Jakob Lorber: 'Die geistige Sonne' (Band 2)
27. Kapitel: Warum es auf den Zentralsonnen fast keine Tiere gibt. Erläuterung des Beispiels vom reichen Jüngling.
(Am 19. Juni 1843, von Nachmittags 4 3/4 - 7 Uhr.)
Originaltext 1. Auflage 1870 durch Project True-blue Jakob Lorber
Text nach 6. Auflage 1976 Lorber-Verlag 01] Ich merke schon den Zug, dahin ihr wollt; und so gehen wir auch schon diesem Zuge nach. - Sehet, links und rechts in diesem Kreisgebiete, das wir noch betreten, welche endlose Pracht und Herrlichkeit da von allen Seiten strahlt! - Paläste und Wohnungen von nie geahnter Herrlichkeit, Größe und Majestät!
02] Ihr fraget zwar: In diesem Lande erdrücken einen wohl die großartigsten Herrlichkeiten; aber wie mag es wohl kommen, daß wir allda außer den Fischen in dem Kanale, welcher um den Palastberg ging, noch kein anderes vierfüssiges größeres Thier entdeckt haben? - Meine geliebten Freunde und Brüder, außer den Fischlein, wie auch sehr sparsamen Vöglein werdet ihr in dieser Centralsonne durchaus kein anderes Thier entdecken. Dergleichen Thiere sind nur in den Planetarsonnen, und in ihren Planeten und Monden vorhanden, weil eben diese gewisserart stufenweise abwärts mehr und mehr vom Auswurfe solcher Centralsonnen gebildet sind, wodurch, wie ihr Meines Wissens schon gar oft erfahren habt, das Leben eine härtere Durchkämpfung machen muß, um zur gehörigen Gediegenheit und Reinheit zu gelangen; und ihr könnt euch dieses Verhältniß merken:
03] Je mehr Feuer eine Welt in sich birgt, desto weniger der harten und groben Materie, welche dem Leben nicht förderlich, sondern hinderlich ist. Je weniger Feuer aber eine Welt in sich birgt, desto grobmaterieller ist sie auch, und das Leben hat einen härteren Kampf durchzumachen, um zu seiner stets konstanten Freiheit und Reinheit zu gelangen.
04] Warum denn? - Wie läßt sich Solches wohl sichtlicher Maßen erweisen? - Solches könnt ihr schon auf der Erde ganz klar, und zwar bei den Menschen selbst erschauen. Menschen, die voll Liebe zum Herrn und zu ihren Brüdern sind, gleichen den Welten, die da voll inneren Feuers sind; wie leicht solche Menschen zum inneren wahren Leben gelangen, lehrt euch vielfache Erfahrung und das eigene Wort des Herrn Selbst, da Er spricht: „Mein Joch ist sanft und Meine Bürde ist leicht."
05] Menschen aber, die wenig Feuer besitzen, also mehr lau sind, brauchen schon eines bedeutenden prüfenden Stoffes bis sie geweckt werden und das Leben finden in sich; und es geht eben nicht zu geschwinde mit ihnen, weil sich ihre Materie noch immer als ein wahres Löschmittel gegen das Feuer des Lebens dazwischen mengt und so das baldige Erwachen des Geistes hindert.
06] Wieder nehmen wir einen andern Menschen, der bezüglich der Liebe zum Herrn ganz kalt ist; dieser gleicht schon einem Planeten, und da gehört schon sehr viel Anstoßes und Triebes, bis dieser in eine geregelte Lebensbahn kommt und sich nur nach und nach von auf ihn von Außen her wirkenden Strahlen beleuchten und erwärmen läßt.
07] Warum denn Solches? Weil so ein Mensch sich ganz im Grobweltlichen zuvor begründet hat, und aus diesem sehr schwer in's Reingeistige übergeht. Wieder giebt es Menschen, die man als vollkommen feuerlos gleich lange ausgebrannten Vulkanen annehmen kann. Diese Menschen haben demnach auch gar nichts Geistiges mehr an sich, und gleichen den Monden, die auch beinahe aller atmospärischen Luft wenigstens auf der einen Seite gänzlich ledig sind. - Sie kehren ihrem Planeten stets die unwirthlichste Seite zu, und wenden die wirthlichere stets von selbem ab; also ebenfalls ähnliche Menschen.
