Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 1


KapitelinhaltWichtige Erziehungswinke (20.06.1841)

01] Es möchte Andr. H.-Willig erfahren, was mit einem »porzellanen Gefässe« zu tun sei, so selbes durch einen unvorsichtigen Stoß irgendeinen kleinen »Sprung« erhielt, so daß es darum nun den edlen Saft (der in diesem Gefässe erst seine volle Altersgediegenheit, gleich dem Weine, erreichen sollte) durchsickern läßt und darum auch befürchten macht, daß der edle Saft sich am Ende gänzlich verliere und im gesprungenen Gefäße nur noch die der Welt angehörigen Trebern zurückbleiben.

02] Höre, es ist ein solches Gefäß schwer zusammenzukitten solange noch irgendeine Flüssigkeit darin enthalten ist und somit den Sprung beständig feucht hält, so daß der harzfette Kitt nicht angreifen mag und kann.

03] Aber so du merkst, daß dein Gefäß schon einige Zeit geflossen hat, da wird es ja auch schon von oben her ein wenig leer geworden sein. Siehe, da nehme du das Gefäß und neige es also, daß die Leere gerade unter den Sprung kommt. Erwärme dann den gesprungenen Teil des Gefässes und tue den Kitt darüber, so wird das Gefäß schon wieder zusammengreifen am Sprunge. Und der zurückgebliebene edle Saft wird nicht mehr durchsickern und sich endlich ganz verlieren können, sondern wird sich wohl erhalten. Besonders wenn du noch dazu den Pfropf ausziehst und das Gefäß mit dem Safte kindlicher Liebe voll anfüllest und es dann wieder gut neu zupfropfest mit dem Pfropfe klar gezeigter kindlicher Pflichten gegen Gott und gegen den Willen der Eltern.

04] Aber höre, den jungen »Eckstein« mußt du zur Seite bringen! Denn sonst läuft das Gefäß stets eine neue Gefahr, mit der Zeit auch ganz zerschlagen zu werden. Du wirst es verstehen, was Ich meine!

05] Es hat aber dein Weib zu wenig Kinderliebe. Und du aber kannst deines Amtes wegen nicht stets bei den Kindern sein. Wenn aber die »junge Rebe« einmal zu treiben anfängt, dann sucht sie einen Gegenstand, daß sie ihn umranke. Sind da keine »Rebstöcke« (Pfähle) gesetzt, so ergreift die Rebe auch den nächstbesten Baum und umrankt denselben. Wenn aber der sein dichtes Laub dann auch getrieben hat, da wird mit der Zeit die Rebe anfangs geschwächt und wohl endlich auch oft gar zu Grunde gerichtet.



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