Jakob Lorber: 'Kindheit und Jugend Jesu'

237. Kapitel: Entsprechungssinn der Mahlzeit. Die Phasen der geistigen Zustände auf Erden: 1. Im allgemeinen. 2. Das Judentum. 3. Die griechische Kirche. 4. Die römische Kirche. 5. Die andern christlichen Sekten. (21.06.1844)

01] Als der gut bereitete Fisch auf den Tisch Josephs kam und sich alle daran delektierten (erfreuten),

02] und als auch die Tafel beendet war, da fragte Joseph den Jakob, ob er ihm denn einen etwa wohl gar prophetischen Grund dieses früheren mageren und schlechten, am Ende gar wohlschmeckenden Mahles anzugeben wüßte?

03] Und Jakob sprach mit der größten Demut und Bescheidenheit:

04] »O ja, lieber Vater Joseph, insoweit es mir der Herr geben wird, insoweit auch will ich es dir treulich kundtun, was dieses Mahl bedeutet.

05] Und so bitte ich dich denn, daß du mich ja recht treulich anhören möchtest!«

06] Alle richteten ihre Aufmerksamkeit auf den Mund Jakobs, und dieser begann also zu reden:

07] »Die magere und schlechtere Mahlzeit bezeichnet jene künftige Zeit, in der des Herrn Wort wird verunstaltet werden.

08] Da werden Seine Knechte den besten Teil für sich behalten und werden ihre Gemeinden mit den Trebern füttern, gleichwie die Heiden ihre Schweine.

09] Die Juden werden sein gleich der gebratenen Meerzwiebel;

10] denn obschon sie eine Wurzel ist, die am Meere der göttlichen Gnade wuchert und nun völlig gebraten wird am Feuer der göttlichen Liebe,

11] so wird sie aber dennoch als eine schlechte Speise und als ein höchst mageres Gericht am Tische des Herrn sich befinden, und wird niemand nach ihr greifen.

12] Das dumme Milchgekoch werden die Griechen sein. Diese werden wohl am meisten noch des Herrn Wort echt erhalten;

13] aber da sie nur ein äußeres, aber kein inneres Leben darnach führen werden, so werden sie lau und dumm und geschmacklos sein wie dieses Gekoch, das zwar wohl auch die besten Lebenssäfte in sich träg, aber weil es kühl ist und nicht gehörig durchgekocht ward, so macht es auch eine schlechte Figur auf dem Tische des Herrn;

14] denn es hat keinen Wohlgeruch und somit, als noch völlig roh, auch keinen Wohlgeschmack für des Herrn Gaumen.

15] Die Melone ist das Rom. Diese Frucht wächst an einem kriechenden und sich nach allen Gegenden hinwindenden Stiele,

16] auf dem viele taube Blüten vorkommen; aber nur hinter wenigen zeigt sich eine Frucht.

17] Und wenn schon die Frucht da ist und ihre Reife erlangt, so hätte sie zwar einen recht starken Wohlgeruch, -

18] schneidet man sie aber auf und kostet das innere Fleisch, so wird man sogleich gewahr, daß der Geschmack bei weitem schlechter ist als der Geruch.

19] Nimmt man nicht gewürzten Honig dazu, so wird es einem nach dem Genusse solcher Frucht sogleich zum Erbrechen übel,

20] ja man kann sich an solcher Frucht gar leicht den Tod eressen!

21] Also wird es auch mit Rom stehen eine geraume Zeit, und viele werden sich an dieser Kost den Tod eressen, und diese Frucht wird ebenfalls als ein schlechtes Gericht auf dem Tische des des Herrn sich befinden und wird von Ihm nicht angerührt werden.

22] Also sind hier noch Butter, Brot und etwas Honig und etliche magere Fische.

23] Diese Speisen sind wohl etwas besser und sind von den anderen sehr gesondert und haben wohl noch das rechte Ansehen;

24] aber es ist in ihnen auch keine Wärme, und des Feuers Hauptgewürze hat sie noch nicht alle berührt, daher stehen sie auch hier am Tische des Herrn und werden nicht gelobt.

25] Die Fische wohl waren am Feuer; aber sie hatten zu wenig Fett, daher sind sie spehr (trocken) wie Stroh, und der Herr kann sie auch nicht genießen.

26] Unter diesen Speisen werden gewisse Sekten verstanden, die sich von ersteren absondern werden und werden wohl Glauben haben;

27] aber man wird an ihnen keine oder nur sehr wenig Liebe entdecken, und daher werden sie auch nicht angenehm sein vor dem Herrn.

28] Das ist kurz die Bedeutung dieses Mahles. Ich gab alles kund, was ich empfing; mehr aber empfing ich nicht, darum schweige ich nun.« - Diese Erklärung machte ein großes Aufsehen wohl, aber niemand verstand sie.



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