08] Sie sind nicht aufnahmsfähig für ein höheres Leben, welches noch den Planeten umgiebt; daher haben sie auch nur eine Richtung und diese ist ihre eigene Selbstsucht. Wenn sie sich schon auf ihrer karg wirthlichen Seite manchmal dem Lichte zuwenden, so verzehren sie dasselbe aber dennoch nur zu ihrem materiellen Ersprießen; aber nimmer zur Belebung und zur Bildung des geistigen Lebens, welches sich in der liebthätigen Wechselwirkung durch die Sphären ausspricht, in denen jedes geistige Leben wirksam ist., - Solche Menschen haben nur eine halbe Sphäre, und diese ist gleich der Eigenliebe, indem sie allzeit abgewendet ist von der Sphäre des Nächsten. Sie laufen zwar mit dem besseren Theile der Menschheit mit, halten sich aber dennoch stets gehörig fern von derselben, auf daß sie ja nichts verlieren möchten von ihrem materiellen nichtigen Reichthume, und haben in ihrem Thun und Lassen eine stets schwankende Bewegung, durch welche sie jeder Gelegenheit ausweichen, allda sie liebthätiger Maßen könnten in Anspruch genommen werden.
09] Wie schwer solche Menschen zum innern Leben gelangen, spricht der Herr ebenfalls bei der Gelegenheit des Ereignisses mit dem reichen Jünglinge, der auch zum Herrn kam, um sich durch Sein Licht zu bereichern doppelt, irdisch und geistig; aber Alles zusammen dennoch im fest materiellen Sinne.
10] Es könnte leichtlich Jemand fragen, warum denn hier gerade ein reicher Jüngling, und warum nicht lieber irgend ein alter Geizhals im evangelischen Beispiele aufgenommen oder zugelassen ward? - Sehet, es muß Alles seinen vielseitig entsprechenden Grund haben; also ist ja auch ein jeder Mond ein Weltenjüngling, und zudem spricht sich auch das Wesen des Eigennutzes in einem Jünglinge allzeit lebendiger aus, denn in einem Greise. Denn unter tausend Greisen dürftet ihr kaum zehn von geizig eigennütziger Art treffen; diese können verglichen werden mit den fernstehenden Planeten. Aber unter tausend Jünglingen werdet ihr ebenfalls kaum zehn finden, welche sich nicht vom Eigennutze lenken und treiben lassen.
11] Betrachtet nur einen Jüngling, was Alles er thut und unternimmt seiner eitlen Weltversorgung wegen! - Der Eine rennt sich die Füße ab, um irgend eine reiche Partie zu machen; der Andere studirt sich zu Tode, um es einst, versteht sich bald möglichst zu einem ansehnlichen Beamten zu bringen. Ein Anderer verlegt sich auf allerlei Kriechereien, um dadurch seinem schwächeren Talente zu überhelfen; - und so setzt der Eine wie der Andere fast durch die Bank alles Göttliche und Geistige völlig zur Seite, und läßt sich wie eine Windfahne gebrauchen, um nur irgend ein irdisches Ziel dadurch zu erhaschen.
12] Sehet, aus diesem Grunde wird denn auch im Evangelium ein Jüngling, und zwar ein reicher Jüngling zugelassen und aufgeführt; ein Jüngling, weil er zumeist von solchen eigennützigen Interessen beseelt ist, reich aber, weil ein Jüngling eben die größte Tüchtigkeit zum Reiche Gottes zu gelangen in sich hat, so er sich selbst verleugnen möchte und treten in die Fußstapfen des Herrn.
