Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 147. Kapitel: Jesus über die Zulassung von Mißständen und des Verfalls unter den Menschen.

01] Sagte der Wirt: »O Herr und Meister, ich habe Dich völlig verstanden und bin nun vollends im klaren, mit wem ich es nun in Dir zu tun habe! Mein durch Deine Gnade und Macht geheilter Sohn hat Dich gleich nach der (wunderbaren Heilung) vollkommenst wahr beurteilt und Dich als Den erkannt, der Du über jeden Zweifel hinaus auch bist.

02] Meinen alten Fehler werde ich denn von nun an auch gänzlich ablegen und mein Verhalten gegen Juden und Heiden genau nach Deinem heiligst wahren Rate einrichten.

03] Es ist für unsereinen nur das einzige schwer zu begreifen, warum denn auf dieser Erde das ganz Gute und Wahre stets von dem Bösen und Falschen oft völlig unterdrückt und unterjocht werden muß und erst dann, aber stets spärlich, wieder zum Vorschein kommt, wenn das Böse und Falsche sich notgedrungen selbst das spitze Schwert aus Verzweiflung an die Brust zu setzen beginnt.

04] Wievielmal tausendmal tausende von Menschen schmachten in der größten Not, Finsternis und mehrfacher Verzweiflung, können sich nicht helfen und jammern ihr ganzes Leben hindurch! Wir wenigen in der Urwahrheit noch stehenden Menschen können sie nur tiefst bemitleiden, aber ihnen auch selbst bei dem besten Willen nicht helfen. Ja, einen Hungrigen können wir mit unserem kleinen Überfluß wohl sättigen, einen Durstigen tränken und einen Nackten bekleiden, ebenso im Notfall einem Trauernden einen magern Tost geben, - da ist es mit aller unserer Hilfe auch schon zu Ende!

05] Du, o Herr und Meister, dem sicher aller Menschen Not auf dieser Erde nur zu klar bekannt ist, könntest allein aller geistigen und auch leiblichen Not aller Menschen ebenso schnell abhelfen, wie Du meinem Sohne von all seinem Leiden abgeholfen hast; aber das eben geschieht von Dir aus - wie uns die Schrift selbst lehrt - nur höchst selten.

06] O Herr und Meister, warum muß denn das also sein auf dieser Erde? Sind denn im Ernste die meisten Menschen von Dir bestimmt zum Falle und nur ganz wenige zur Auferstehung?«

07] Sagte Ich: »Das sei ferne, - auch nicht ein Mensch ist von Mir aus bestimmt zum Falle; aber da ein jeder Mensch erst durch seinen von Mir ihm gegebenen völlig freien Willen ein wahrer Mensch ist und sich selbst in dem ihm von Mir aus allzeit treu geoffenbarten Guten und Wahren zu üben, zu prüfen und zu bestimmen hat, so geschieht es, daß die Menschen sich von den Anreizungen der Welt, in der das Reich des Satans verborgen waltet, nur zu bald gefangennehmen lassen, Mich nach und nach trotz aller Meiner fortwährenden Mahnungen vergessen, Meine Gebote in den Wind schlagen und sie am Ende mit Füßen treten, von der Nächstenliebe in alle Selbstsucht übergehen, in aller guten Tätigkeit träge werden und in solcher Trägheit nur danach zu sinnen anfangen, wie sie es anstellen sollen, daß alle andern Menschen für sie arbeiten und ihnen blindlings gehorchen.

08] In solchem Sinnen verfallen sie bald auf allerlei Trugkünste, üben solche vor ihren neugierigen Mitmenschen aus und offerieren sich ihnen nur zu bald durch allerlei falsche Zauberwunder und durch mystische Worte als von der Gottheit begeisterte Propheten.

09] Die andern Menschen fangen dann an, solchen Müßiggängern zu glauben, sie für eine Art höherer Wesen zu halten, und fühlen sich glücklich, sich ihnen öfter nahen zu können und ihnen allerlei Opfer darzubringen, und bitten die Betrüger am Ende sogar, daß diese sie in ihren Schutz nehmen möchten.

10] Und siehe, unter solchen Umständen haben die Betrüger ihren Zweck auch schon erreicht; sie werden durch ihr Nichtstun und durch ihre Trugkünste mächtiger und mächtiger, verkehren Meine Offenbarungen zu ihrem Vorteil, werden Herren ihrer geblendeten Mitmenschen und geben ihnen Gesetze, nach denen die Mitmenschen am Ende nur für sie zu arbeiten und im Notfall auch all ihr Gut, Blut und Leben für ihre Tyrannen einzusetzen und auch dahinzugeben haben.

11] Bei solchen Anfängen aber wird das Volk von Mir stets durch wahrhaft von Mir im Geiste geweckte Propheten gemahnt und gewarnt, wie das zu den Zeiten Samuels geschah, als das Judenvolk auch einen König haben wollte, also, wie ihn die es umgebenden heidnischen Völker hatten.«



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