Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes' (Band 1)


Kapitelinhalt 167. Kapitel: Vom wahren Beten. Die richtende Gottheit und der liebende Vater im Herrn.

01] Und also ruhten sie alle bis eine Stunde vor dem Aufgange. Nur der Eine ruhte nicht, da Er keiner Ruhe bedarf, indem Er Selbst die höchste Ruhe wie die höchste Tätigkeit selbst ist.

02] Dieser Eine - hier Abedam, der hohe, benamst - war somit auch der erste auf den Füßen und weckte hier auch körperlich alle die Kinder vom Schlafe. Es genügte ein einziger Ruf: « »Erwacht und richtet euch auf und alle erwachten mit einem Male und richteten sich auf, gingen dann alsbald alle aus der Hütte und wuschen sich die Füße, die Hände, dann die Geschlechtsteile, dann die Brust und dann endlich erst das Gesicht; denn solche Waschung war täglich Sitte schon von jeher bei den Kindern.

03] Als sie sich nun gewaschen hatten mit Ausnahme der Eva - denn die Weiber wuschen sich erst nach den Männern und an einer andern Quelle -, da nahmen sie Öl und salbten sich damit das Haupt. Und nach der Salbung erst stimmten sie den Morgendank an den nun gegenwärtigen hohen Abedam an, welcher also lautete:

04] »O liebevollster, heiliger Vater, Dir danken wir, Dich lieben wir, Dich loben wir! Wie unaussprechlich gut bist Du, o heiliger Vater! Dir sei alle Ehre, alles Lob, aller Preis, aller Dank, alle Liebe, aller Ruhm und alle Anbetung!

05] Entziehe uns, die wir uns Deine Kinder nennen, aber eigentlich nur lauter Sünder sind, Deine Erbarmung, Deine heilige Liebe und Deine heilige Gnade nicht! Segne uns, rühre uns und führe uns, schärfe unsere Sinne, und unsere harten Herzen erweiche, daß sie lieblich sein möchten wie Honig und Wachs, und erweitere unsere enge Brust, daß sie stets mehr und mehr aufnehmen könne der wahren Liebe aus Dir, o heiliger Vater!

06] Gib uns auch den Segen, daß wir dadurch vermöchten, Dir allein wohlgefällig Deinen heutigen heiligen Sabbat zu feiern! Und so Du, heiliger Vater, in uns noch sehr viele und große Makel entdecken wirst und schon sicher jetzt entdeckst, wie Du sie schon entdeckt hast von Ewigkeit her, dann züchtige in Deiner Liebe, Erbarmung und Gnade uns und mache, daß wir Dich würdiger möchten ,Vater' heißen und Dich dann auch mit reinerem Herzen lieben und mit reinerer Zunge preisen!

07] O Du guter, lieber Vater, sei und bleibe uns ewig derselbe heilige, liebe, gute Vater, der Du uns es warst schon von Ewigkeit her; aber nicht nur uns, die wir hier zugegen sind, sondern allen unseren Kindern und auch spätesten Nachkommen sei und bleibe es ewig! Amen. Dein heiliger Wille amen; Deine Liebe, Erbarmung und Gnade, amen!«

08] Und der hohe Abedam fügte bei: »Amen sage auch Ich; amen nach der Liebe eurer Herzen, - amen nach aller Tat daraus! Und Ich sage ewig nirgends amen denn allein in der reinen Liebe!

09] Ihr aber sollt nicht beten zu Gott, der da heilig, heilig, heilig ist, denn allein in des Vaters Liebe; denn Gott sind alle Menschen ein Greuel, nur dem Vater sind sie Kinder.

10] Gottes Heiligkeit ist unantastbar; aber des Vaters Liebe steigt zu den Kindern herab.

11] Gottes Zorn richtet alle Dinge der ewigen Vernichtung zu; aber des Vaters Erbarmung läßt auch sogar jeglichen Traum nimmerdar zugrunde gehen.

