Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 114. Kapitel: Jesus über die zwecklose Erziehung eines Tyrannen.

01] (Jesus:) »Gehe hin zu dem dir ehedem gezeigten herrschsüchtigsten Tyrannen, in dessen Sinnen, Trachten und Streben nichts anderes liegt, als die ganze Welt zu erobern, alle andern Regenten zu seinen niedrigsten Sklaven zu machen und sich von allen Völkern der Erde als ein über alles gebietender Gott ehren und anbeten zu lassen, sammle dir ein mächtiges Kriegsheer, überfalle seine Länder, nimm ihm alle seine Städte und Burgen weg, nimm ihn endlich selbst gefangen, und sage dann zu ihm: "Siehe, du stolzester und höchst übermütiger Tor von einem Könige, der du die ganze Welt erobern wolltest und zu Sklaven machen all die andern Herrscher der Völker, - nun bist du in meiner Gewalt und mußt dich fügen nach meinem Willen! Ich will aber nicht hart sein gegen dich, sondern ich will dir Gnade für Recht angedeihen lassen, so du dich in deinem Gemüte selbst demütigst und ein solcher Mensch wirst, der allen seinen Nebenmenschen wohl will und das an ihnen so unerhört oft begangene Unrecht gutmachen will. Ich werde dich zwar in mein Gewahrsam nehmen und dich beobachten nach allen Richtungen deines Sinnens und Trachtens. Werde ich dich als völlig geändert finden, so wird es in Meiner Macht und gutem Willen stehen, dich wieder in dein Reich zu führen und dich auf den wahren Regententhron zu setzen zum Wohle, aber nimmer zum Wehe der Völker, die unter deiner Tyrannei geschmachtet haben!"

02] Und siehe, du Mein Freund Pellagius, nun weiter! Dein Gefangener wird dir darauf verheißen, alles zu tun, was du ihm nur immer vorschreiben wirst, weil du ihm dafür sein Reich und seinen Thron wieder zurückzugeben versprachst. Aber meinst du, daß er sich in seinem Gemüte deshalb völlig ändern wird? Zum Scheine ja, aber in der Wahrheit sicher nicht; denn setze ihn wieder auf den Thron, und all sein Trachten wird im geheimen dahin gerichtet sein, sich an dir zu rächen. Denn einen hochmütigsten und stolzen König also zu demütigen, daß er vom höchsten Thronglanze tief unter den Bettelstab kommt, heißt aus ihm erst einen ganz vollendeten Teufel machen, dem dann im Reiche der ewigen Finsternis nahe nimmer zu helfen.

03] Ein solcher Mensch, ob er nun ein König oder ein Sklave und ganz vom höchsten Zorn und von der unversöhnlichsten Rachgier erfüllt ist, ist nicht zu bekehren und zu bessern. Am besten ist es, derlei Menschen entweder mit aller Geduld zu ertragen und bei Gelegenheit sie zu ermahnen, gleichwie Ich Selbst das getan habe durch den Mund Meiner vielen Propheten.

04] Kehren sie sich - wie gewöhnlich - nicht daran, so lasse man einige sehr empfindliche Züchtigungen über sie kommen, bei denen ihnen zum wenigsten halb einleuchtend wird, daß sie daran selbst die Schuld tragen; ändern sie sich aber dennoch nicht, dann fege man sie völlig von der Erde hinweg, was aber freilich nur allzeit Mir zukommt, weil nur Ich es allzeit am klarsten einsehe, wann eines solchen Menschen Greuelmaß voll ist.

05] So du über dies von Mir über das Wesen der Hölle Gesagte und Gezeigte recht in dir nachdenkst, so wird es dir schon klar werden, was die eigentliche Hölle ist, wie beschaffen und wo sie ist.

06] Wie der gute und nach dem Willen Gottes tugendhafte und fromme Mensch den Himmel als das Reich Gottes in sich trägt unverwüstbar, also trägt auch der entschiedene Gegner der Ordnung Gottes die Hölle unverwüstbar in sich; denn sie ist ja seine Liebe und sein unbeugsamer Wille und somit auch sein Leben. - Hast du das nun wohl verstanden?«



Home  |    Index Band 10  |   Werke Lorbers