Leopold Engel (1858-1931): 'Das große Evangelium Johannes', angeblicher 'Band 11', Achtung! krit. Anmerkungen


Kapitelinhalt 042. Kapitel

01] Sagte Lazarus: »O Herr, Du wirst Dich dieser Brut doch nicht Selbst überliefern, die nur würdig ist, baldigst vernichtet zu werden?!«

02] Sagte Ich: »Was da zu geschehen hat, liegt im Willen des Vaters. Sein Wille geschehe; der Sohn aber hat zu gehorchen! Kümmere dich daher um nichts, was da nicht deines Amtes ist, sondern sorge, daß auch du fortschreitest im Erkennen des Willens deines und Meines Vaters!«

03] Fragte Mich Lazarus: »Herr, bist Du denn nicht der Vater?«

04] Sagte Ich: »Ich bin es, und doch kommt jetzt die Zeit, wo der Vater in Mir Sich zurückziehen muß, damit der Sohn frei entscheide. Was Ich euch soeben offenbarte, was drunten im Tempel vor sich geht, das ist der erste Schritt, damit der Sohn Sich entscheide. Und glaubet Mir, Er hat Sich bereits entschieden, damit das Volk nicht untergeht! Doch fraget jetzt nicht weiter, sondern sorget, daß alle diese Anwesenden keinerlei entbehren; denn sie sind zum letzten Male in Meiner irdischen Nähe als Kinder, für die Ich leiblich sorge!«

05] Fragte Lazarus besorgt: »Herr, willst Du uns denn wieder verlassen?«

06] Sagte Ich: »Ja, Ich werde dich morgen in aller Frühe wieder verlassen und nicht eher wiederkommen, als bis es gilt, das große Osterlamm zuzubereiten!«

07] Lazarus meinte nun, Ich möchte doch, wie schon früher, länger in der Winterszeit bei ihm bleiben.

08] Ich erwiderte ihm: »Du weißt doch, was der Tempel vorhat; Ich aber will nicht, daß die Meinen um Meinetwillen belästigt werden. Darum ziehe Ich fort von hier - dahin, wo Ich bis zur Osterzeit in Ruhe verbleiben kann; und so geschehe es denn!«

09] Darauf sagte Lazarus nichts mehr und beeilte sich, als Hauswirt nachzusehen, ob die vielen Gäste auch gut bedient würden.

10] In nicht langer Zeit kam denn auch Nikodemus bei uns an und berichtete, was drunten im Tempel geschehen sei, was natürlich mit Meinen Aussagen genauest übereinstimmte. Er fürchtete sich anfangs der vielen Anwesenden wegen, von denen ihn gar viele sehr genau kannten, jedoch beruhigte Ich ihn und gab ihm die Versicherung, daß niemand von diesen ihn verraten würde.

11] Es ist von diesem Abend, der sehr bedeutungsvoll wurde dadurch, daß alle Anwesenden sich zu Mir und Meiner Lehre bekannten, nichts weiter zu berichten, was nicht schon in ähnlicher Art bei früheren Gelegenheiten geschehen wäre, weswegen über diese ganze Angelegenheit hinweggegangen werden kann, nachdem das Wichtigste bereits gesagt worden ist.

12] Die ganze Gesellschaft blieb bis zum Sonnenuntergang bei Lazarus zusammen, worauf sie sich von ihm und von Mir mit Worten des herzlichsten Dankes verabschiedete und wieder nach Jerusalem zurückkehrte, um das Wunder dort noch weiterzutragen, so daß Lazarus in den nächsten Tagen nichts anderes zu tun hatte, als nur durch Zeigen seiner Person der allgemeinen Neugierde und Bewunderung gerecht zu werden. Dabei unterließ er es nicht, eifrigst auf Mich und Mein Wort hinzuweisen und hielt auch - zum größten Verdruß des Tempels - mit der Erzählung, wie die Pharisäer sich auf seinen Gütern benommen hatten, und wie dieselben bedient worden waren, nicht hinter dem Berge, so daß der Spottlust der Juden völlig freier Lauf gelassen wurde. Daß auch diese ganze Angelegenheit sehr dazu diente, das Ansehen der Pharisäer zu untergraben und die Habsucht des Tempels recht augenfällig darzutun, liegt auf der Hand, weswegen denn auch langsam unter dem Rate der Entschluß reifte, ihn ebenfalls zu beseitigen, was auch sicherlich gelungen wäre, wenn Lazarus nicht durch seine Hunde so gut geschützt worden wäre, daß keine irdische Leibwache eines Fürsten bessere Wächter hätte abgeben können.

13] Als nun die Einwohner der Stadt uns verlassen hatten, richtete Ich an Lazarus das Verlangen, uns rechte Lagerstätten herzurichten, damit die Meinen, welche heute alle für Mich gut gearbeitet hatten, auch vorsorglich der Ruhe pflegen könnten und morgen frisch und gestärkt sein würden.

14] Ich sagte auch allen Mir nachfolgenden Jüngern, daß jeder, der da zu den Seinen zurückkehren wolle, dieses tun könne; denn Ich würde Mich jetzt von der Welt zurückziehen und Meine Gegenwart bis Ostern verheimlichen. Wer da also ein Geschäft habe, das ihm wichtig schiene, oder wer während des Winters, der jetzt eintreten würde, bei den Seinen verbleiben wolle, solle sich zu diesen begeben, begleitet von Meinem Segen.

15] Es meldeten sich da viele, als sie hörten, es sei mit Meinem Segen, wenn sie gingen. Nur die zwölf Apostel und noch etwa zwanzig Personen, welche sich nicht trennen wollten von Mir, blieben übrig, Mir auch dahin zu folgen, wohin Ich sie immer führen würde. Ich segnete denn auch diese, wie Ich versprochen, und ermahnte alle, fest an Meinem Worte zu hangen und dieses weiterzuverbreiten. Zum Osterfest würden sie Mich hier wiederfinden, wo sie Mich verlassen.

16] Wir ruhten denn nun die Nacht in Frieden, und in aller Frühe versammelte Ich die Meinen nochmals um Mich und verabschiedete Mich kurz von den Zurückbleibenden; von Lazarus, den Schwestern und dem ganzen Hause, die Mich nur sehr ungern entließen, jedoch durch Meine Zusage, zu Ostern wieder bei ihnen zu sein, recht getröstet und beruhigt wurden.

17] Wir gingen nun schnell aus dem Orte Bethanien hinaus und schritten die Straße entlang nach Jericho zu.

18] Was nun in der Zeit bis zu der Rückkehr nach Bethanien geschehen ist, das macht die Periode aus, in der der Mensch Jesus von Nazareth sich in den Vordergrund stellte, in der nochmals die ganze Annehmlichkeit des Lebens sich herannahte, damit der Mensch Jesus sich frei zu dem nun notwendig gewordenen Opfertod entschließe. Diese Dinge jetzt aufzudecken, ist noch zu früh. Nur ein Geschlecht, das völlig eingedrungen sein wird in die Wesenhaftigkeit Meiner Liebe, wird das begreifen können. Jetzt würde es als unwahr bezeichnet werden. Darum übergehe Ich nun vorläufig diese Dinge und werde nur das mehr Historische berühren.

Krit. Anmerkungen zur Person und den Werken von Leopold Engel



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