Jakob Lorber: 'Himmelsgaben', Band 2


03] Das menschliche Herz ist für die schwarzen Weltgedanken ein Himmel. Aber für die himmlischen Lichtgedanken ist es eine Hölle - besonders wenn noch die Winkel des Herzens mit allerlei weltlichen Torheiten vollgepfropft sind.

04] Willst du, Meine liebe Tochter, dein Herz rein machen, auf daß es wohlgefalle den himmlischen Geistern, darinnen für bleibend und siegend zu wohnen, so mußt du wie eine weise Gastwirtin all das dumme, faule, schlechte und unnütze Gesinde aus deinem Hause verbannen, ja es gewaltsam hinauswerfen; dann alle Gemächer deines Herzbauses wohl fegen und reinigen, auf daß den neu anlangenden Himmelsgästen die Gaststuben gefallen und sie darinnen eine wohlgefällige Wohnung finden mögen und fortan darinnen bleiben.

05] Meide daher jede Gelegenheit, dem dich zu nahen, was dein Herz verfinstert! - So dich aber der besucht, der dir sehr schädlich ist, da halte dich ferne seiner Gesellschaft, im Herzen sowohl als dem Leibe nach! Und er wird ausbleiben! Denn er kommt, so er kommt, nur hauptsächlich deintwegen, alles andere ist Schein und leerer Vorwand.

06] Ich meine nun, Meine liebe Tochter, das wird doch geradeheraus ein echt »deutscher Rat« sein! - Befolge ihn daher auch redlich deutsch in einem deutschen Herzen, so wirst du auch bald dastehen, wie es sich gebührt für ein deutsches Mädchen!

07] Denn siehe, ein echt deutsches Mädchen ist Mir lieber als tausend römische Klosterjungfrauen!

08] Also handle, Meine liebe Tochter! - Ich aber werde dir kräftigst beistehen und dir helfen allezeit und ewig! - Amen.

Zum Volljährigkeitstage (28.03.1847)

01] Also schreibe an Marie Hüttenbrenner, die Tochter des A. H.-W., die da ist die Älteste und nach eurer Rechnung die sogenannte »Majorennität« (Volljährigkeit, Mündigkeit) erreicht hat - welche Rechnung freilich ganz unrichtig ist. Denn ein Mädchen ist, sobald es reif und mannbar geworden ist, »majorenn« dem Leibe nach. Dem Geiste nach aber ist nur der majorenn, der da im selben die volle Wiedergeburt erlangte. Wer diese nicht erlangt, der wird wohl für ewig sehr stark »minorenn« (unmündig) verbleiben.



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