Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2
52] Und Er sagte ihnen abermals ein Gleichnis:
53] »Nathan, der Alte, war gestorben und hatte zwei Söhne hinterlassen und Malkah, seine Tochter.
54] Diese Kinder befragten sich untereinander und sprachen: »Was meinte doch unser Vater, als er starb und vor seinem Hinscheiden sagte, wir sollen sein Gedächtnis im Segen erhalten?«
55] Und die Söhne stritten und zankten darüber miteinander von der Frühe bis zum Untergange der Sonne.
56] Sie wollten ein Denkmal setzen - der eine von Holz, der andere von Marmor. Der eine wollte, daß die Überschrift lang, der andere aber, daß sie kurz sein sollte. Der eine wollte dieses Denkmal in den Garten, der andere aber an der Wegscheide setzen.
57] Am nächsten Tage kamen sie wieder zusammen und fingen von neuem an, miteinander zu hadern.
58] Um die elfte Stunde aber, als es Abend ward und die Sonne sich neigte, ging Malkah allein zum Grabe und kniete da nieder, pflanzte einen Rosenstock auf das Grab des Vaters und benetzte denselben mit den Tränen ihrer Liebe.
59] Wahrlich, Ich sage euch: Sie hat das beste Denkmal dem Vater gesetzt und hat allein seinen Willen vollkommen erfüllet!
60] Ihr (Pharisäer und Sadduzäer) seid gleich den beiden Söhnen! Mit Holz und Steinen, mit Blut und Rauchwerk wollt auch ihr den Vater im Himmel ehren; aber eure Herzen sind ferne von Ihm!
61] Ihr könnt lange Gebete auswendig und noch längere tragt ihr auf langen Streifen bei euch, damit die Menschen von euch glauben sollen, als wärt ihr groß, mächtig und angenehm vor Gott.
62] Aber das lebendige kurze Gebet im Herzen ist euch fremd, da ihr den Vater nicht kennt und Ihn noch nie erkannt habt.«
63] Ihr sagt gleichwohl: Wenn ein »ungereinigter« Sünder vor Gott betet, so sündigt er noch ärger! - O ihr habsüchtigen, mörderischen Betrüger des Volkes! Was sollen demnach eure Gebete sein, da ihr doch stets vom Anbeginne schon voll Greueltaten, voll Hurerei und Ehebruches waret! Propheten habt ihr gemordet und getötet alle, die euch nicht opferten in großen Massen, und ihr sagt noch: »Wir sind Kinder Abrahams, Isaaks und Jakobs!«
64] Abraham, Isaak und Jakob erkannten aber den Vater, als Er zu ihnen kam. Was ist's denn, daß ihr Ihn nicht erkennt, da Er zu euch gekommen ist? - Weil ihr Kinder des Teufels, aber nicht Kinder Abrahams seid!