Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


218. Kapitel: Das auferlegte Kreuz als Ausdruck der Liebe Gottes zu den Menschen. (30.05.1844)

01] Nach dieser höchst lehrreichen Unterredung des Kindleins mit Cyrenius aber wandte sich auch Joseph an das Kindlein und fragte Es, was da nun mit dem nach Hause gebrachten Kreuze geschehen solle.

02] Und das Kindlein sprach: »Joseph, Ich sage dir, das hat schon seinen Mann und seinen Platz gefunden!

03] Sagt doch auch ihr zu einem Kaufmann: ,Du hast eine gute Ware, diese wirst du nicht lange besitzen;

04] ,denn für die wird sich wohl bald irgendwo ein kauflustiger Käufer finden!'

05] Und siehe, so ein Kaufmann bin auch Ich! Ich habe eine gute Ware gebracht zum freien Verkaufe.

06] Und es hat sich auch schon ein Käufer eingefunden und hat es durch seine Liebe zu Mir an sich gebracht;

07] und der Käufer ist Jonatha, der starke Fischer.

08] Sollte er für seine vielen Fische, mit denen er uns so oft schon reichlich versehen hat, denn nichts haben?!

09] Eine Hand wäscht die andere. Wer Wasser reicht, dem soll wieder Wasser gereicht werden.

10] Wer da Öl reicht, dem soll auch wieder reichlich Öl werden.

11] Wer da tröstet, dem soll auch ein Trost werden für ewig.

12] Wer aber Liebe reicht, dem soll auch wieder Liebe werden.

13] Jonatha aber hat mir alle seine Liebe gegeben; also gab Ich ihm denn in diesem Kreuze auch Meine Liebe.

14] Ihr habt Mir zwar wohl auch Liebe im Wasser und Öl gegeben;

15] aber Ich sage dir, Joseph: Pure Liebe ist Mir denn doch lieber als die mit Wasser und Öl!

16] Das Kreuz aber ist nun zu Meiner puren Liebe geworden!

17] Darum gab Ich es dem Jonatha, weil dieser eine pure Liebe zu Mir hat;

18] denn er allein liebt Mich Meiner Selbst willen, und das ist pure Liebe.

19] Er liebte Mich, ohne zu wissen, wer Ich hin; ihr aber liebtet Mich weniger, da ihr doch wußtet, wer Ich so ganz eigentlich bin.

20] Und siehe, das war eine Liebe mit recht viel Wasser! Darum sollt ihr auch nie einen Wassermangel leiden, in euren Augen nämlich, auf dieser Welt.

21] Cyrenius liebte Mich mit Öl; darum soll er auch dereinst mit dem Öle des Lebens gesalbt werden, wie ihr getränkt mit dem Wasser des Lebens.

22] Aber völlig in Meinem Gemache sollen nur die dereinst wohnen, die Mich pur lieben!«

23] Diese Rede des Kindleins brachte den Joseph in eine tüchtige Angst und Cyrenius selbst machte große Augen.

24] Das Kindlein aber sprach: »Ihr sollt aber darum doch nicht meinen, daß Ich euch das Kreuz vorenthalten werde; denn wer da haben wird ein freies Herz, der soll auch das freie Kreuz überkommen!« - Dieser Bescheid beruhigte wieder das Gemüt des Joseph und des Cyrenius.



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