Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'


225. Kapitel: Das Zurücktreten des Göttlichen im Kinde. Des Kindleins letzte Anordnungen für Joseph und Cyrenius. Die Nachtruhe. Jakobs besondere Gnade beim Jesuskinde. (08.06.1844)

01] Als die Sache mit dem Kometen aber geschlichtet war, da sagte so gleich das Kindlein zu Joseph:

02] »Joseph, durch die zwei Tage machte Ich einen förmlichen Hausherrn, und ihr alle gehorchtet Mir;

03] aber von nun an übergebe Ich wieder dir diese hausherrliche Stelle, und wie du alles ordnen wirst, also soll es auch geschehen!

04] Von jetzt an bin Ich wieder wie ein jeglich Menschenkind und muß sein; denn auch Mein Fleisch muß wachsen zu euer aller Heile.

05] Daher erwartet für jetzt, wie für die künftige Zeit in diesem Lande keine offenen Wundertaten mehr von Mir!

06] Lasst euch aber dennoch in eurem Glauben und Vertrauen an Meine Macht und Gewalt nicht irremachen;

07] denn was Ich war von Ewigkeit, das bin Ich allezeit und werde es sein in Ewigkeit!

08] Fürchtet daher nie die Welt, die nichts ist vor Mir; aber fürchtet euch, an Mir irre zu werden, - denn das wäre der Tod eurer Seele!

09] Mit dem übernimm du, Joseph, wieder das Hausruder, und führe es recht und gerecht im Namen Meines Vaters, Amen!

10] Also reise auch du, Cyrenius, am morgigen Tage wieder glücklich nach Tyrus, allwo schon wichtige Geschäfte deiner harren!

11] Meine Liebe und Gnade ist mit dir, und so magst du ruhig sein. Alles andere aber mache mit Joseph ab; denn er ist nun der Hausherr!«

12] Darauf berief das Kindlein den Jakob zu Sich und sprach zu ihm:

13] »Jakob, zwischen uns aber walte das erste Verhältnis, das dir schon bekannt ist!

14] Und bei alledem hat es zu verbleiben in diesem Lande, Amen!«

15] Joseph aber ward darob ganz traurig und bat das Kindlein inständigst, daß Es ja fortwährend also in Seiner Göttlichkeit verbleiben möchte.

16] Das Kindlein aber redete nun ganz kindisch, und in Seiner Rede war nun keine Spur mehr von irgend etwas Göttlichem.

17] Es ward auch bald schläfrig, und Jakob mußte Es zu Bette bringen.

18] Noch lange in die Nacht saß die Gesellschaft beisammen und besprach sich so und so über den Grund solcher Veränderung am Kindlein;

19] aber keiner sagte etwas Rechtes, sondern es fragte vielmehr einer den anderen, -

20] aber von keiner Seite kam irgendeine gültige Antwort.

21] Und Joseph sprach endlich: »Wir wissen, was uns not tut, und was wir zu tun haben, und damit können wir auch zufrieden sein!

22] Es ist aber schon spät in der Nacht; daher meine ich, es wird nun am besten sein, wir begeben uns zur Ruhe.«

23] Damit waren alle mit dem Joseph einverstanden und begaben sich auch alsbald zur guten Ruhe ins Haus.



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