Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Band 10


Kapitelinhalt 151. Kapitel: Die Gerichte Gottes und ihre Wirkungen.

01] (Jesus:) »Du denkst dir nun freilich - wie es sich schon einige in Meiner Gegenwart gedacht haben -, Ich hätte ja die Macht, solch einem Weltunfug einen für alle Zeiten wirksamsten Strich durch seine Rechnungen zu machen! Da hast du freilich wohl recht; aber da müßte fürs erste dem Menschen, der ohne Unterschied seiner Geburt und seines Standes zur Kindschaft Gottes berufen ist, der freie Wille gänzlich benommen werden, und anstatt der freien Vernunft und des Verstandes müßte die Menschenseele gleich der Seele der Tiere mit einem Instinkt versehen werden, wonach dann ein jeder Mensch nichts anderes mehr zu tun imstande wäre, als wozu ihn sein Instinkt antriebe, - und fürs zweite müßte Ich auch die ganze Erde überaus bedeutend umändern und auf ihr bloß das Futter für derlei Instinktmenschen, wie für die andern Tiere, wachsen lassen. Dazu müßte Ich noch fürs dritte darum gar viele Pflanzen und Tiergattungen völlig eingehen lassen; denn wozu wären sie, so sie eben darum notwendig dasein müssen, damit sich aus ihrer nahezu endlos langen Stufenreihe die völlig freie Menschenseele zu entwickeln hätte?

02] Du siehst daraus, indem du noch ein tüchtiger Mosaist bist, daß es auf dieser Erde nun nicht anders zugehen kann; und ginge es besser zu, als es oben jetzt geht, so hätte Ich noch lange nicht nötig gehabt, Selbst als ein Mensch auf diese Erde zu kommen, um wenigstens bei denjenigen Menschen, bei denen noch ein besserer Sinn aus der früheren Zeit der Propheten übriggeblieben ist, den alten Glauben lebendig zu machen und auch die andern Menschen durch sie zu überweisen (überzeugen), daß die Weissagungen der Propheten nicht also wie die falschen Götzenlehrer ihre Schriften und Weissagungen aus der Luft gegriffen haben.

03] Das ganze Menschengeschlecht auf dieser Erde aber wird noch mehr denn ein paar tausend Jahre vonnöten haben, um in ein reineres Licht überzugehen.

04] Du weißt, daß nach der noachischen Flut die wenigen übriggebliebenen Menschen auf ziemlich lange hin einen besseren Weg des Lichtes gewandelt sind; aber die Welt und ihre Materie, in welcher der eigentliche Satan steckt, hat sie bald wieder an sich gezogen, und schon unter Abrahams Zeiten hat die Gottlosigkeit der Menschen einen ganz bedeutenden Fortschritt gemacht. Zähle alle die Gerichte auf, durch welche Ich derlei Völker auf das empfindlichste und schärfste heimgesucht habe!

05] Wie lange dauerte aber die Wirkung eines solchen Gerichts? Im allgemeinen höchstens drei bis vier Menschenleben hindurch, und es ging darauf gleich wieder zu wie früher und noch um vieles ärger! Ein Sodom und Gomorra, ein Babylon und ein Ninive wären jetzt nahezu als ein Paradies gegen Jerusalem, gegen viele andere Städte des einstigen Gelobten Landes und auch gegen viele Städte der Heiden anzusehen.

06] Es wird auch über alle diese Städte in jüngster Zeit ein Gericht ums andere kommen; aber die Wirkung desselben wird den vorangegangenen Gerichten ganz gleichkommen. Auf eine Zeitlang werden sich viele Menschen bessern und bekehren und Buße tun; sowie sie sich aber dadurch werden in einen diesirdisch besten Zustand versetzt fühlen, so wird sich bald wieder bei ihnen der Müßiggang einstellen, und die Pfiffigeren werden sich von den weniger Pfiffigen wieder um allerlei Scheinlohn bedienen zu lassen anfangen.

07] Und sind die Menschen einmal auf diesem Punkte angelangt, so fängt unter ihnen auch die Verfinsterung in ihren Gemütern wieder an; die Sonne des Lebens geht unter, und die volle Nacht geht auf der entgegengesetzten Seite siegreich auf und einher, und es dauert dann lange wieder, bis ein neuer Tag zu werden anfängt.

08] Und so magst du, Mein lieber Wirt und Freund, für dich und dein ganzes Haus dich mit dem begnügen, was Ich dir jetzt über den gegenwärtigen Stand der Menschen gesagt habe.

09] Bei guter Gelegenheit kannst du das auch deinen bewährten Freunden mitteilen und sie ermahnen zur Geduld und zur Ausharrung in Meinem Namen, und sie auch versichern Meiner Liebe und Gnade, und daß es bald lichter und besser aussehen wird, sowohl unter vielen Juden als auch unter den Heiden.«



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