Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 72. Kapitel: Der Wirt und sein Weib staunen über die Wundermacht Jesu.

01] Nach einer Weile aber sagte er zum Weibe und zu den beiden Töchtern: »Da ihr nun von diesem Wunderherrn und Meister geheilt worden seid, so zeigt eure schuldigste Dankbarkeit denn auch auf eine werktätige Art! Geht in die Küche und bereitet für alle ein besseres Mahl, als das ich ihnen bieten konnte! Das Beste in der Speisekammer nehmt und bereitet es wohl!«

02] Die drei gingen mit den andern Dienern freudigst ans anbefohlene Werk.

03] Ich aber sagte zum Wirte: »Freund, diese Mühe hättest du den Geheilten schon ersparen können, denn uns genügt ja das ganz gute Brot und der auch recht gute Wein; aber weil sich die drei mit aller Freude ans Werk des Kochens und Bratens gemacht haben, so sollen sie es auch vollbringen!«

04] Als Ich das noch kaum ausgesprochen hatte, da kam das Weib voll Freude wieder in den Speisesaal und sagte zum Wirte: »Aber was ist denn während meiner halbjährigen harten Krankheit alles ohne mein Wissen geschehen? Die große und die kleine Speisekammer strotzen von Speisen aller guten Art! Da gibt es in großer Masse Linsen, Bohnen, Mehl, Öl, Früchte der Bäume, große Trauben, des Honigs mehrere der größten Töpfe, getrocknete und geräucherte Fische und die Brotkörbe sind voll der schönsten Brotlaibe; und ebenso strotzt die kleinere Speisekammer von Milch, Butter, Käse und völlig frischen Eiern, wie noch von andern Dingen, von Salz, guten Kräutern und Wurzeln. Wann ist denn das alles in die Speisekammern gekommen? Ich fragte die Kinder und die Diener, und sie konnten mir keinen Aufschluß geben, meinten aber, daß du allein das schon wissen werdest. Wie, wie ist denn das zugegangen?«

05] Der Wirt geriet darob selbst wieder ins größte Staunen und sagte: »Wenn es in den Speisekammern also bestellt aussieht, so fange ich an, die alten Wunder von neuem wieder zu glauben, und der Mannaregen und der Wachtelfall ist keine Dichtung, sondern Wahrheit! Ich meine, dieser Herr und Meister, der dich geheilt hat, wird wohl am ehesten wissen, wer unsere Speisekammern gefüllt hat; denn der Meister, dem es möglich ist, Kranke bloß durch sein Wort zu heilen, dem dürften wohl auch andere Dinge zu bewirken möglich sein!«

06] Darauf ging auch der Wirt nachsehen, wie es in seinen Speisekammern aussähe, und fand alles also, wie das ihm zuvor sein Weib berichtet hatte, und sagte: »Dieser Mensch muß von einer seltenen Abkunft sein! Er ist entweder ein großer Prophet, oder er ist irgendein mit den geheimen Naturkräften innigst vertrauter Magier, der entweder in Ägypten oder irgendwo anders seine Wissenschaft sich zu eigen gemacht hat.«

07] Sagte das Weib: »Als er mich heilte, da sah ich aus seinem Haupte ein hellstes Licht ausgehen, und sein ganzes Wesen war mit einem Lichtschimmer umgeben, - und das wird bei einem Magier schwerlich je der Fall sein! Hinter diesem Menschen und vielleicht auch hinter denen, die mit ihm sind, wird etwas außerordentlich Großes und Erhabenes verborgen sein; am Ende ist er - wer kann es wissen - gar der dem Messias vorangehende Prophet Elias, - oder er ist etwa gar schon der Messias Selbst!«

08] Sagte der Wirt: »Da magst du eben nicht ganz unrecht haben; denn wer das bloß durch die Macht seines Willens bewirken kann, der muß mit dem ewigen Geiste Gottes stark erfüllt sein. Daß das alles auf eine übernatürlich-wunderbare Weise da hereingekommen ist, das ist klar vor unseren Augen, und wir können dem großen Meister nur auf das innigste danken. Doch seht zu, daß bald ein gutes und reichliches Mahl bereitet werde!«

09] Darauf ward in der Küche alles tätig, und der Wirt kam voll tiefen Nachdenkens wieder zu uns in den Speisesaal.



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