Jakob Lorber: 'Das große Evangelium Johannes', Supplemente S. 257
01] Aber, fragt da schon leicht noch jemand: "Moses und auch andere Propheten aus der Vorzeit haben doch ausgedehnte Bücher geschrieben; wie lange hat denn hernach Moses gebraucht, um nur die bekannten fünf Bücher zu schreiben, mit Hinweglassung des sechsten und siebten Buches, nebst einem bedeutenden prophetischen Anhange?"
02] Da sage Ich euch darauf, daß nach seiner damaligen Schrift alle die von ihm geschriebenen Bücher dem ganzen Volumen nach nahe nicht mehr ausmachten als ein Evangelium des Johannes. Moses schrieb noch in der ihm wohlbekannten ägyptischen Hieroglyphenschrift. Erst in der Zeit der Richter, die in dieser Schrift noch wohl bewandert waren, sowie in deren Entsprechungen, wurden die Bücher Mosis mit den althebräischen Lettern aufs Pergament gebracht, das man in der alten Stadt Pergamus wohl zu bereiten verstand. Aber selbst diese Schrift war den meisten zu Meiner Zeit lebenden Juden unverständlich, weil die Vokale zwischen den Konsonanten nicht vorkamen. Man fand sich genötigt, eine neue Abschrift zu machen, an der sich die sogenannten alten Schriftgelehrten über zweihundert Jahre lang beteiligten, und der Name Schriftgelehrter rührte denn auch daher, nicht als ob er den rechten Sinn der Schrift verstände, in welchem Stücke die meisten Schriftgelehrten samt den Pharisäern die pursten Schafsköpfe waren, sondern weil sie die alte vokallose Schrift aus den Zeiten der Richter lesen konnten. Daher sollte es euch auch nicht Wunder nehmen, daß es zwischen Mir und solchen Schriftgelehrten stets zu einem Wortkampfe kam, an dem sie ihrer erwiesenen Blindheit halber kein Wohlgefallen hatten. Mit diesem werden die beiden fraglichen Texte begreiflich dargetan.
Jesus bringt Schwert statt Frieden: Erklärung und Kontext (mt.10,34-36; jl.ev11.257,03-259,01)
03] Aber nun kommt das 10. Kapitel (Matth.) mit dem 34. 35. 36. Verse:04] Ihr sollt nicht wähnen, daß Ich gekommen sei, Frieden auf Erden zu streuen. Ich bin nicht gekommen euch den Frieden dieser Welt zu geben, sondern das Schwert zum Kampfe. Denn Ich bin nur gekommen, den Menschen zu erregen wider seinen Vater, die Tochter wider ihre Mutter und die Schnur wider ihre Schwieger. Und des Menschen Feinde werden seine Hausgenossen sein.«
05] Wer diese drei Verse buchstäblich nimmt, die noch dazu sehr mangelhaft übersetzt sind, der kommt notwendig in ein Labyrinth von Irrtümern, aus denen er auch mit dem Lichte einer Urzentralsonne nicht herauskommen kann. Denn wie aus dem Vorhergehenden ersichtlich, lehre und begehre Ich alle erdenkliche Nachgiebigkeit, Friedlichkeit und Freundlichkeit unter den Menschen; und Moses selbst lehrt in seinem vierten Gebote aus Meinem Munde: »Ehre und achte und liebe Vater und Mutter, auf daß du lange lebest und es dir wohlergehe auf Erden.«