Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 7


Kapitelinhalt 213. Kapitel: Über die wahre Gottesverehrung. Jesus als Vorbild der Menschen.

01] (Der Herr:) »Am Schlusse der Erzählung Josephs sagte ein hoher Ratsherr zu Cyrenius: "So aber das alles sich an diesem Menschen erwahret (bewahrheitet), so muß er ja ohne weiteres ein Gott sein; denn von einem natürlichen Menschen hat noch niemand je vernommen, daß er solche Taten bloß durch die Macht seines Willens verrichtet hätte. Wir haben wohl auch schon eine Menge von Magiern gesehen, die allerlei wunderliche Taten verrichtet haben, - aber man wußte auch zum größten Teile nur zu bald, wie und durch welche Mittel. Auch im tiefen Hinterägypten soll es Menschen geben, die durch ihren Willen und Blick alle Tiere zu bändigen vermögen, - aber das ist doch alles nichts gegen das Vermögen dieses Menschen!

02] Er will es, und die Elemente beugen sich vor seinem Willen. Er befiehlt den Tieren des Meeres wie ein Feldherr seinen Kriegsscharen, und sie gehorchen seinem Gebote. Ich bedarf für mich keiner weiteren Zeichen zum Beweise, daß sein ganzes Wesen völlig göttlicher Natur sein muß. Denn wer das kann und vermag, was dieser Mensch kann und vermag, dem muß auch alles andere möglich sein. Bei dem Menschen möchte ich behaupten, daß er auch eine Welt erschaffen würde, wenn er es wollte. Darum sollten wir ihm denn auch eine göttliche Ehre erweisen!"

03] Sagte nun Ich zu dem Rate: "Wie würdet ihr denn das anstellen, Mir eine göttliche Ehre zu erweisen?"

04] Sagte der Rat: "Nun, wie wir bei uns den obersten Gott Jupiter verehren, oder wie eure Priester ihren gestaltlosen Jehova verehren!"

05] Sagte Ich: "Freund, von den beiden Verehrungen könnte Ich wahrlich keine brauchen, weil weder die eine noch die andere eine rechte und wahre Gottesverehrung ist!

06] Die wahre und vor Gott gültige Verehrung aber besteht darin: erstens, daß man allein nur an Einen wahren Gott, der Himmel und Erde und alles, was da ist, erschaffen hat, ungezweifelt fest glaubt, zweitens diesen einen durch den Glauben erkannten Gott über alles liebt und nach Seinem Willen lebt und handelt, und drittens, daß man auch seinen Nebenmenschen also liebt wie sich selbst.

07] Siehe, in diesen drei Stücken liegt die wahre Gottesverehrung; alles andere aber ist eitel und hat vor Gott nicht den allergeringsten Wert!

08] Nur was die Liebe tut, das ist getan und ist ein wahres Etwas vor Gott; was man aber tut aus der gewissen Furcht vor der Macht Gottes, um Gott zu besänftigen und milder zu stimmen, das ist vor Gott ein Greuel. Denn zur Verrichtung der vermeintlichen Gottesdienstwerke auf alle möglichen zeremoniellen Weisen werden schon einmal allzeit und überall gewisse Priester bestellt. Diese halten sich darum auch für um vieles würdiger, als da ist ein anderer Mensch, lassen sich ungeheuer ehren, halten die anderen Menschen tief unter sich, sind voll des stinkendsten Hochmutes, halten sich am Ende schon gleich selbst für Götter und richten nach ihrer Willkür die armen Nebenmenschen, die oft um tausend Male besser sind denn die stolzen und herrschsüchtigen Priester. Meinst du wohl, daß Gott an solchen pomp- und prunkvollen Verehrungen, von den beschriebenen Priestern verrichtet und vom Volke teuer bezahlt, eine Lust und Freude haben wird?

09] Ich sage es dir: Wenn solch ein Dienst Gott zur Ehre verrichtet wird und Gott in Seiner allerhöchsten Weisheit möchte daran eine Freude haben, so wäre Er kein Gott, sondern gleich dem diensttuenden Priester ein blinder, dummer Mensch voll Hochmut und voll Herrschsucht. Wie kann aber jemand das dem wahren Gott zumuten, der aus Seiner ewigen Liebe, Weisheit und Macht ja ohnehin alles aus Sich erschaffen hat und durch Seine ewige Güte und Erbarmung auch alles ewig fort und fort erhält? Wo ist denn in der ganzen Unendlichkeit Gottes ein Wesen, das gegen Gott sich wirksam auflehnen und sich mit Ihm in einen Kampf stellen könnte? Gottes Gedanke und Wille ist ja alles, was der endlose Schöpfungsraum enthält! So Gott diese Erde nicht mehr bestehen lassen wollte, so sie mit Ihm kämpfen möchte, da braucht Er ja nur zu wollen, daß sie nicht mehr sei, und sie ist nicht mehr! Und deshalb braucht Gott von den Menschen, die Er zu Seinen wahren Kindern machen und erziehen will, keine andere Verehrung, als daß sie Ihn als einen wahren, heiligen Vater über alles lieben und allzeit gerne tun, was Er ihnen als Seinen Willen bekanntgibt.

10] Darum sage Ich euch allen hier: Was vor der Welt groß ist, das ist vor Gott ein Greuel! Aber wahrhaft groß vor Gott ist ein demütiger Mensch, der Ihn über alles liebt und seinen Nächsten wie sich selbst und sich nicht erhebt über sie als irgendein Herr, sondern nur als ein wohltun wollender Freund.

11] nehmt euch aber nun ein Beispiel an Mir! Ich bin sicher einer wie sonst keiner in der Welt! In Meiner Macht und Gewalt liegt Himmel und Erde, und Ich bin doch von ganzem Herzen sanftmütig und demütig und bin darum da, um euch allen, Hohen und Niederen, zu dienen Tut ihr desgleichen, und ihr werdet Mich Selbst dadurch am besten ehren!"«



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