Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


05] Visiten sind gegenseitige Erkundigungen, ob jemand im Geiste noch tot ist - und sind aber dann auch wieder gegenseitige Komplimente über das ruhige Wohlbefinden in Tode. Denn findet ein Visitant jemanden lebendigen Geistes, da wird er ihm nicht mehr viele Visiten machen. Denn er ist in der Furcht, daß der Lebendige möchte zu ihm sagen, daß er, der Visitant, ein Toter ist! - Beim Toten aber hat er das nicht zu befürchten. - Verstehst du das?

06] Die Gefallsucht ist eine Schlaftrunkenheit des Geistes. Wie der Schlaftrunkene nichts sehnlicher wünscht als ein Schlafbett, so sucht der Gefallsüchtige nichts emsiger als den tödlichen Weltweihrauch, um im Geiste für ewig einzuschlafen. - Verstehst du das?

Königtum und Volksherrschaft (07.10.1843)

00] O Herr! Kann es gebilligt werden, daß das griechische Volk im Einverständnisse mit dem Militär seinen König in der Nacht aufweckt und ihm eine Konstitution aufdringt? - Wird dieses äußerst überraschende Faktum nicht schlimme Folgen für dieses sonst heldenmütige Volk haben?

01] Du weißt ja die rechte Norm, wie da ein Staat bestellt sein soll! Siehe, unter was für Bedingungen einst die Juden einen König hatten, also sollte es überall sein. Von einer »Konstitution« aber kommt nirgends etwas vor in der Schrift. Daher sollte sie auch im Leben nirgends vorkommen.

02] Der König ist von Mir aus ja nur zur Demütigung der aufgeblasenen Juden und zur Unterdrückung der wechselseitigen Herrschsucht derselben über Israel gesetzt worden, als es mit Meiner Regierung unzufrieden ward! - So aber nun ein Volk nur einen Titelkönig unter sich bestehen läßt, der da ohne den Willen des Volkes gar nichts zu tun und zu befehlen sich wagen darf - was ist das hernach wohl für ein König?! - Da ist ja ein Freistaat unter gewählten Richtern unvergleichlich besser als so ein Königtum, wo der König vom Volke, nicht aber das Volk nach Meiner Ordnung vom Könige abhängt!



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