Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10
141. Kapitel: Jesu Voraussage über Seinen Tod und Seine Auferstehung. Jesu Wirken in zwei weiteren Orten.
01] Sagte der Älteste: »O Herr und Meister und wahrster Vater der Menschen, ja, nun verstehe ich es zum ersten Male, was "Gott über alles lieben" heißt.
02] Wer Seine Kinder wahrhaft liebt und erkennt des Vaters Weisheit, der liebt Gott als den allein wahren Vater aller Menschen über alles; und so ist denn die wahre Nächstenliebe die höchste Lebenstugend in dieser Welt, und wir werden uns bestreben, sie allenthalben nach allen unsern Kräften zu üben.«
03] Nach diesen Worten des Ältesten kam das Weib des Wirtes mit der Anzeige, daß das Abendmahl bereitet sei. Der Wirt aber fragte Mich, ob er auf den Tisch, der noch (nicht) gedeckt war, (die gebratenen Fische) bringen lassen solle.
04] Sagte Ich: »Als Ich in der Wüste einige Tausende mit wenig Brot und Fischen sättigte, fand sich kein gedeckter Tisch vor; so man Brot und Wein auf einem ungedeckten Tische verzehren kann, warum denn nicht auch etwelche gebratene Fische? Darum laß du die Fische nun nur auf diesen ungedeckten Tisch setzen, und wir werden sie verzehren!«
05] Ich aber hatte das der drei Juden wegen also angeordnet, weil diese noch sehr viel auf einen mit ganz reinem Tuche gedeckten Tisch hielten; denn nach ihrem Gesetz könne ein Jude, der eine warme Speise von einem nicht mit reinem Tuche gedeckten Tische zu sich nehme, verunreinigt werden.
06] Es sahen Mich die drei denn auch also bei sich ganz geheim fragend an: »Wie, hältst Du nicht mehr an alle die Vorschriften Mosis?«
07] Ich aber sagte: »Was denkt ihr euch denn? Hatten die Israeliten in der Wüste, als sie Manna aßen, auch mit reinen Tüchern gedeckte Tische?«
08] Sagte der Älteste: »Herr und Meister, das hatten sie sicher nicht!«
09] Sagte Ich: »Nun, so können auch wir auf den ungedeckten Tisch gesetzte Fische verzehren! Was für Mich rein ist, das sei auch für euch rein! Es heißt ja auch, daß man das Brot nicht mit ungewaschenen Händen essen solle, und dennoch habt ihr zuvor vor Mir das Brot mit ungewaschenen Händen in euren Mund geführt und seid darum eben vor Mir dennoch rein geblieben! Seid ihr aber vor Mir rein, wer sollte euch dann der Unreinheit zeihen? Etwa ein blinder Pharisäer im Tempel zu Jerusalem? Lasse du, Wirt, die Fische nur hereinbringen, und wir werden sie verzehren und dabei rein verbleiben!«
10] Mit diesem Meinem Bescheid waren die drei Juden denn auch vollkommen zufrieden und aßen mit uns die Fische ohne alles weitere Bedenken.
11] Diese drei Juden blieben hernach noch drei volle Tage bei Mir, und Ich und auch die drei bei Mir gebliebenen Jünger haben ihnen gar vieles aus der Schrift, und namentlich, was die Schöpfung, die Propheten Jesajas und Hesekiel betrifft, wohl erklärt und sie auch in den natürlichen Dingen dieser Erde ins rechte Licht gesetzt.
12] Am vierten Tage aber zogen sie nach Meinem Rat nach Aphek, um sich auch dort selbst zu überzeugen, was Ich dort für die gläubig gewordenen Heiden getan habe. Bevor sie aber noch von Mir Abschied nahmen, fragte Mich der Älteste, ob sie nicht auch nach Jerusalem ziehen sollten, um daselbst den blinden Templern die Augen über Mich zu öffnen.
