Jakob Lorber: 'Die Haushaltung Gottes', Band 2


Kapitelinhalt 261. Kapitel: Gottes Antwort: Mangel an Demut, Liebe und gutem Willen als Ursachen der Blindheit des Zweiflers. Die Aussichtslosigkeit des Verstandes als Weg zum Licht.

01] Und der Herr wandte Sich zu unserem Hauptredner, sah ihn sehr bedeutungsvoll an und begann dann folgende Worte an ihn zu richten, sagend nämlich:

02] »Höre Mich nun wohl, du harter Verstandesgeist; denn Ich will dir zeigen, wie sehr töricht du bist und wie sehr unverständig mit all deinem Verstande!

03] Ich habe euch alle ehedem erschaulichst belehrt, welch ein Unterschied ist zwischen Mir nun und dem Gotte, den euch gelehrt hat der Farak, und siehe, es ist außer dir keiner, der da nicht verstanden hätte in seinem Herzen Meine Worte! Woher rührt wohl das?

04] Ich sage dir, das rührt aus deinem ganz verkehrten Weltherzen, das da keine Demut hat und hat daher keine Liebe.

05] Wenn aber ein Herz keine Liebe hat und somit kein Feuer des Lebens und darum auch keine leuchtende Flamme, welche da für alle höheren und tieferen Wahrheiten erhellen soll sein ganzes Wesen, - sage mir, woher soll denn dem Herzen hernach ein Licht werden?!

06] Durch welche Worte und durch welche Zeichen kann denn wohl ein Tauber und Blinder zugleich von irgendeiner Wahrheit überführt werden?!

07] Du aber bist in deinem Herzen taub und blind zugleich; daher auch verstandest du nicht, was doch alle anderen mit der geringsten Mühe von der Welt verstanden haben!

08] Du sagtest, man müsse dem Sohne in der Fremde, der als Säugling aus dem elterlichen Hause kam, andere verständige Beweise geben, als da ist die Vaterliebe, wolle man von ihm als einem Sohne, der den wahren Vater erkannt hat, geliebt werden; denn werde der Sohn den Vater völlig als solchen erkennen, so werde er ihn auch sicher von selbst lieben.

09] Gut, sage Ich dir; was aber soll man dann tun, so der Sohn unglücklicherweise zugleich taub und blind ist?

10] Siehe, du stutzest nun und bist um eine Antwort verlegen! Ich aber sage dir: Wenn der rechte Vater solches Unglück an seinem Sohne merken wird, da wird er alles Mögliche aufbieten, um den armen Sohn wieder hörend und sehend zu machen.

11] Ja, er wird den Sohn auf die Schulter nehmen und wird ihn bringen vor einen geistmächtigen Weisen, auf daß dieser ihm wieder verschaffe das Gehör und das Gesicht.

12] Und wenn dann der Sohn möglicherweise wieder haben wird das Gehör und das Gesicht und wird dann bald vom Vater lernen die Sprache, sage Mir, wird der Sohn dann auch noch nach anderen Beweisen fragen, darum er erkennen möchte den Vater, oder wird es ihm nicht die große Liebe des Vaters zuerst und am untrüglichsten sagen, daß er den wahren Vater vor sich hat?!

13] Siehe, Ich aber als der ewig alleinig wahre und liebevollste Vater kam eben also zu euch Tauben und Blinden und mache euch alle hörend und sehend und lehre euch reden Meine Worte, - ja Meine lebendigen Worte lehre Ich euch!

14] Und siehe, viele verstehen Mich sehen Mich und haben in Mir den alleinig wahren Gott und Vater erkannt!

15] Warum denn magst du solches nicht? - Weil du dich nicht willst auf die allein mögliche und lebendige Art heilen lassen! Du bist in deiner Taub- und Blindheit selbst ein Weiser und weißt selbst dafür die besten Mittel daher sträubst du dich in deinem Gefühle und magst dich nicht heilen lassen!

16] Ich sage dir aber, du magst tun, treiben und verlangen, was du nur immer willst, und es soll dir nicht gelingen zeitlich und ewig, dich auf einem andern Wege dem Lichte des Geistes zu nahen als nur allein auf dem, den Ich euch nun gelehrt habe!

17] Wahrlich, du sollst kein Zeichen von Mir sehen denn allein das Meiner Liebe und großen Erbarmung! Genügt dir dieses nicht, so bleibe, wie du bist; genügt dir aber dieses, so wirst du keines andern bedürfen, - denn es wird dir dieses ohnehin das Höchste sein!

18] Du willst wie eins und eins (gleich zwei) einen Beweis haben. Siehe, als solch ein Beweis stehe Ich ewig lebendigst vor dir; denn Ich und der Gott Faraks sind vollkommen eines. Aber solches wirst du nicht eher einsehen, als bis du Mich aus deinem Herzen wirst erfaßt haben!

19] Mit deinem Verstande wirst du Mich ewig nie begreifen - denn für den bin Ich unendlich -, und nur Ich weiß es, wie Ich alle die geschaffenen Dinge erhalte, wenn Ich, dir scheinbar, auch nicht weiter greifen und springen kann als du!

20] Gehe aber nun hin, und berate dich mit den Sehenden eines Besseren und sage Mir dann, wie weit Ich zu greifen und zu springen vermag!

21] Erwarte aber ja kein Zeichen von Mir! Denn so Ich Zeichen tun werde, da werde Ich euch richten; jetzt aber mache Ich euch nur lebendig. Solches verstehe nun, und gehe! Amen.«



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