13] Ich meine, aus diesem Beispiele werdet ihr mein aufgestelltes Verhältniß gründlich begreifen können; und es kommt allezeit darauf an, je mehr Feuer und daraus hervorgehender Wärme oder Liebe zu Gott und zu allen nächsten Brüderschaften, desto weniger Materie oder Desto weniger des Todes, und somit desto mehr des Lebens in sich haltend. Im Gegensatze aber dann auch stufenfolglich: Je mehr Materie, desto weniger Feuer, und somit auch desto weniger wahren Lebens vorhanden ist. Aus diesem Grunde denn auch auf einer solchen Centralsonne, deren ganzes Wesen nahe ein pures Feuer ist, auch das materielle thierische Leben bis auf einige Unbedeutenheiten völlig mangelt. -
14] Da wir nun Solches wissen, so können wir auch mit einem desto lebensfreieren Gemüthe unsere Bahn verfolgen. - Da seht nur einmal vorwärts hin; wir stehen am Ufer eines euch schon vorhinein bekannt gegebenen Lichtstromes, über welchen wir, um in ein anderes Kreisgebiet dieses Landes zu gelangen, werden unsere Schritte setzen müssen.
15] Ihr saget, mit euren geistigen Augen diese endlos stark strahlende unübersehbare Stromoberfläche betrachtend, in euerem Gemüthe: Wie werden wir über dieses Sonnengluthmeer mit wohlerhaltenen Füßen und unerblindeten Augen gelangen können? - Ich sage euch aber, wie ich euch schon einmal gesagt habe: Für den Geist darf nie eine Bedenklichkeit vorhanden sein; festes Wollen und unerschütterliches Vertrauen muß die ewige Richtschnur des Geistes sein. Daher bedenket auch ihr euch nicht, sondern wollet und vertrauet, so wird uns dieses Element nach unserem Wollen und Vertrauen dienstbar sein müssen. - Nun ihr wollet und vertrauet, und die strahlenden Fluthen tragen uns ganz wohlbehalten mit Blitzesschnelle in ein anderes fernes Weltgebiet hin.
16] Sehet, dort in noch tüchtiger Ferne taucht schon ein festes Ufer über den strahlenden Wogen empor; himmelanstrebende Berge, mit grün leuchtenden Wäldern besetzt, sind die ersten Trophäen eines weiten bewohnbaren Kreisgebietes, die da unsere Augen überaus angenehm und erhaben herrlich begrüßen. Wird es wohl steil sein über dieses Gebirge zu gehen? -
17] Wann fragt denn ein Geist über die Steile eines Gebirges auf einer Welt, dem die Bahnen zwischen Welten selbst offen stehen? - Also werden wir wohl auch über diese Steile ohne ein lästiges Müdewerden mit der allerleichtesten Mühe gelangen.
18] Wir sind am Ufer, und somit auch schon am Fuße des Berges. - Sehet den Boden, wie sanft bekleidet er ist mit einem überweichen Grase, und welche höchste Reinheit er uns zur Beschauung darbietet! Ist es nicht eine Lust, auf solch' einem Boden unter den überherrlichen grünstrahlenden Bäumen zu wandeln? Ja fürwahr, das ist schon an und für sich himmlisch herrlich!
19] Ihr möchtet wohl wissen, ob diese Bäume Früchte tragen? Diese Bäume tragen keine Früchte; aber ihr grüner Strahl verbindet sich mit dem weißen Strahle des Stromes, und macht den weißen Strahl dadurch intensiver, lebendiger und in endlos weite Ferne hin wirkender, und ist beinahe dasselbe, als so Jemand mit dem weißen Lichte seines Glaubens das mit demselben verbundene grüne Licht der Hoffnung betrachtet, und daraus ersieht, daß der Glaube dadurch gesättigter und auch lebendiger wird; denn ein Glaube ohne Hoffnung wäre ein unerträgliches Licht. - Es geschieht aber durch die Vereinbarung dieser zwei Lichter auch zugleich eine Zeugung der Liebe; denn wer da glaubet und hofft, der fängt auch an bald zu lieben Den, auf den er glaubt und auf den er vertraut.
20] So ist auch hier diese überweitgedehnte grünstrahlende Waldstrecke dieses großen Gebirges vor uns eine Sättigung des weißen Stromlichtes; und sehet euch nach der Fluthung des Stromes abwärts ein wenig um, da werdet ihr auch die beiden Lichter in ein rothes übergehen sehen, welches ebenfalls so viel besagt, als daß sich im Verfolge des Glaubens und Vertrauens die Liebe zu entwickeln anfängt. Aehnliches kann euch auch die Betrachtung eines jeden Regenbogens zeigen, darum er auch ein wahrer Bogen des Friedens genannt werden kann; es versteht sich von selbst, in geistiger Beziehung. - Indem wir aber nun Solches wissen, so können wir uns ganz wohlgemuth über die sanft aufsteigende Waldflur zu bewegen an fangen.
