Leopold Engel (1858-1931): 'Das große Evangelium Johannes', angeblicher 'Band 11', Achtung! krit. Anmerkungen,


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Angebliche Fortsetzung des 10. Bandes 'Das große Evangelium Johannes' von Jakob Lorber durch Inspirationen an Leopold Engel (1891-93):

01] (Der Wirt:) »... denn nur in der Wahrheit allein ist das Leben und deshalb das Suchen nach der Wahrheit die einzig beseligende Tätigkeit, die des Menschen Herz erwärmt und den in ihm wohnenden göttlichen Geist immer mehr und mehr erweckt, während in der Trägheit, der Lüge und der Unlust zum Suchen nach göttlicher Wahrheit nicht nur der Leibestod, sondern vor allen Dingen die Ursache liegt, daß die Seele sich immer mehr in materielle Dinge versenkt, wodurch sie nicht nur den alsbaldigen Leibestod verursacht, sondern sich auch im jenseitigen Leben untüchtig macht, vorwärtszustreben und ihr alleiniges Heil zu suchen.

02] Wollte man die Menschheit in ihrem alten Aberglauben belassen, sie jeder besseren Einsicht verschließen, nur aus dem Grunde, damit die Diener des alten Glaubens ein behagliches Leben führen können, so wie du meinst, so muß die Gottheit, die ein derartiges Versumpfen der Lebenstätigkeit der Seele wegen um jeden Preis verhindern will, die Völker alsbald mit allen möglichen Plagen zu drücken anfangen, damit sie erwachen, zur Selbsterkenntnis kommen und sich so allmählich frei machen von dem Druck und der Blindheit, die ihre sogenannten Lehrer über sie verhängt haben. Wie es dabei den Lehrern sodann aber ergehen wird, kannst du selbst sehr leicht ermessen. Von Liebe würde da nicht allzuviel zu erzählen sein; denn wer Selbstsucht und Lüge streut, wird auch nichts anderes ernten können, als was aus solchem bösen Samen alsdann aufgeht.

03] Ihr tut also dem Volke von Jerusalem ein bitteres Unrecht, wenn ihr glaubt, ihr tut besser daran, dasselbe in euren alten, nichtssagenden Satzungen zu erhalten, anstatt es anzuhalten, den Worten jenes Galiläers zu horchen und an seinen Liebestaten, von denen nun schon ganz Syrien erfüllt ist, ein Beispiel zu nehmen. Euer grenzenloser Hochmut und eure Selbstsucht hindern euch jedoch, Den zu erkennen, der nun schon lange in der Fülle Seiner ganzen Göttlichkeit zu euch gekommen ist, den ich auch nicht erkannt habe, der jedoch jetzt sich mir klar zu erkennen gegeben hat.«

04] Über diese Rede des Wirtes war der Pharisäer nun so erstaunt, daß er nicht imstande war, auch nur ein Wort zu erwidern, sondern mit einigen nichtssagenden Worten sich zu seinen Leuten zurückzog, die in der Tür emsig der Rede und Widerrede gelauscht hatten.

05] Der Wirt aber kam zu Mir und sagte mit so recht liebevoller, biederer Herzlichkeit zu Mir: »Herr und Meister, verzeihe mir, daß ich in meiner großen Blindheit Dich nicht alsogleich erkannte! Aber in dem Zwiegespräch mit jenem Pharisäer wurde es mir alsbald immer klarer und klarer, wer es denn so eigentlich sei, den ich in meinem schlechten Hause bewirte. Du Selbst bist jener Galiläer, von dem der Pharisäer sprach! Aber Du bist noch weit mehr, als nur ein großer Prophet; denn mir war es, als zöge sich mein Herz immer mehr und mehr zu Dir. Dabei stand Dein Bild mir immer klarer vor dem Auge, obgleich ich Dir doch den Rücken zuwandte, und mir war es, als spräche nicht ich selbst, sondern Du aus mir. O sage mir doch, lieber Herr und Meister, war es wirklich also?«

06] Antwortete Ich dem Wirte: »Ja, es war allerdings so. Nicht du, sondern Ich habe durch dich geredet, und Ich konnte das um so leichter, weil in deinem Herzen eine große Liebesflamme für Mich brennt, die Mich auch in dein Haus gezogen hat.

07] Und so wird es auch allzeit sein: nur dort kehre Ich ein, wo das Herz in der Liebe zu Mir entzündet ist, und Ich werde dann auch in diesem Herzen als einem Mir recht wohlgefälligen Hause alsbald Platz nehmen.

08] Dir ist es stets eine rechte Freude gewesen, von den Taten des Galiläers zu hören, und du hast alsbald herausgefunden, daß hinter diesen Taten sich mehr versteckt als die bloße Wunderkraft eines Propheten oder großen Mannes. Du hast daher recht lebhaft gewünscht, Ich möchte bei dir einkehren, damit du selbst dich überzeugen könntest, was denn so eigentlich an Mir wäre. Dabei hast du aber stets auf das, was Ich gelehrt, mehr gegeben als auf Meine Wundertaten; denn die Wahrheit dessen wurde dir alsbald recht einleuchtend. Und siehe, so warst du auch recht vorbereitet für Mein Kommen, und Ich habe leichte Arbeit mit dir gehabt! Denn einmal in dein Haus eingekehrt, regte sich alsbald der Geist und offenbarte dir klarst, was noch vielen Juden hier ein ewig lang verschlossenes Geheimnis bleiben wird.

09] Nun aber laß uns zur Ruhe gehen, denn Ich will nicht, daß jene Pharisäer und Kaufleute, welche sich über deine Rede gar gewaltig verwundert haben, noch heute abend zu uns kommen, um mit uns Rede zu führen! Es genügt, daß wir morgen unsere Mühe mit ihnen haben werden. Und so versparen wir denn alles auf morgen!«

10] Nach diesen Meinen Worten dankte der Wirt Mir nochmals für alle erwiesenen Wohltaten mit lauter Stimme. Ich aber verwies ihm das und sagte, daß sein geheimer Dank im Herzen Mir viel wohlgefälliger sei. So schwieg er denn und führte uns in ein anderes Zimmer, damit wir vor den Pharisäern und Kaufleuten, welche bereits ein lautes Gespräch anfingen, Ruhe hätten. Daselbst verbrachten wir die Nacht denn auch völlig ungestört.

Krit. Anmerkungen zur Person und den Werken von Leopold Engel



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