Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


KapitelinhaltDie wilde Jagd (01.02.1841)

01] Ein Nachtrag über das Besessensein! - Doch so Ich dir hier für die Menschheit Schauerliches im Vollmaße verkünden werde, so denke, daß Ich es bin, dem alle Dinge möglich sind!

02] Wenn irgend bei einem Menschen, der sonst fromm und tugendhaft ist, sich böse, fremde Wesen entweder durch Gebärden, und zwar sogleich wohl erkennbar, oder auch bei besonderen Fällen, in fremdartigen Stimmen durch allerlei, mit Hohn und Spott lästernden Reden zu erkennen geben, da sie den armen Besessenen martern, schlagen und hin- und herwerfen, so hat diese Erscheinung einen dreifachen Grund.

03] Wenn da gefragt würde: wie kommt so ein unschuldiger Mensch zu solcher Qual, warum und wann? - da denke dir zuerst:

04] Wenn ein Reh auf der Jagd erlegt worden ist, so wird nach demselben nicht mehr gejagt werden, da wird das Erlegte nach Hause getragen als Beute der Jagd. Wo aber ein Wild von den Hunden noch im Forste gewittert wird, siehe, da geben die keine Ruhe dem Wilde und verfolgen es unausgesetzt, auf daß sie es brächten vor des Jägers tödliches Gewehr, um dann wieder frisches Blut zum Lecken zu bekommen. - Und dann hat fürs dritte jeder Waidmann aber auch seine Zeit und beobachtet die Reise des Wildes und schont es zuvor sorgsam und verhütet das Gebell der Hunde, um das Wild nicht aus dem Forste zu schrecken. Das Wild aber ist schuldlos, denn es vermag nichts zu merken von des Waidmanns Tücke. Und oft geschieht es, daß es ein dummes Wild ist und bleibt wie gefesselt im dunklen Revier des Todes und läßt sich erjagen von den Hunden und töten vom Jäger.

05] Siehe hier das Bild - und wisse, daß der Fürst der Finsternis unablässig Jagd macht auf alle Menschen und sie sämtlich als das Wild seines großen Revieres betrachtet. Und war er früher nur ein Raubjäger, so hat er sich aber jetzt auf eine kurze Zeit zum Jagdinhaber aufgeworfen und weiß daher sein Wild zu schonen bis zur bestimmten Zeit, da er dann wieder eine große Treibjagd gibt, um mit reicher Beute beladen heimzukehren.

06] Solche 'Jagdzeiten' aber sind vorzugsweise jene öffentlichen Belustigungen, Krieg, Zwietracht, Hurerei und dergleichen mehreres. Und da sind die Tänzer, Krieger, Neider, Hurer und so fort nichts als gehtztes 'Wild'. - Wohl denen, die sich noch frühzeitig vor der Hetzzeit in Mein Revier geflüchtet haben, so ihnen die Ahnung oder Meine fernrufende Stimme verkündete, was da kommen wird gar bald über den Forst des Satans! - Wehe aber den Gehtzten, wahrlich sage Ich, des Beute sie geworden sind, des sollen sie auch bleiben!



Home  |    Inhaltsverzeichnis 'Himmelsgaben' Band 1  |   Werke Lorbers