Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 126. Kapitel: Samaritaner bewundern die Erscheinung Jesu.

01] Als die Samariter an ihrem Tische das alles mit großer Aufmerksamkeit vernommen hatten, da sagte der Hauptredner: »Freunde, das ist also der Herr Selbst, als ein sichtbarer Mensch unter uns Menschen! Welch eine herrliche Gestalt! Welch ein himmlisch-sanftes Liebefeuer leuchtet aus Seinem Auge, welch eine Weisheit strahlt aus Seiner hohen Stirn, und welcher Worte muß Sein herrlicher Mund fähig sein!

02] Wenn man nur Seine durchgehends erhabenst herrliche Menschengestalt mit einer rechten Aufmerksamkeit betrachtet, so kann man keinen Augenblick mehr darüber im Zweifel sein, daß in solch einer noch nie dagewesenen edelsten Menschenform ein Geist wohnen müsse, dem alles möglich sein muß, was Er nur immer will. Wer von uns hat wohl den Mut, sich Ihm zu nahen und Ihn anzureden? Ich als ein sündiger Mensch habe ihn nicht - und ihr andern sicher noch weniger!«

03] Sagte ein anderer: »Da hast du wohl vollkommen recht geurteilt! So ich auch nicht wüßte, daß Er der Herr ist, so würde mich schon Seine zu erhaben edle Gestalt mit einer so großen Ehrfurcht erfüllen, daß sie meinen Mut lähmte und meine Zunge unbeweglich machte. Darum bleiben wir nun denn auch ganz ruhig an unserem Tische und horchen in der Stille, was Er irgend zu jemandem sagen wird! Ihm allein alle unsere Liebe, alle Ehre und alles Lob!

04] Wir wollten Ihn ja auch nur sehen und - so möglich - auch hören; darum sind wir ja auch hierher gewandert! Die von uns allen so sehnlichst erwünschte Gnade ist offenbar durch Seine Zulassung uns zuteil geworden, - was mehr sollten wir nun noch wollen? So wir Ihn auch noch werden reden gehört haben, dann werden wir ganz still an einen Diener unsere Zeche bezahlen und uns darauf sogleich frohen und dankbarsten Herzens und Mutes auf die Rückreise begeben; denn hier wird es mir wenigstens vor lauter Erhabenheit und Heiligkeit ordentlich unheimlich. Ich begreife es nur nicht, wie die andern Menschen sich so ganz in aller Furchtlosigkeit Ihm zu nahen und mit Ihm sogar wie mit einem andern Menschen zu reden getrauen. Da gehört auch mehr als ein menschlicher Mut dazu! Und, soviel ich vernehme, reden sie mit Ihm auch noch über ganz gleichgültige Dinge und Verhältnisse dieser Welt.«

05] Sagte wieder der erste: »Freund, das ist aber auch zum Verwundern wahr! Was werden Ihn die Fische und die Lämmer wohl kümmern, wie sie fürs Mittagsmahl zubereitet werden? Und doch reden sie alle davon. Sonderbar! Der Junge hat ehedem uns alle über so wichtige und große Dinge belehrt; da nun aber der Herr Selbst gegenwärtig ist, reden alle von der Zubereitung des Mittagsmahles also, als gäbe es nun nichts Größeres und Wichtigeres mehr, und der Herr bespricht Sich mit dem uns nur zu wohlbekannten Wirte und seiner Gemahlin und mit dem andern Weibe, das ehedem unter den Jüngern saß, sichtlich mit Wohlgefallen darüber. Nun, nun, es muß aber ja auch nicht immer von lauter göttlich erhabenen Dingen geredet sein. Werden sie mit der Mahlbestellung in der Ordnung sein, dann werden schon sicher auch andere Dinge und Sachen zur Sprache kommen.«

06] Als wir aber über die qualitative und auch quantitative Bereitung des Mittagsmahles zu Ende waren, da wurde Ich von Kisjona befragt, wie und wann man mit wahrem Vorteile fischen solle.

07] Wir setzten uns an den Tisch, ließen uns unterdessen etwas Brot und Wein geben, und Ich belehrte den Kisjona, wann und wie man in einer oder der andern Zeit am vorteilhaftesten diese oder die andere Gattung der verschiedenen Fischarten fangen kann, wie sie aufzubewahren und wie sie für des Leibes Gesundheit am zuträglichsten zuzubereiten und sodann auch zu genießen sind, worüber unser Kisjona eine große Freude hatte.

08] Aber unsere Samariter an ihrem in einem Winkel des Saales befindlichen Tische waren darüber unter sich auf Kisjona ordentlich ärgerlich, und einer von ihnen sagte: »Hat aber dieser schon ohnehin über alle die denkbaren Maßen reiche Zöllner und Wirt denn von nichts anderem zu reden, als wie er etwa auf eine noch leichtere und sicherere Weise eben auch noch reicher werden könnte? Und der Herr erklärt ihm das dazu noch auf sehr freundliche und ganz umständliche Weise! Was können wir aber darum? Was dem Herrn wohlgefällig ist, das darf auch uns nicht zuwider werden. Es ist das doch noch ums unbeschreibbare besser, als so es Ihm irgend wohlgefällig ist, einen und den andern Menschen nicht selten mit allerlei bösen Krankheiten zu plagen, über die ein wahrer Jude auch niemals murren, sondern sie in aller möglichen Geduld und in der vollen Ergebung in den Willen Gottes ertragen soll. Kurz, der Herr ist und bleibt einmal der Herr, und alle Menschen sind nichts gegen Ihm!«

09] Alle seine Geführten gaben ihm recht und verhielten sich wieder ganz ruhig und voll Ehrfurcht in ihrem Winkel.



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