei Gutem dem Menschen frommen! Aber das von euch zwar in keiner unreinen Absicht gewünschte Zeichen hat hier keinen rechten Zweck, keinen Nutzen und kein Frommen, und es ist darum besser, so Ich es nicht wirke; denn das könnt ihr euch nun schon auch so vorstellen, daß bei Gott alle Dinge möglich sind.“

02] Sagte derselbe Judgrieche: ”Herr, Du mußt uns schon unsere noch große Blindheit vergeben, derzufolge allein wir es nur wagen konnten, Dich noch um ein Zeichen anzureden! O Herr, vergib uns unsere zu vorlaute Dreistigkeit!“

03] Sagte Ich: ”Nein, nein, Meine Freunde! Euer Verlangen war in der ganz natürlichen Ordnung; denn Der etwas ganz ins materielle Nichts befördern kann, Der muß auch das Gegenteil bewerkstelligen können! Also habt ihr es euch gedacht und genau also auch ausgesprochen, und das war ja gut und recht! Es wäre das nur dann nicht recht gewesen, wenn ihr anders gedacht und anders geredet hättet. Daß aber das verlangte Zeichen schnell auf das bereits gewirkte nicht völlig in der Ordnung gewesen wäre, das konntet ja ihr nicht wissen, sondern nur Ich allein! Und so habt ihr durch euren Wunsch durchaus keinen Fehler begangen, aber auch Ich nicht, daß Ich eurem Wünsche nicht sogleich nachgekommen bin. Aber da ihr nun von eurem Verlangen in euren Herzen völlig abgegangen seid und dennoch auch ohne ein Zeichen glaubt, daß Ich auch ein Gegenzeichen bewirken kann, so will Ich denn nun erst auch ein solches bewerkstelligen! - Seht nach, ob ihr in euren Krügen noch Wein habet!“

04] Sie sahen nach, und sieh, die Krüge waren leer.

05] Da sagte der Sprecher: ”Herr, sie sind alle leer!“

06] Und Ich sagte: ”Nun, so sollen sie alsogleich alle voll sein!“

07] Und sieh, alle Krüge waren bis oben voll des besten Weines!

08] Da staunten die Judgriechen und sagten: ”Da seht an die Wunderkraft des Herrn! Kaum das Wort ausgesprochen, und schon stehen die Krüge alle voll des köstlichst duftenden Weines! O möchten wir durch Deine Lebensworte doch auch so voll Deines Lichtes und Deiner Gnade werden! O Herr, habe Geduld mit unserer großen Schwäche!“

09] Sagte Ich: ”Das kann und darf Ich mit dem Menschen nicht also wie mit diesen Weinkrügen tun, denn das steht allein bei eurem Eifer und eurem eigenen freien Willen. Aber an Meiner Hilfe sollt ihr keinen Mangel haben. Soviel ihr selbst vermögt nach dem Maße eurer Kraft, soviel müsst ihr auch selbst tun; was darüber ist, das wird dann schon Meine Sache sein. Denn wahrlich, sage Ich euch: Um was ihr den Vater in Meinem Namen und in Meiner euch bekannten Ordnung bitten werdet, das wird euch auch gegeben werden in dem Maße, wie es euren Seelen frommen kann. Jetzt aber trinket, da es bereits wieder Abend geworden ist!“

10] Die Judgriechen hoben nun die Krüge auf, dankten und sagten: ”Auf ein allgemeines Gedeihen des großen Glückes, das wir gestern gefunden haben, für alle Juden und alle Völker der Erde! Dein Wort, Deine Lehre und Deine Gnade möge sie alle also durchdringen, wie unsere Eingeweide und Glieder dieser köstlichste, geistigste und süßeste, ganz frei und neu geschaffene Wein durchdringen und beleben wird! Herr, Dein Wille geschehe!“

11] Hierauf sagten alle Amen, und Ich erhob Mich vom Sitze und sagte: ”Das war ein wahrer und guter Wunsch; darum trinken wir alle von dieser Gottesgabe auf das sichere Gedeihen dieses Wunsches, und auch Ich sage dazu Mein Amen! Es wird zwar noch sehr viele Mühe und Arbeit geben; denn der Weingarten Gottes ist groß und hat jetzt noch wenig Reben. Darum heißt es graben und neue edle Reben setzen ohne Ruhe und Rast, damit der Weinberg voll edler und fruchtbarer Reben werde, dann wird die große Ernte uns den tausendfachen Lohn für unsere Mühe und Arbeit geben!

12] Wir werden bei dieser Arbeit wahrlich viel Ungemach aller Art zu bestehen haben, wir werden noch auf das äußerste von groß und klein verfolgt, verachtet und verspottet werden; aber da wir wohl wissen, was wir haben, und was wir geben, so werden wir die blinde Bosheit der Welt auch leicht in aller Geduld, Demut und Sanftmut ertragen. Denn der Vater will es also, daß die Seinen in dieser Welt so recht bis auf das äußerste sollen zuvor gedemütigt werden, ehe sie erhoben werden zu der unvergänglichen Ehre, die ihnen ewig niemand mehr nehmen wird.

13] Auch dieser Mein Fleischmensch wird davon nicht ausgenommen sein, wie Ich solches Meinen Jüngern schon zum voraus gesagt und gezeigt habe. Aber alles dessen ungeachtet werden wir den großen Zweck doch sicher erreichen und siegen über alles Gericht, Tod und Hölle. Und ist dieser Sieg erfochten, dann werden die lange versperrten Pforten der Himmel den neuen Kindern Gottes für ewig geöffnet werden, und der Sieg wird bleiben für immerdar.

14] Wohl werden die Widersacher auch noch in allerlei Gestalt und Form fortwuchern, und es wird unter dem Weizen auch das Unkraut gedeihen, und im Weinberge werden sich Wildlinge ansetzen und fortwuchern, aber stets nur bis zu einer gewissen Zeit; dann werden sie aber ausgeschieden und ins Feuer des Gerichtes geworfen werden, wo es dann viel Heulens und Zähneklapperns geben wird.“

15] Da fragten einige: ”Herr, was wolltest Du denn damit sagen?“

16] Ich aber sagte: ”Wie Mosis reine Lehre mit der Zeit verunreinigt ward durch die Habsucht der Menschen und durch ihren Weltsinn, also wird es auch mit dieser Meiner reinsten Lehre gehen. Sie, die Weltmenschen, werden wieder Tempel bauen und werden sie zur Gewinnung von Geld und anderen irdischen Gütern benützen und werden dabei die Gewinnung Meines Reiches gar nicht achten. Sie werden einhergehen stolzer denn die größten Fürsten und Könige der Erde, in Gold und Edelsteine gehüllt. - Seht, das wird sein das Unkraut unter dem Weizen und die Wildlinge in Meinem Weinberge!“



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