13] Sagte Ich: »Das lasst bleiben; denn so sie Mich Selbst nicht hören und Mir nicht glauben trotz der vielen Zeichen, die Ich vor ihren Augen gewirkt habe, so werden sie euch noch weniger hören und euren Worten glauben, - wohl aber würden sie euch ins Gefängnis werfen und euch züchtigen lassen! Darum lasst das, und bleibt, wo ihr seid, und prediget Mein Evangelium bei schicklicher Gelegenheit den Heiden, und gebet ihnen das Licht der Wahrheit, das Ich euch gegeben habe; doch setzt nichts hinzu und nehmt auch nichts hinweg!
14] Umsonst habe Ich es euch gegeben, und also gebet es wieder jedem, den es danach hungert und dürstet; doch den puren Weltschweinen von Menschen sollt ihr diese Perlen nicht vorwerfen!
15] Ich werde aber gegen Ostern Selbst noch einmal nach Jerusalem gehen, und es wird da mit Mir geschehen, was Ich euch aus den Propheten umständlich erklärt habe; und so ihr davon hören werdet, da ärgert euch nicht, und denkt, daß Ich euch das zum voraus verkündet habe, und daß dadurch auch das letzte Häkchen der Schrift erfüllt wird.
16] So Ich aber am dritten Tage wieder auferstehen werde vom Tode des Leibes, dann werde Ich auch zu euch, so wie Ich nun da vor euch stehe, wiederkommen und werde euch stärken mit Meinem Geiste.
17] Wir werden uns also nur eine kurze Zeit nicht sehen und dann wiedersehen zu eurem Troste!«
18] Darauf segnete Ich die drei Altjuden, und sie zogen gen Aphek, wie Ich das schon zuvor angezeigt habe.
19] Es versteht sich von selbst, daß diese drei, als sie in die Nähe der Stadt kamen, sich stets mehr und mehr über das große Zeichen zu verwundern anfingen, und als sie erst vollends in die Stadt und in dieselbe Herberge kamen und von dem Wirte auch mit der größten Freundlichkeit aufgenommen wurden, da wollte es sowohl von seiten der drei, wie von seiten des Wirtes und aller, die bei ihm waren und sich einfanden, des Lobens und Preisens Meines Namens kein Ende nehmen.
20] Was machte denn Ich die noch etlichen Tage in unserem lieben kleinen Orte?
21] Es kamen an jedem Tage Reisende und kehrten beim Wirte ein und erkundigten sich emsig, wie diese Gegend so sehr blühend hatte gemacht werden können. Etwelchen ward es wohl angedeutet, doch den meisten nicht; denn diese Reisenden waren zumeist Handelsleute, die für derlei geistige Dinge keinen Sinn hatten, und so nahm sich von uns denn auch niemand die Mühe, derlei pure Weltmenschen in die Wahrheiten des Lebens einzuweihen, und die Bewohner dieses Ortes sahen es auch ein, daß man den Weltschweinen die Perlen nicht zum gemeinen Fraße vorwerfen solle.
22] Es kam der siebente Tag, und Meine ausgesandten Jünger kamen gen Abend alle wieder voll guter Dinge in diesen Ort zu Mir und konnten nicht genug erzählen, wie sie in Meinem Namen zum größten Teil gute Geschäfte gemacht hatten.
23] Und Ich sagte: »Daß Mir euer Wirken bekannt ist, das wisst ihr, und ihr seid denn auch eures Lohnes, Meine Jünger zu sein, wert; doch nun sollt ihr ruhen und euch stärken mit Speise und Trank!«
24] Es ward denn auch sogleich Wein und Brot gebracht und dann auch Fische.
25] Nach dem Abendmahle aber begaben sich die zurückgekehrten Jünger alsbald zur Ruhe; Ich aber blieb mit dem Wirte und den drei bei Mir gebliebenen Jüngern bis zum Morgen wach.
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