01] Ich merke schon den Zug, dahin ihr wollt; und so gehen wir auch schon diesem Zuge nach. - Seht, links und rechts in diesem Kreisgebiete, das wir noch betreten, welche endlose Pracht und Herrlichkeit von allen Seiten strahlt! Paläste und Wohnungen von nie geahnter Herrlichkeit, Größe und Majestät!
02] Ihr fragt zwar: In diesem Lande erdrücken einen wohl die großartigsten Herrlichkeiten; aber wie mag es kommen, daß wir allda außer den Fischen in dem Kanale, welcher um den Palastberg ging, noch kein anderes vierfüßiges größeres Tier entdeckt haben? - Meine geliebten Freunde und Brüder, außer den Fischlein, wie auch sehr sparsamen Vöglein werdet ihr in dieser Zentralsonne durchaus kein anderes Tier entdecken. Dergleichen Tiere sind nur in den Planetarsonnen und in ihren Planeten und Monden vorhanden, weil eben diese gewisserart stufenweise abwärts mehr und mehr vom Auswurfe solcher Zentralsonnen gebildet sind, wodurch, wie ihr meines Wissens schon gar oft erfahren habt, das Leben einen härteren Daseinskampf durchmachen muß, um zur gehörigen Gediegenheit und Reinheit zu gelangen; und ihr könnt euch dieses Verhältnis merken:
03] Je mehr Feuer eine Welt in sich birgt, desto weniger der harten und groben Materie, welche dem Leben nicht förderlich, sondern hinderlich ist. Je weniger Feuer aber eine Welt in sich birgt, desto grobmaterieller ist sie auch, und das Leben hat einen härteren Kampf durchzumachen, um zu seiner stets konstanten Freiheit und Reinheit zu gelangen.
04] Warum denn? Wie läßt sich solches wohl sichtlichermaßen erweisen? Solches könnt ihr schon auf der Erde ganz klar, und zwar bei den Menschen selbst erschauen. Menschen, die voll Liebe zum Herrn und zu ihren Brüdern sind, gleichen den Welten, die da voll inneren Feuers sind. Wie leicht solche Menschen zum inneren wahren Leben gelangen, lehrt euch vielfache Erfahrung und das eigene Wort des Herrn Selbst, da Er spricht: »Mein Joch ist sanft, und Meine Bürde ist leicht«.
05] Menschen aber, die werig Feuer besitzen, also mehr lau sind, brauchen schon eines bedeutenden prüfenden Stoffes, bis sie geweckt werden und das Leben in sich finden. Es geht eben nicht zu geschwinde mit ihnen, weil sich ihre Materie noch immer als ein wahres Löschmittel gegen das Feuer des Lebens dazwischenmengt und so das baldige Erwachen des Geistes hindert.
06] Wieder nehmen wir einen andern Menschen, der bezüglich der Liebe zum Herrn ganz kalt ist. Dieser gleicht schon einem Planeten, und da gehört sehr viel Anstoßes und Triebes her, bis dieser in eine geregelte Lebensbahn kommt und sich nur nach und nach von auf ihn von außen her wirkenden Strahlen beleuchten und erwärmen läßt.
