Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 93. Kapitel: Die Gedanken des römischen Wirtes in Aphek über Jesus.

01] Auf diese ganz triftige Entschuldigungsrede des Wirtes gingen wir ins Haus und wurden sogleich in den größten und am zierlichsten eingerichteten Saal geführt, der bis jetzt nur ganz spärlich mit einer Lampe erleuchtet war, aber alsogleich besser und mit mehreren Lampen genügend erleuchtet wurde.

02] Nun bemerkte der Wirt, daß wir in der Gesellschaft des Hauptmanns bis auf sein Gefolge alle Juden waren. Er fragte darum den Hauptmann, wie es käme, daß er, als sonst bekannt nicht ein besonderer Freund der Juden, nun in ihrer Gesellschaft eine Bereisung, und zu Fuß auch noch dazu, mache. Und wie werde er, als ein Römerwirt, der den Juden ein Greuel ist, nun diese zufriedenzustellen imstande sein?

03] Sagte der Hauptmann: »Kümmere du dich jetzt um nichts anderes, als daß du uns bringest Brot, Salz und Wein in rechter Menge; dann wird sich dir alles andere schon wie von selbst zu enthüllen anfangen.«

04] Da ward sogleich Brot, Salz und Wein in rechter und genügender Menge herbeigeschafft. Wir setzten uns an einen großen Tisch, der ganz aus Stein angefertigt war, und nahmen etwas Brot mit Salz zu uns und tranken darauf den Wein.

05] Es fiel aber dem Wirte auf, daß des Hauptmanns Tochter Mir, als Ich zu trinken begehrte, sogleich den Mir in Pella kredenzten goldenen Becher, mit Wein gefüllt, vorsetzte und Ich denselben auch an Meinen Mund führte und daraus trank, während alle andern Anwesenden den Wein aus tönernen Krügen tranken.

06] Der Wirt und auch ein paar seiner Diener betrachteten Mich aus einer kleinen Ferne vom Kopfe bis zu den Füßen und wußten nicht, was sie aus Mir machen sollten.

07] Der Wirt sagte bei sich: »Der muß etwas Hohes sein, ansonst ihm unser Hauptmann nicht also huldigen würde!«

08] Als wir uns alle mit Brot und Wein hinreichend gestärkt hatten, da sagte Ich zum Wirte: »Siehe, du Wirt, deinem Hause ist ein großes Heil widerfahren! Ihr meisten Römer und Griechen seid nicht unbewandert in den Schriften der Juden, und daß ihnen und durch sie auch euch Heiden ein Messias von dem einen, allein wahren Gott, dem Schöpfer Himmels und der Erde und alles dessen, was auf ihr, in ihr und über ihr war, ist und sein wird, schon vom Anbeginn der Menschen durch den Mund der Propheten ist verheißen worden! Und siehe, dieser verheißene Messias bin Ich und bin denn nun auch zu auch Heiden gekommen, um auch unter euch das Reich Gottes zu gründen und auszubreiten!

09] Ich bin aus den Himmeln von Gott dem Vater gesandt, und der Vater, der Mich gesandt hat, ist die ewige Liebe, und Mein Herz ist ihr Thron; sie ist in Mir und Ich in ihr. In Mir wohnt demnach denn auch alle Macht, Kraft und Gewalt über alles im Himmel und auf Erden; Ich bin das Leben, das Licht, der Weg und die ewige Wahrheit Selbst.

10] Wer an Mich glaubt, Mich mehr denn alles in der Welt liebt und nach Meiner Lehre lebt und handelt und seinen Nebenmenschen liebt wie sich selbst, der wird von Mir das ewige Leben überkommen, und Ich werde ihn erwecken am Jüngsten Tage.

11] Du hast Mich ehedem betrachtet vom Kopfe bis zu den Füßen und sagtest bei dir selbst: "Hinter diesem Menschen muß etwas Hohes verborgen sein, ansonst ihm unser Hauptmann nicht also huldigen würde!" Und siehe, du hattest recht geurteilt!

12] Auf daß du dich aber auch überzeugen magst, daß es sich mit Mir auch also verhält, wie Ich es dir gesagt habe, so lasse nun alle Kranken in deinem Hause zu Mir hierher bringen, und Ich werde sie gesund machen! - Glaubst du das wohl?«

13] Sagte der Wirt: »Herr, Herr, Deine Worte drangen tief in meine Seele und riefen in ihr ein früher nie gefühltes Leben wach, und es muß demnach alles wahr sein, was Du zu mir gesagt hast! Ich glaube denn auch ungezweifelt, daß Du alle meine Kranken sicher heilen wirst.«

14] Hierauf wurden die vielen Kranken in unseren großen Speisesaal gebracht. Darunter waren etliche von bösen Fiebern geplagt, einige von der Fallsucht, andere von der Gicht, und einer war ein Blinder, und zwei hatten durch die Angst während des Erdbebens Stimme und Sprache verloren.



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