Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 6, Kapitel 29


Jesus über kosmische und göttliche Kraft.

01] (Der Herr:) ”Nun nehmen wir noch das Maß einer rein geistigen Kraft gegen das Maß der größten irdischen Kraft in die Betrachtung. Was wird sich wohl da ergeben? Siehe, es gibt im unendlichen Weltenraume so ungeheuer große Sonnenweltkörper, gegen deren Größe im guten Verhältnisse diese ganze, große Erde sich geradeso verhielte wie die Größe eines kleinsten Sandkörnchens gegen die Größe der ganzen Erde! Siehe, wenn hier über die Sandsteppen ein Wind weht, so hebt er solchen Sand schon in die Höhe und führt ihn mit großer Leichtigkeit fort, und ein Orkan desto leichter in großen Massen! Nun denke dir aber einen verhältnismäßig starken Wind auf jenem großen Sonnenweltkörper! Der würde doch offenbar mit solchen Erden, wie diese da ist, ein ganz gleiches Spiel treiben! "Ja", würdest da in deiner Weltweisheit sagen, "wenn dort so mächtige Winde wehen, da sollte man davon ja bis zur Erde herab etwas verspüren!" Und Ich sage es dir, daß dies sogar nicht selten der Fall ist, und auch noch um sehr vieles weiter!

02] Du wirst schon die fliegenden Sterne gesehen haben. Manche von ihnen sind nicht selten so groß, daß man sie eine kleine Erdenwelt nennen könnte. Das ist mehrfach durch unterirdische Sturmausbrüche von den Sonnenweltkörpern in den weiten Ätherraum hinausgewehter Weltenstaub, der nach und nach infolge der starken Anziehungskraft eines solchen Sonnenweltkörpers wieder dahin zurückfällt, von wo er hinweggeweht worden ist, wenn er nicht etwa einem andern Weltkörper zu nahe gekommen ist und von diesem angezogen wurde, was jedoch seltener der Fall ist.

03] Du ersiehst da die ungeheure Potenzierung der diesweltlichen, im endlosen Raume waltenden sogenannten Naturkräfte; du kannst aber nun diese und noch andere dir bekannten Naturkräfte ohne Aufhören noch tausend und tausendmal tausend Jahre hindurch potenzieren, so wird die von dir gefundene letzthöchste Kraftpotenz gegen die göttliche Allkraft dennoch stets in einem solchen Verhältnisse stehen wie ein bares Nichts zu etwas Wirklichem oder wie eine Lüge zur Wahrheit.

04] Wie aber jede noch so allerhöchst potenzierte Naturkraft zu der göttlichen in gar keinem Verhältnisse steht, ebenso steht sie auch zu der Kraft jedes reinen Engelsgeistes.

05] Da aber sonach im Raume und in der Zeit nimmer eine Kraft besteht, die sich auch nur mit der Kraft eines Engels messen könnte, so muß sie als geistige Kraft auch außer oder über allem Raum und über aller Zeit stehen, obschon als eigentümlich in sich abgeschlossen selbständig im Raume und in der Zeit seiend, aber von den beiden überall frei und unabhängig und mit diesen nur durch eine innere und lebendige Entsprechung alles leitend in Verbindung stehend.

06] Um das unendlich Überwiegende der göttlich-geistigen Kraft über alle noch so großen Naturkräfte noch klarer zu zeigen, so brauche Ich dir bloß das zu sagen: Wenn alle die größten diesirdischen Kräfte durch die weiten Schöpfungsräume wüteten Myriaden und Äonen von Erdenjahren lang, so würden sie in der ganzen Schöpfung wider die Kraft des Gotteswillens auch nicht ein Atom zu vernichten imstande sein; aber mit der göttlichen Zulassung vermöchte das ein Engelsgeist in einem Augenblicke derart, daß er nur wollen dürfte, so wäre schon der ganze endlose Raum aller materiellen Kreatur völlig bar, und keine Sonne und keine Erde bestünde mehr im selben.

07] Sage Mir, Philopold, ob du nun schon so ein wenig einzusehen anfängst, wie Gott und alles Himmlische und Reingeistige völlig außer Zeit und Raum enthalten ist und also für sich bestehend da ist und da sein muß, weil ohne das ewig keine materielle Kreatur hätte entstehen können!“



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