07] Warum denn solches? Weil so ein Mensch sich ganz im Grobweltlichen zuvor begründet hat und aus diesem sehr schwer ins Reingeistige übergeht. Wieder gibt es Menschen, die man als vollkommen feuerlos gleich lange ausgebrannten Vulkanen annehmen kann. Diese Menschen haben demnach auch gar nichts Geistiges mehr an sich und gleichen den Monden, die auch beinahe aller atmosphärischen Luft, wenigstens auf der einen Seite, ledig sind. Sie kehren ihrem Planeten stets die unwirtlichste Seite zu und wenden die wirtlichere stets von selbem ab; also ebenfalls dem ähnliche Menschen.08] Sie sind nicht aufnahmefähig für ein höheres Leben, welches noch den Planeten umgibt; daher haben sie auch nur eine Richtung, und diese ist ihre eigene Selbstsucht. Wenn sie sich schon auf ihrer karg wirtlichen Seite manchmal dem Lichte zuwenden, so verzehren sie dasselbe aber dennoch nur zu ihrem materiellen Ersprießen, aber nimmer zur Belebung und zur Bildung des geistigen Lebens, welches sich in der liebetätigen Wechselwirkung durch die Sphären ausspricht, in denen jedes geistige Leben wirksam ist. Solche Menschen haben nur eine halbe Sphäre, und diese ist gleich der Eigenliebe, indem sie allzeit abgewendet ist von der Sphäre des Nächsten. Sie laufen zwar mit dem besseren Teile der Menschheit mit, halten sich aber dennoch stets gehörig fern von derselben, auf daß sie ja nichts verlieren möchten von ihrem materiellen, nichtigen Reichtume, und haben in ihrem Tun und Lassen eine stets schwankende Bewegung, durch welche sie jeder Gelegenheit ausweichen, allda sie liebtätigermaßen könnten in Anspruch genommen werden.
09] Wie schwer solche Menschen zum inneren Leben gelangen, spricht der Herr ebenfalls bei der Gelegenheit des Ereignisses mit dem reichen Jünglinge aus, der auch zum Herrn kam, um sich durch Sein Licht zu bereichern, doppelt, irdisch und geistig; aber alles zusammen dennoch im fest materiellen Sinne.
10] Es könnte leichtlich jemand fragen, warum denn hier gerade ein reicher Jüngling, und warum nicht lieber irgendein alter Geizhals im evangelischen Beispiele aufgenommen oder zugelassen ward. - Seht, es muß alles seinen vielseitig entsprechenden Grund haben. Also ist ja auch ein jeder Mond ein Weltenjüngling, und zudem spricht sich auch das Wesen des Eigennutzes in einem Jünglinge allzeit lebendiger aus denn in einem Greise. Denn unter tausend Greisen dürftet ihr kaum zehn von geizig eigennütziger Art treffen, diese können verglichen werden mit den fernstehenden Planeten. Aber unter tausend Jünglingen werdet ihr ebenfalls kaum zehn finden, welche sich nicht vom Eigennutze lenken und treiben lassen.
11] Betrachtet nur einen Jüngling, was alles er tut und unternimmt seiner eitlen Weltversorgung wegen! Der eine rennt sich die Füße ab, um irgendeine reiche Partie zu machen; der andere studiert sich zu Tode, um es einst, versteht sich bald, möglichst zu einem ansehnlichen Beamten zu bringen. Ein anderer verlegt sich auf allerlei Kriechereien, um dadurch seinem schwächeren Talente zu überhelfen. Und so setzt der eine wie der andere fast durch die Bank alles Göttliche und Geistige völlig zur Seite und läßt sich wie eine Windfahne gebrauchen, um nur irgendein irdisches Ziel dadurch zu erhaschen.
12] Seht, aus diesem Grunde wird denn auch im Evangelium ein Jüngling, und zwar ein reicher Jüngling, zugelassen und aufgeführt; ein Jüngling, weil er zumeist von solchen eigennützigen Interessen beseelt ist, reich aber, weil ein Jüngling eben die größte Tüchtigkeit, zum Reiche Gottes zu gelangen, in sich hat, so er sich selbst verleugnen möchte und treten in die Fußstapfen des Herrn.
13] Ich meine, aus diesem Beispiele werdet ihr mein aufgestelltes Verhältnis gründlich begreifen können; und es kommt allezeit darauf an: je mehr Feuer und daraus hervorgehender Wärme oder Liebe zu Gott und allen nächsten Brüderschaften, desto weniger Materie oder desto weniger des Todes, und somit desto mehr des Lebens in sich haltend. Im Gegensatze aber dann auch stufenfolglich: je mehr Materie, desto weniger Feuer, und somit auch desto weniger wahren Lebens ist vorhanden. Aus diesem Grunde denn auch auf einer solchen Zentralsonne, deren ganzes Wesen nahe ein pures Feuer ist, auch das materielle, tierische Leben bis auf einige Unbedeutendheiten völlig mangelt.
