Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


03] Er kann ja allerdings die Kinder beschäftigen mit nützlichen Lehrgegenständen, aber dabei soll er anderseits nicht die Bestimmung des Mädchens und wieder anderseits die Bestimmung des Knaben aus den Augen und aus dem Herzen verlieren, sonst wird es ihm dereinst geschehen, daß er eine große Not an seinen Kindern erleben wird. Denn diese werden dann ihren ungebrochenen Willen über seinem Haupte aufbauen und mit ihren ungebändigten Händen sein Herz erdrücken, da es jetzt schon zu schwach ist und zu nachgiebig in vielen Dingen, um die nun noch weichen Hände der Kinder zu bändigen!

04] Er sollte daher nicht anhören die allfälligen Klagen seiner Kinder, sondern nur allezeit unerbittlich und strenge genau untersuchen die Werke des blinden Gehorsams sowohl gegen seinen Willen wie gegen die häusliche Leitung der Mutter, die doch den größten Teil des Tages allein mit den Kindern zubringen muß. Und er soll sich aber auch zuvor liebevoll und rechtlich nachgiebig, ohne deshalb von seinen Vaterrechten etwas hintanzugeben, mit seinem Weibe im geheimen (d.h. nicht vor den Kindern) verständigen und ihr in häuslicher Klugheit, nach Meinem Rate, ihren mütterlichen Wirkungskreis nicht allzusehr schmälern. Dann wird das Ganze bald eine andere, bessere Wendung nehmen.

05] Er möchte nur in Meinem Buch der Liebe und aller Gnade sehen, daß Ich schon zu den Aposteln gesagt habe, wie ein gar großes Ding es ist um einen klugen und treuen Haushalter, welchen der Herr setzt über sein Gesinde, damit er ihnen allezeit zur rechten Zeit ihre Gebühr gebe. Auch er soll nun die rechte Zeit nicht übersehen und nach Meinem Rate die Gebühr wohl abwägen, daß da ja niemandem, weder leiblich und noch viel weniger geistig, in seinem Kreise ein Eintrag oder Schaden geschehe! Denn Ich sagte und sage dir nun wieder: »Selig ist der Knecht, welchen sein Herr, wann er kommt, wird also tun finden. Wahrlich sage Ich, Er wird ihn über alle Seine Güter setzen.«

06] So aber dein Bruder nun auch ein Sachwalter und Knecht Meines neu geoffenbarten Wortes der Liebe und Gnade geworden ist - wie ist's denn, daß er Mich erwartet, und Ich noch nicht kommen mag? - Das ist es, daß er sein Haus noch nicht fein genug bestellt hat! Wenn aber ein Haus nicht fein bestellt ist, da gleicht es noch stark einem vergoldeten Bleiklumpen, der zwar äußerlich glänzt, als wäre er Gold, und auch die Schwere des Goldes hat - aber höre, was den inneren Gehalt und Wert betrifft, da ist es denn doch nur ein wertloses Metall und noch weit entfernt vom Golde.



Home  |    Inhaltsverzeichnis 'Himmelsgaben' Band 1  |   Werke Lorbers