Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 196. Kapitel: Vorbereitungen zum Festmahl. Überführung der heiligen Tafel in den Thronsaal Lamechs. Kisehels Rede über die Wahrheit als Erlöserin.

01] Als sie bereits in der Residenz Lamechs angelangt waren, da kamen ihnen alle die Weiber und Mägde entgegen, fielen vor ihnen nieder auf die Knie und lobten mit verhüllten Angesichtern den Namen, der da gezeichnet war auf der steinernen Tafel, welche der Lamech trug.

02] Der Kisehel aber sagte zum Sethlahem: »Bruder, siehe die Weiber! Nach deinem Worte in dir behandle sie!«

03] Und der Sethlahem hieß alsbald die Weiber und Mägde erstehen und sagte dann noch weiter zu ihnen:

04] »Geht und bestellt ein gutes Mahl lasset heute ein Lamm schlachten und es wohl zurichten für den neuen König, und ein gemästetes Kalb soll zubereitet werden für den neuen Bräutigam und für seine Braut!

05] Also auch sorget für Brot und für edle Früchte, und es sollen nicht mangeln gute, reine Getränke!

06] Also geht zum Speisemeister, und bestellt solches alles auf das zierlichste! Amen.«

07] Und die Weiber und die Mägde eilten und besorgten alles Anbefohlene genau.

08] Als aber nach dem die ganze Gesellschaft in den großen Königssaal trat, da blieb der Lamech stehen und sagte zum Kisehel: »Großer, mächtigster Freund und völlig wahrster und gerechtester Gesandter des allmächtigen großen Gottes, siehe, mich erschaudert nun durch und durch der Anblick meines vorigen Greuelherrscherthrones, und es tauchen wieder alle meine Greuel in meiner Seele auf, wie da schwere Wetterwolken aus den großen Gewässern auftauchen in der schwülen Nacht!

09] Wäre es denn dir nicht genehm, daß wir diesen vermeiden möchten und beziehen ein anderes großes Gemach, welches mir freundlicher vorkäme denn gerade dieses, allwo ich mich als ein Gott habe förmlich anbeten lassen.

10] Und habe von eben dem Throne, der von der armen Menschheit blutigen Tränen ist errichtet worden, auch noch dazu die allergrausamsten heimlichen und offenbaren Gebote gegeben!

11] O Freund, wenn es dir darum genehm wäre, da möchte ich dich wohl aus allen meinen Kräften bitten, wie ich schon gesagt habe, ein anderes Gemach zu beziehen.«

12] Und der Kisehel aber erwiderte dem Lamech und sagte: »Bruder, gerade das ist das allerpassendste Gemach dieses deines ganzen großen Palastes!

13] Denn willst du ganz vollkommen genesen in deinem Herzen und deinem Geiste, so mußt du dein Herz auch völlig reinigen von allem alten Unrate; solches aber kann nur dadurch bewerkstelligt werden, daß dein Geist sich mehr und mehr entzündet und in seinem Feuer all den Unrat in deinem Herzen verzehrt.

14] Wie aber kann wohl der Geist füglicher zur Entzündung gebracht werden als eben durch den Druck von allen Seiten, welcher durch die erwachte Gefühlslast deiner verübten Greutaten bewirkt wird?!

15] Nun aber merkst du eben in diesem Gemache diesen lästigen Druck, und das ist es ja aber auch, was du am sehnlichsten wünschen solltest! argen Erinnerungen drücken dich, das ist gut; denn eben dieser Druck wird dich frei machen.

16] Siehe, was willst du denn tun? Kannst du das Geschehene ungeschehen machen? Kannst du dich je frei machen von deinen Taten? - Ich sage dir lieber Bruder, solches ist dir ewig unmöglich, solange du die Erinnerung deines Gefühls an dieselben fliehst!

17] Nur eines kann dein Herz und sodann auch deinen Geist frei machen, und dieses Eine ist die Wahrheit!

18] Diese mußt du suchen in alle so wird ihr Feuer den Unflat in dir verzehren, und du wirst dann freien Geistes einhergehen und in diesem frei Geiste erst dann völlig erkennen eigentlich die Sünde ist, und wie es dem Herrn ein leichtes ist, dich endlich deiner Sünden zu entheben, und wäre ihre Zahl größer denn die des Grases auf der Erde und des Sandes im Meere!

19] Also werden wir in diesem Gemache verbleiben und diese Tafel einstweilen auf dem festlich geschmückt Throne aufstellen zum Zeugnisse, Wessen in der Zukunft der eigentliche Herrscherthron sein soll.

20] Und so denn trage die Tafel auf den Thron, und stelle sie dort auf; allda soll sie bis zur Vollendung des Tempels bleiben! Amen.«

21] Und der Lamech stellte sich zufrieden und tat alsogleich, was ihm Kisehel beheißen hatte, und lobte und pries darauf den heiligen Namen an der Tafel.



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