Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 110. Kapitel: Frage des Hauptmanns Pellagius nach der Hölle.

01] Nach dieser längeren Rede dankten Mir alle, daß Ich sie mit so vieler Geduld über so großwichtige Dinge belehrt habe, und versprachen es Mir auf das festeste, solche Lehre alsogleich ins Leben treten zu lassen, und sollte es dabei auch so manchen Kampf kosten.

02] »Denn jede gute und große Sache fürs Leben der Menschen«, (sagten sie), »kann nicht ohne Mühe und manchen Kampf erreicht werden; hier aber handelt es sich um die Erreichung des höchsten Lebensgutes der Menschen, und so heißt es da auch: um so weniger Mühen, Arbeiten und Kämpfe scheuen.

03] Wir Römer aber sind keine kampfscheuen Menschen und haben keine Furcht vor einem Feinde, und so werden wir auch in kurzer Zeit so manchen Sieg zuerst über unsere eigenen Schwächen, die unsere nächsten und oft die hartnäckigsten Feinde sind, und sodann auch und leicht über die andern Feinde außer uns erringen, so Du, o Herr, uns mit Deiner Gnade auch dann mehr verlassen wirst, so wir als noch diesirdische Menschen irgendwann leicht noch in einem oder dem andern Lebenspunkte fehlen und fallen würden.

04] Lasse Du aber nur nicht zu große Versuchungen über uns kommen, darum wir Dich hier bitten in der freudigsten Hoffnung, daß Du solche Bitte nicht unerhört lassen wirst!«

05] Sagte Ich: a »Seht, diese Erde und der ganze sichtbare Himmel mit allem, was er faßt, werden vergehen, aber Meine Worte und Meine Verheißungen werden ewig nicht vergehen! Ich werde eure gerechten Bitten auch niemals unerhört lassen; doch in dieser Zeit braucht das Reich Gottes Gewalt, und nur die werden es besitzen in der Fülle, die es mit Gewalt an sich reißen werden. Daher wird dessen volle Erreichung auch sicher noch gar manchen inneren und äußeren Kampf kosten. (a  Matthäus.24,35*; = Markus.13,31; = Lukas.21,33Matthäus.05,18Jesaja.51,06Psalter.102,26-27;  ⇒ jl.ev01.165,10*;  ⇒ jl.ev09.132,14*;  jl.ev10.104,10jl.ev10.110,05; 35-37: jl.ev09.094,17jl.him1.080,04; Vaterbriefe.267; Vaterbriefe.378)

06] Doch fürchtet euch nicht vor jenen Feinden, die wohl den Leib des Menschen töten, aber der Seele keinen Schaden zufügen können; so ihr aber jemanden fürchtet, da fürchtet Gott, der die arge Seele in die Hölle verstoßen kann!«

07] Hier trat der Hauptmann vor und sagte: »O Herr und Meister, da Du nun von der Hölle, von der die Juden glauben, daß darin die bösen Seelen von den ärgsten Teufeln ewig gemartert werden, und auch die Heiden solch einen Schreckensort unter dem Namen Orkus, auch Tartarus, bekennen, - Erwähnung machtest, so sage es uns nun auch für unser Verständnis mit genügender Helle, was es denn mit der Hölle für eine Bewandtnis hat, wo sie ist, und wer nach dem Leibestode in diesen Schreckensort kommt!

08] Denn so wir nun in höchst klarer Weise aus Deinem Munde vernommen haben, was für Seligkeiten jene Menschen zu gewärtigen haben, die nach Deiner Lehre leben und handeln werden, so meine ich, daß es nicht minder nötig sein dürfte, auch mit dem Schreckenslos derjenigen etwas näher bekannt zu werden, die auf dieser Welt entschieden und unverbesserlich Deine Widersacher und Feinde sind, auf daß wir ihnen auch sagen und zeigen können, wie, wo und was sie dafür jenseits zu erwarten haben, um sie dadurch möglicherweise leichter von ihrer bösen Verkehrtheit abzuwenden und für Dein Reich zu gewinnen.«

09] Sagte Ich: »Mein Freund, du hast wohl recht, Mich also zu fragen; aber es ist jetzt noch schwer, davon etwas dir ganz Verständliches zu sagen, weil dein innerster Liebelebensgeist noch nicht völlig in deine Seele übergegangen ist. Doch so viel, als es dir und auch den übrigen verständlich sein kann, will Ich dir schon sagen, und so höre denn, und merke es wohl!

10] Siehe, wie der Himmel allenthalben ist, wo es gute und Mir liebe und wohlgefällige Menschen gibt, so ist auch die Hölle überall, wo es Gottesverächter, Feinde alles Guten und Wahren, Lügner, Betrüger, arge Diebe, Räuber, Mörder, Geizige, weltehrsüchtige Herrschgier und arge, lieblose Hurer und Ehebrecher gibt.

11] Willst du wissen, wie es in einer solchen Hölle aussieht, so betrachte nur das Gemüt, die arge Liebe und den bösesten Willen eines solchen Menschen, in dem die Hölle waltet, und du wirst daraus leicht innewerden, wie es in der Hölle, die eben ein Werk von derlei Menschen ist, aussieht!

12] In der Hölle will ein jeder der Erste, der höchste und unumschränkteste Herrscher und Gebieter sein, die höchste Gewalt und Macht haben, alles besitzen, und alle sollen ihm gehorchen und für ihn arbeiten um den schlechtesten Lohn.

13] Von einer solch einen bösesten Unsinn und solch eine ärgste Blind- und Torheit erleuchtenden Wahrheit kann da selbstverständlich noch weniger eine Rede sein denn auf dieser Welt, wo irgendein herrschsüchtigster Tyrann sich auch nimmerdar durch eine allerlichteste Wahrheit über sein Unrecht, das er auf die grausamste Weise den Menschen zugefügt hatte, also wird bekehren lassen, daß er seinen goldnen Thron verließe und dann hinginge und eine rechte Buße übte, sein Unrecht einsähe und sein an so vielen Menschen verübtes Unrecht nach Möglichkeit wieder gutzumachen trachtete.

14] Versuche du, einen solchen Wüterich zu bekehren, und du wirst dich nur zu bald überzeugen, wie er dir begegnen wird!«



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