Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 9


Kapitelinhalt 185. Kapitel: Jesus über falsche und wahre Propheten und Lehrer.

01] Hier machte der Römer große Augen und sagte: »O Herr und Meister. Du allein bist wahrlich die ewigste Wahrheit und Weisheit Selbst! Nun erst sehe ich es ein, daß beim Unterricht der Menschen stets nach einer gewissen Ordnung vor sich gegangen werden muß, so der Unterricht dem Menschen einen wahren Nutzen für das Leben schaffen soll.«

02] Sagte Ich: »Ganz sicher, denn einen Menschen verkehrt zu unterweisen anfangen, heißt, ein a Haus auf dem Sande aufbauen wollen. Wie wird es sich halten, so da Stürme und starke Regenströme über eben solch ein Haus kommen werden?

03] Nur wer seinen Nebenmenschen lehrt in der rechten Ordnung, wie Ich sie dir gezeigt habe, der baut ein Haus auf einem Felsengrund. So über ein solches Haus dann Stürme und Fluten kommen, so werden sie demselben nichts anhaben können, weil es auf einem Felsengrund erbaut ist. Und dieser Felsengrund bin Ich; mit Mir angefangen, werdet ihr alles wohl und bestens vermögen, ohne Mich aber nichts. Das merke du, Mein Freund, dir wohl!

04] So da aber jemand ernstlich seinen Nächsten über Mich zu belehren anfangen wird, da soll er nicht bei sich lange überlegen, wie er das etwa am fruchtbarsten beginnen werde. Denn Ich Selbst werde ihm die rechten Worte ins Herz und in den Mund legen.

05] Und so ihr nun auch das wisset, so werdet ihr in Meinem Namen beim Unterricht eurer Nebenmenschen nicht einen Fehltritt machen können; wer aber das nicht völlig beachten wird, der wird bald und leicht auf Irrwege geraten, auf denen er sich samt seinem Jünger schwer je völlig zurechtfinden wird.

06] Das war allzeit der arge Anfang des falschen und lügenhaften Prophetentums und der Verfinsterung und Verschlimmerung der Menschen. Darum soll nur der seine Nebenmenschen lehren, der es zuvor von Mir in seinem Herzen erlernt hat. Wer aber aus sich nur von dem, was er durch andere Menschen stückweise vernommen hat, auch seine Nebenmenschen gleich einem von Mir Gelehrten wird zu lehren anfangen und auch schreien wird: "Siehe, hier, da oder dort ist Christus, die von Ewigkeit gesalbte Wahrheit aus Gott!", so glaubt ihm nicht; denn das ist schon ein falscher Prophet, der nur eines Ansehens und eines zeitlichen Gewinnes wegen auch einen Propheten spielen will.

07] Wer aber einen falschen von einem wahren, von Mir berufenen Propheten und Lehrer mit leichter Mühe erkennen will, der schaue auf seine Werke!

08] Alles kann ein Mensch leichter vor den Augen seiner Nebenmenschen verbergen als seine Selbstsucht und seine Gewinngier. Um diese zu befriedigen, wird er nur zu bald und zu ersichtlich kein Mittel unversucht lassen, um zu dem Zwecke zu gelangen, nach dem sein Herz eine unzerstörbare Liebe hat.

09] Lasst darum die falschen Propheten niemals zu einer Macht und äußerem Ansehen gelangen! Denn werden sie einmal das irgend erreichen, dann wird es bald wieder höchst finster unter den Menschen aussehen, und ihr werdet gegen sie harte Kämpfe zu bestehen bekommen!«

10] Sagte der Römer mit einer bedenklichen Miene: »O Herr und Meister alles Seins und Lebens, das werden wir Menschen wohl schwer zu verhindern imstande sein! So Du, Allmächtiger, das nicht Selbst verhindern wirst, da wird es nur zu bald wimmeln von lauter falschen Propheten auf dieser Erde. Denn das blinde Volk wird schwer oder gar nicht einen Unterschied zwischen einem wahren und falschen Propheten zu machen imstande sein. Wer wird ihm dann sagen und begreiflich machen können, daß seine Lehrer falsche Propheten sind?«

11] Sagte Ich: »Freund, Ich werde das Meinige tun, aber ihr müsst auch das Eurige tun! Es hat aber ein jeder Mensch seinen völlig freien Willen, den Ich mit Meiner Allmacht nicht ergreifen und bändigen darf, weil das - wie Ich es euch schon klar und sehr begreiflich gezeigt habe - gegen Meine Ordnung wäre. ("gegen Meine Ordnung wäre" ist in der Urschrift von fremder Hand nachgetragen worden.)

12] Aber Ich gebe euch ja eben darum in der gezeigten Wahrheit das wirksamste Mittel gegen alles Falschtum in die Hand, mit der ihr unter Meinem Beistande wider die gesamte Lügenbrut der Hölle die festesten Dämme und Wälle erbauen könnt.

13] So bald und so leicht aber, wie ihr euch das nun vorstellet, wird das falsche Prophetentum von dieser Erde freilich wohl nicht vertilgt werden können; doch wird am Ende nur einzig und allein die lichte und lebendige Wahrheit siegen! Darum bleibt nur fest und unbeugsam in der Wahrheit; denn sie allein wird nicht nur euch, sondern am Ende auch alle Menschen frei machen vom alten, schweren Joch der Lüge und des Truges! Lasst daher nur ihr euch von keiner noch so hell glänzend scheinenden Lüge mehr berücken, - dann wird alles wohl gehen!

14] Ihr seid nun das Salz, als die beste Würze, unter den Menschen auf dieser Erde. So ihr nicht faul und lau werdet, dann wird es mit den geistigen Speisen wohl vonstatten gehen, und die Menschen werden nach ihnen gieren; so ihr aber als das Salz faul und übelschmeckend werdet, womit soll dann die geistige Kost für die Menschen gewürzt werden?

15] Tut darum in allem nach Meiner Lehre und nach Meinem euch nun wohl bekanntgegebenen Willen, und es wird euer Salz das Unkraut unter dem Weizen auf dem Acker des Lebens schon ausrotten mit der Zeit mehr und mehr, und ihr selbst werdet darob euch freuen über die Maßen über die Kraft und Macht Meiner Wahrheit unter den Menschen!«



Home  |    Index Band 9  |   Werke Lorbers