14] Da wir nun solches wissen, so können wir auch mit einem desto lebensfreieren Gemüte unsere Bahn verfolgen. - Da seht nur einmal vorwärts; wir stehen am Ufer eines euch schon vorhinein bekanntgegebenen Lichtstromes, über welchen wir, um in ein anderes Kreisgebiet dieses Landes zu gelangen, werden unsere Schritte setzen müssen.
15] Ihr sagt, mit euren geistigen Augen diese endlos stark strahlende unübersehbare Stromoberfläche betrachtend, in eurem Gemüte: Wie werden wir über dieses Sonnenglutmeer mit wohlerhaltenen Füßen und unerblindeten Augen gelangen können? - Ich sage euch aber, wie ich euch schon einmal gesagt habe: Für den Geist darf nie eine Bedenklichkeit vorhanden sein. Festes Wollen und unerschütterliches Vertrauen müssen die ewige Richtschnur des Geistes sein. Daher bedenkt auch ihr euch nicht, sondern wollt und vertraut, so wird uns dieses Element nach unserem wollen und Vertrauen dienstbar sein müssen. Nun ihr wollt und vertraut, und die strahlenden Fluten tragen uns ganz wohlbehalten mit Blitzesschnelle in ein anderes fernes Weltgebiet hin.
16] Seht, dort in noch großer Ferne taucht schon ein festes Ufer über den strahlenden Wogen empor. Himmelanstrebende Berge, mit grün leuchtenden Wäldern besetzt, sind die ersten Trophäen eines weiten, bewohnbaren Kreisgebietes, die unsere Augen überaus angenehm und erhaben herrlich begrüßen. Wird es über dieses Gebirge wohl steil zu gehen sein?
17] Wann fragt denn ein Geist, dem die Bahnen zwischen Welten selbst offenstehen, nach der Steile eines Gebirges auf einer Welt? Also werden wir wohl auch über diese Stelle ohne ein lästiges Müdewerden mit der allerleichtesten Mühe gelangen.
18] Wir sind am Ufer und somit auch schon am Fuße des Berges. Seht den Boden, wie sanft bekleidet er ist mit einem überweichen Grase und welche höchste Reinheit er uns zur Beschauung darbietet! Ist es nicht eine Lust, auf solch einem Boden unter den grünstrahlenden Bäumen zu wandeln? Ja fürwahr, das ist schon an und für sich himmlisch herrlich!
19] Ihr möchtet wohl wissen, ab diese Bäume Früchte tragen? Diese Bäume tragen keine Früchte; aber ihr grüner Strahl verbindet sich mit dem weißen Strahle des Stromes und macht den weißen Strahl dadurch intensiver, lebendiger und in endlos weite Ferne hin wirkender. Es ist beinahe dasselbe, als so jemand mit dem weißen Lichte seines Glaubens das mit demselben verbundene grüne Licht der Hoffnung betrachtet und daraus ersieht, daß der Glaube dadurch gesättigter und auch lebendiger wird, denn ein Glaube ohne Hoffnung wäre ein unerträgliches Licht. Es geschieht aber durch die Vereinigung dieser zwei Lichter auch zugleich eine Zeugung der Liebe; denn wer da glaubet und hofft, der fängt auch bald an zu lieben Den, an den er glaubt und auf den er vertraut.
20] So ist auch hier diese überweitgedehnte grünstrahlende Waldstrecke dieses großen Gebirges vor uns eine Sättigung des weißen Stromlichtes. Und seht euch nach der Flutung des Stromes abwärts ein wenig um, da wendet ihr auch die beiden Lichter in ein rotes übergehen sehen, welches ebenfalls soviel besagt, als daß sich im Verfolge des Glaubens und Vertrauens die Liebe zu entwickeln anfängt. Ähnliches kann euch auch die Betrachtung eines jeden Regenbogens zeigen, darum er auch ein wahrer Bogen des Friedens genannt werden kann; es versteht sich von selbst, in Geistiger Beziehung. - Indem wir aber nun solches wissen, so können wir uns ganz wohlgemut über die sanft aufsteigende Waldflur zu bewegen anfangen. -