Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7
61. Kapitel: Ernährung der Engel. Hinweis auf das 6. und 7. Buch Mosis.
01] Es war aber nun auch schon das Morgenmahl bereitet, und Lazarus kam zu Mir hin und lud uns alle zum Morgenmahle. Wir gingen denn auch alsogleich und nahmen das Mahl auch bald zu uns.
02] Hierbei wunderte sich unser Nikodemus, als er auch den Engel ganz wacker essen und trinken sah, und fragte Mich, ob denn die Geister des Himmels auch essen und trinken gleich den materiellen Menschen auf dieser Erde.
03] Sagte Ich: »Erstens siehst du wohl, daß dieser Geist ebensogut ißt und trinkt wie Ich Selbst, der Ich in Meinem Wesen doch der allerhöchste Geist bin. Da aber nun dieser Geist für die Zeit seines Hierseins doch auch einen Leib haben muß, um sich euch sichtbar zu machen, so muß er solchen Leib wenn er auch noch so ätherisch-zarter Art ist, auch mit der Kost dieser Erde ernähren, auf daß er für euch sichtbar bleibt, solange es nötig ist; wenn er aber nicht mehr nötig sein wird, dann wird er auch selbst im schnellsten Momente seinen Leib auflösen und euch als ein reiner Geist nicht mehr sichtbar sein.
04] Im Himmel der reinen Geister aber wird auch gegessen und getrunken, aber geistig und nicht materiell. Die geistige Speise aber besteht in der reinen Liebe und in der Weisheit aus Gott. Diese durchdringt die ganze Unendlichkeit und nährt alle die zahllosen Wesen, und zwar zuerst die Geister und dann durch diese alle materielle Schöpfung, und von dieser vorerst den unermeßlichen Ätherraum, in dem die zahllosen Myriaden Sonnen und Planeten oder Erden wie Fische im Meere und wie die Vögel in der Luft umherschwimmen. Aus dem Äther bekommen dann erst die Weltkörper ihre notwendige Nahrung und aus den Weltkörpern dann auch alle Geschöpfe auf und in ihnen. Bei den Weltkörpern aber wird zuerst die Luft aus dem sie allenthalben umgebenden Äther und durch sie erst der Weltkörper ernährt. - Hast du das nun aber auch wohl verstanden?«
05] Sagte Nikodemus: »Ja, Herr und Meister, so gut ein schwacher Mensch eine solche Sache Deiner unbegrenzten Weisheit nur immer verstehen kann! Wenn ich einmal geistiger sein werde, dann werde ich derlei Geistiges auch sicher klarer verstehen; doch jetzt geht mir noch gar vieles ab, da ich nicht weiß, was eigentlich ein reiner Geist ist, und wie er als solcher aussieht, und auch nicht weiß, welch ein Unterschied zwischen Äther und Luft besteht, und ebenso gar keinen Begriff habe, was da so ganz eigentlich eine Sonne ist, wie groß sie in ihrem Körperinhalte ist, und wie weit sie von der Erde absteht. So sprachst Du von mehreren Sonnen, um die Deine Weisheit wohl wissen wird. Doch woher sollte ich das wissen?! Aber so ich das, was da diesweltlich ist, noch so gut und klar wüßte, so kann ich doch von dem, was das Reingeistige ist, unmöglich etwas wissen, weil das für unsere materiellen Sinne nicht zugänglich und somit für unseren Verstand auch unfaßbar ist und bleibt.
06] Was ist ein Geist? Welche Gestalt hat er, und wo und wie lebt er? Das sind Fragen, die keinem Sterblichen je zur Genüge werden beantwortet werden können. - Habe ich recht oder nicht?«
07] Sagte Ich: »O ja, da hast du ganz recht gesprochen; denn solange der Mensch ein Sterblicher bleibt, wird er auf deine vier Fragen freilich wohl keine noch so klare Antwort zu begreifen imstande sein. Aber wenn er durch die Beachtung Meiner Lehre zur Wiedergeburt des Geistes und dadurch zur Unsterblichkeit gelangt ist, dann wird er die sonnenhelle Antwort auf deine etwas sonderbaren Fragen schon in sich finden; denn nur der Geist durchdringt sich und also auch die geistigen Tiefen in Gott, wie Ich euch solches gestern in der Nacht doch klar genug gezeigt habe. Da aber dein Gedächtnis nicht zu den stärksten gehört, so fragst du nun wieder um Dinge, die Ich ohnehin schon hellst beleuchtet habe. So du aber schon die diesirdischen Dinge nicht fassen und verstehen kannst, so kann es dich ja nicht wundernehmen, wenn du die geistigen und himmlischen Dinge und Verhältnisse noch weniger fassest und begreifest.
08] Warum habt ihr denn das sechste und siebente Buch Mosis und den prophetischen Anhang verworfen, beiseitegelegt und niemals gelesen? Darin steht gar vieles, das euch über den gestirnten Himmel und über die Welt der Geister und ihr Sein ein gar klares Licht gegeben hätte. Suche du jene Bücher hervor und lies sie, so wird es dir dann schon heller werden in deinem Herzen! Würde es je eine Materie geben, wenn nicht der Geister Kraft und Wille sie schaffte, richtete und erhielte?!«