Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


86. Kapitel: Die Heimkehr des Cyrenius mit seiner Dienerschaft nach Ostrazine. Maria im Gebet. Josephs tröstende Worte. (05.12.1843)

01] Im Speisezimmer angelangt, fragte Cyrenius den Joseph: »Lieber Freund, du mein Alles, siehe, mir ist soeben ein guter Gedanke durch die Brust und in den Kopf gefahren!

02] Was meinst du, wäre es in meiner Sache, von der wir draußen uns besprachen und du mir darüber wohl das Beste und Tröstlichste gesagt hast, nicht ersprießlich für die volle Beruhigung meines Gemütes,

03] so ich die drei hier anwesenden Priester einvernehmen (mit vernehmen) möchte, was da ihre Meinung wäre?«

04] Und Joseph sprach: »So dir mein Wort noch nicht genügt, - du bist hier der Herr und kannst tun, was dir beliebt zu deiner Beruhigung,

05] obschon ich der Meinung bin, daß hier mit diesen Priestern ehen nicht viel zu reden sein wird, solange sie mich für den Uranus oder Saturnus und das Kindlein für den sich verjüngenden Zeus halten!

06] Wenn du sie demnach fragen wirst darum, daran es dir liegt, so werden sie dich offenbar an mich und an das Kindlein verweisen!«

07] Als Cyrenius solches vom Joseph vernommen hatte, da stand er alsbald ab von seinem Verlangen und sprach darauf:

08] »Nun bin ich ganz im klaren; mein Gemüt ist völlig beruhigt, und ich kann meine fernere Zeit wieder ganz ruhig dem ordentlichen Staatsgeschäfte widmen.

09] Es ist bereits Abend geworden; ich werde mich daher wieder in die Stadt begeben mit meiner Dienerschaft.

!0] Morgen nachmittag aber bin ich wieder bei dir! Sollte ich aber dennoch eher irgend deines Rates vonnöten haben, dann werde ich noch am Vormittage dich zu mir erbitten!«

11] Hier segnete Joseph den Cyrenius und den Maronius, und Cyrenius begab sich noch zur Wiege und küßte ganz leise das schlafende Kindlein;

12] sodann aber erhob er sich und begab sich mit Tränen in seinen Augen von dannen.

13] Während des Ganges sah er sich wenigstens einige hundert Male nach der Villa um, welche nun für ihn mehr war als alle Schätze der Welt.

14] Joseph aber sandte dem Cyrenius auch einen Segen um den andern nach, solange er nur noch etwas von der Schar des Cyrenius entdecken konnte.

15] Als nichts mehr vom Cyrenius zu entdecken war, da erst begab sich Joseph wieder ins Haus und da zur Maria, die gerade - wie gewöhnlich um diese Zeit - tief im Gebete zu Gott versammelt (gesammelt) war.

16] Sobald sie aber den Joseph bei sich gewahrte, erhob sie sich und sprach (Maria): »Lieber Gemahl, fürwahr, dieser Tag hat mich ganz ausgewechselt! Die Welt, die Welt, sie ist für den Menschen kein Gewinn!«

17] Und Joseph sprach: »Mein getreuestes Weib, du hast recht; aber ich denke: Solange der Herr mit uns ist, da verlieren wir in der Welt auch nichts! Daher sei guten Mutes; morgen wird uns wieder die alte Sonne neu und herrlich aufgehn! Dem Herrn allein alle Ehre ewig! Amen.«



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