Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 85. Kapitel: Der neue Bund zwischen dem hl. Vater und den Kindern. Der Weg der Weisheit und der Weg der Liebe.

01] Nach dieser treuen Kundgabe des Gesichtes von Seite des Jorias nahm sogleich wieder der hohe Abedam das Wort und fing alsbald an, eine überaus leuchtende Rede darüber an alle zu richten.

02] Die Rede aber lautete also, wie da folgt: »Seht und hört, Meine geliebten Kindlein: Ihr seid wahrhaft Meine Kinder, wie Ich wahrhaft euer Vater bin, da Ich Selbst euch nun zu Meinen wahren Kindern im Geiste der Liebe gezeugt habe!

03] Ehedem, nämlich vor dieser Meiner Herabkunft zu euch, nanntet ihr euch zwar wohl auch Meine Kinder, wie Mich euren Vater, und ihr tatet wohl daran; denn solches hat Mich zu euch herabgezogen, um euch alle nun neu zu zeugen im Geiste der Liebe zu Meinen wahren Kindern, - ein überseltenes Beispiel in der Unendlichkeit! (O Erde, du hast Mich bezwungen!)

04] Aber darum, daß ihr euch gewisserart usurpatorisch (gewaltsam, eigenmächtig) dieses Namens bedientet und Mich Selbst eben also ,Vater' riefet, wart ihr noch nie Meine wahren Kinder; da waret ihr nur noch pure Wortkinder, wie Ich nur ein Vater in eurem Munde.

05] Da Ich aber darum dennoch zu euch kam, obschon ihr gesündigt habt, da ihr Mich also riefet, so zeuge Ich euch jetzt zu Meinen wahren Kindern im Geiste und in euren Herzen; und so sollet ihr Mich von nun an nicht mehr,Vater' nur mit dem Munde rufen, sondern mit heiligem, lebendigem Rechte in euren Herzen voll Liebe zu Mir sagen: ,Lieber Vater, unser alleinig wahrer Vater!'

06] Ehedem habt ihr euch selbst zu Meinen Kindern und somit auch zu Göttern gemacht - und waret es nicht; denn da war es ein Hochmut nur als Bewohner der Berge, Mich also zu nennen, damit ihr euch groß unterscheiden konntet von den Nachkommen Kahins.

07] Da sich aber einige unter euch gefunden haben, die da erkannt haben den Weg der Demut und der allein wahren Liebe zu Mir, da kam Ich zu euch als ein Kahinite.

08] Da sich aber die Liebe nicht scheute, den Kahiniten aufzunehmen und zu behalten in eurer Hauptstamm-Mitte, also blieb auch der Kahinite bei euch, ist noch bei euch, und so ihr wollt, wird Er auch ewig nimmerdar weichen von eurem Platze, welcher da ist ein lebendiger Platz in euren Herzen.

09] Und dieser Kahinite bin Ich, nun lebendig sichtbar unter euch! Ich bin Der, den ihr vorher unberechtigt Vater nanntet, und Ich, der Kahinite, gebe euch nun das Recht lebendig, daß ihr Meine wahren Kinder seid und Ich euer allein wahrer Vater.

10] Nun könnet ihr Mich mit allem Rechte in der Demut und Liebe eures Herzens erst Vater nennen, wie Ich zu euch sage,Meine geliebten Kindlein' denn jetzt bin Ich wahrhaft euer Vater und ihr wahrhaft Meine Kindlein.

11] Das ist somit ein Bund, den Ich nun mit euch mache auf ewig.

12] Wer in dem Bunde verbleiben wird, dem werde Ich sein ein Vater und er Mir ein Kind; und wer immer zu diesem Bunde treten wird, der wird auch alsbald die wahre Kindschaft überkommen.

13] Wer aber sich von dem Bunde trennen wird, der wird sich auch trennen von Mir und wird auf so lange die Kindschaft verlieren, als wie lange er getrennt bleiben wird von diesem heiligen Bunde.

14] Doch wahrlich, sage Ich, wer in diesen Bund wird von neuem treten wollen, wird müssen viele Gewalt anwenden!

15] Aber es wird ihm dennoch um vieles leichter sein, in den Bund zu treten, als, so er schon im selben ist aufgenommen worden, sich wieder von selbem loszumachen; denn wer da durch diesen Bund von Mir ergriffen wird, der wird so leichtlich nimmerdar losgelassen werden!

16] Des Jorias Gesicht aber deutet euch solches ja, da er auch von der Wolke, die da war die Demut seiner Liebe, sich entfernen wollte, als er, sich selbst blind machend, von derselben sprang. Als er aber wieder erwachte, wo war er da?

17] Sehet, also hält die Liebe stärker, denn ihr es meinet; und die Liebe aber ist das Band dieses jetzt gemachten Bundes zwischen Mir und euch! Meinet ihr wohl, dies Band ist etwa so leicht zerreißbar?

18] O mitnichten, sage Ich euch; es läßt sich wohl dehnen, so weit ihr wollt, aber nicht so leicht wieder zerreißen, wenn es einmal jemanden der Liebe angebunden hatte, welche da ist die wahre Kindschaft.

19] Wer aber da die Liebe überkommen hat, der hat auch die Kindschaft überkommen, da die Liebe und die Kindschaft eines und dasselbe sind.

20] Sehet, ehedem habt ihr euch beflissen samt und sämtlich der Weisheit; die Liebe aber hattet ihr mit den Füßen getreten! In dieser Weisheit wart ihr hungrig und durstig. Eure Wiß- und Weisheitsgier verschlang schon die ganze sichtbare Schöpfung; und wie es euch eure Weisheit gab, so auch war Gott für euch ein Gott und durfte und konnte nichts anderes sein als das nur und so nur, wie Er gerade eurer Weisheit zuträglich war. Und so opfertet ihr Ihm auch, wie es euch wohlgefiel; denn der Gott eurer Weisheit mußte Sich ja wohl damit begnügen, da Er sein mußte, wozu ihr Ihn gemacht habt, und wie Er euch am bequemsten und am einträglichsten war.

21] Unter diesem Gotte, der euch kein Vater war, wart ihr voll Hungers, und eure Kinder schmachteten unter dem gewaltigen Drucke eures Weisheitsgottes.

22] Was tatet ihr in solcher eurer Hoheit, in die euch euer Weisheitsgott versetzt hatte und euch dabei aber über alle Maßen hungern und dürsten ließ?

23] Sehet, da erst neigtet ihr dem Liebemunde Henochs das Ohr und dann auch das Herz! Und er war die Stimme der Liebe aus Mir, die euch aus der alten Wolke des Jorias zurief, daß da euer Gott ohne Liebe zu nichts nütze ist; die Liebe allein aber ist das Leben selbst.

24] Merket ihr jetzt, wohin das Gesicht des Jorias zielt?

25] Sehet, jetzt erst kennet ihr durch eure Liebe Mich, den alleinig wahren Gott, der da ist euer wahrer Vater, da Er euch alle nun gezeugt hat zu Seinen Kindern!

26] Jetzt erst habt ihr das wahre Licht überkommen, durch das ihr sehet, daß zwischen Mir und eurem früheren Weisheitsgotte ein unendlicher Unterschied ist, indem Ich allein es nur bin, Er aber ewig nichts ist ohne Mich!

27] Und in dem liegt auch die endlose Größe dessen, daß ihr nun die wahre Kindschaft überkommen habt; und so behaltet denn auch, was ihr nun erhieltet, und bleibet in Mir als Kinder, wie Ich in euch als Vater ewig! Amen.«



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