12] Von Gott aus muß alles sterben; aber dann kommt das Leben des Vaters über die Toten. Wer da sucht Gott, der wird Ihn verlieren, sich und sein Leben; denn Gott läßt Sich nicht anrühren. Und der Menschen Weisheit, die Ihn sucht, ist Ihm eine greulich anekelnde Torheit und den Suchenden aber unvermeidlich tötend. Denn mit der Weisheit rührt er Gott an; diesen aber kann kein geschaffenes Wesen mit was immer für einem Sinne anrühren und behalten das Leben.

13] Denn Gott ist ein ewiges, allerreinstes, aber auch allerunendlichst heftigstes Feuer, welches nimmerdar erlischt; und wo es der Vater nicht mildern möchte, da würde es alsbald alles auf ewig zerstören. Daher soll jeder Gott fürchten über alles und den Vater aber lieben über alles; denn der Vater ist das allerblankste Gegenteil von Gott.

14] Und doch wäre Gott nicht Gott ohne den Vater, welcher ist die ewige Liebe in Gott; und der Vater aber wäre nicht Vater ohne Gott.

15] Wie aber der Vater ist alles Leben in Gott, so auch ist Gott alle Kraft und Macht im Vater. Ohne den Vater wäre Gott Sich Selbst unaussprechlich; denn alles Wort in Ihm ist der Vater. Der Vater aber wäre nie Vater ohne Gott; und so sind Gott und der Vater eins!

16] Wer also den Vater rührt mit der Liebe, der rührt auch Gott. Wer aber des Vaters vergißt und mit seiner Weisheit nur die Gottheit rühren will, den wird der Vater nicht ansehen; der Gottheit Feuer aber wird ihn ergreifen und ihn zerreißen und vernichten ins Unendliche, daß er sich dann ewig nimmerdar finden wird. Und es wird dann auch nicht leicht mehr geschehen, daß ihn der Vater wieder aus aller Unendlichkeit zusammensuchen und sodann wieder von neuem bilden wird.

17] Wo aber der Vater ist, da ist Gott auch. Aber allein der Vater offenbart Sich den Kindern; Gott aber kann Sich niemandem offenbaren, außer allein durch den Vater, und da offenbart, wie jetzt, der Vater die Gottheit. Wer also Mich hört, sieht und liebt, der hört, sieht und liebt auch Gott. Wer aufgenommen wird vom Vater, der wird auch aufgenommen werden von Gott.

18] Wenn jemand Unwürdigen der Vater nicht annehmen wird, der wird fallen in die Hände der richtenden und vernichtenden Gottheit allein, und da wird kein Erbarmen sein, noch irgendeine Liebe und Gnade!

19] Daher fürchtet die Gottheit; denn es ist schrecklich, in Ihre Hände zu fallen!

20] Aber den Vater liebt! Haltet fest an Seiner Liebe und laßt euch allzeit rühren und führen von der Liebe des Vaters, so werdet ihr den Tod nimmerdar schmecken ewig, außer die Trennung vom Leibe, der da ist ein Fluch der Gottheit, in welchem das Leben aus dem Vater vor dem Zorne der Gottheit geschützt wird durch die schirmende Liebe des Vaters.

21] Aus der Hand Gottes empfängst du den Fluch, - aus der Hand des Vaters aber den Segen der Liebe und alles Lebens aus ihr. Daher halte dich ewig an die Liebe, so wirst du bestehen in der Liebe! Wo du dich aber hältst an die Weisheit, da wirst du vergehen und wirst zunichte verweht werden auf ewig vom Geiste der Gottheit!

22] Dieses Gesagte sei euch eine große Sabbatmorgengabe vom Vater, dessen Kinder ihr seid, und der euch darum liebt mehr als alles in der reichen Unendlichkeit! Bedenket es in eurem Herzen, und tuet danach, so werdet ihr leben und nie in der Gottheit Hände fallen!

23] Und nun, du Seth, gehe hinaus, da die Sonne schon aufgegangen ist, und laß ein reichliches Morgenmahl bereiten; denn siehe, so der Geist das Seine empfing, dann soll er auch gerecht sorgen für den Leib! Rufe aber auch die schon lange draußen singenden drei herein, die da sind aus der Mitternacht und heißen Jura, Bhusin und Ohorion. Gehe, und mache gut deine Sache! Amen.«


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