Jakob Lorber: 'Robert Blum - Seine Erfahrungen und Führung im Jenseits'
Text nach Erstauflage 1898 (Faksimile Band 1), inhaltlich und stilistisch unverändert hier in neuer Rechtschreibung
01] (Jesus:) „Wenn du jene dir so schauderhaft vorkommende Sentenz aus dem Evangelium nur einmal als ein kritischer Denker bloß grammatikalisch durchgegangen hättest, so müsstest du schon aus der alleinigen Wortfügung auf den ersten Blick erkannt und eingesehen haben, dass die Gottheit damit ein wirkliches richterliches Verdammungsurteil über die sogenannten verstockten Todsünder nie habe für ewig wirkend aus der Allmacht heraus aussprechen können, und noch weniger wollen!
29. Kapitel: Wahrer Sinn des Textes: 'Weichet von Mir, ihr Verfluchten!' Nicht die Gottheit verflucht, sondern jeder böswillige Geist sich selbst. - Jesus über die 'Sünde wider den Heiligen Geist'.
02] denn sieh, es heißt da: „Weicht von Mir, ihr Verfluchten!" - Also sind die schon verflucht, an die das Gebot ergeht, denn sonst müsste es heißen: Darum ihr vor Mir allzeit so gröblichst und unverbesserlich gesündigt habt, so verfluche Ich als Gott euch nun für ewig zur Hölle ins ewige Qualfeuer!
03] So aber die schon verflucht sind, an die die Gottheit solche Sentenz ergehen lässt, so folgt fürs Erste - schon daraus, dass die Gottheit hier durchaus nicht als Richter, sondern nur als ein alles ordnender Hirte auftritt, und denen von Ihr leider aus eigener Willensmacht ganz abgetrennten Geistern einen andern Weg strenge erweisen muss, weil sie sonst alles Verbandes mit der Liebe der Gottheit ledig, unmittelbar in die Arme der Allmacht geraten müssten, wo es dann um sie wahrlich geschehen sein müsste!
04] fürs Zweite aber - fragt es sich: da solche aber schon verflucht sind, wer sie dann verflucht hat? -
Die Gottheit unmöglich; denn so die Gottheit Jemanden verfluchte, da wäre keine Liebe in Ihr, und auch keine Weisheit; denn jeder Geist ist ja aus der Gottheit, wie alles andere; so die Gottheit aber also gegen Ihre Werke, die aus Ihr sind, zu Felde zöge, zöge Sie da nicht so ganz eigentlich gegen Sich selbst, um Sich zu verderben, anstatt stets mehr und mehr von Ewigkeit zu Ewigkeit Sich aufzurichten, durch die stets wachsende Vollendung Ihrer Werke, Ihrer Kinder!
05] So aber die Gottheit da unmöglich als ein Richter erscheinen kann, außer allein aus Ihrer Liebe und Weisheit heraus, so ist es ja klar, dass solche Geister zuvor durch Jemand andern mussten gerichtet worden sein! Durch wen aber? Diese Frage ist gar leicht zu beantworten, so man nur so viel Selbstkenntnis besitzt, um einzusehen, dass ein Wesen, das einerseits einen vollends freien Geist und Willen hat, der eigentlich allein der Liebe und Weisheit Gottes entstammt, anderseits aber, auf dass es von der Allmacht isoliert werden könne, um ein wahrhaft vollkommen freies Wesen zu werden, dennoch auch eine Zeit lang einen (wohl verstanden) von der Allmacht gerichteten Leib, und eine äußere gerichtete Welt, mit eigenen ebenfalls gerichteten Reizen haben muss, durch Niemand andern, als lediglich nur durch sich selbst gerichtet und bestimmt werden kann; oder was dasselbe ist: Es kann sich (ein solch freies Wesen) nur selbst verfluchen, oder - gänzlich von aller Gottheit absondern und ablösen!
06] Die Gottheit aber, die auch solch einem Wesen darum dennoch die Freiheit nicht nehmen kann und will, kann da doch nichts anderes tun, als ein oder mehrere solche verirrte Wesen bei ihrer Beschaffenheit anrufen, und ihnen den Weg aus Ihrem weisesten Liebernste anzeigen, auf dem für sie die Rettung möglich ist, und sie wieder in den Verband der Liebe und Weisheit Gottes treten können, außer welchem Verbande keine absolute Freiheit, und somit auch kein geistiges ewiges Leben denkbar ist, da gewisserart außer diesem Verbande allein nur die Allmacht der Gottheit wirkt, in der nur die Kraft, Gottes Liebe und Weisheit, als ein Wesen mit der Allmacht, als das Urleben alles Lebens bestehen und sie leiten kann; jedes andere von diesem Urleben abgelöste Leben aber muss in ihr zugrunde gehen und ewig erstarren, weil es für sich doch unmöglich der endlosesten Kraftschwere nur den allerleisesten Widerstand leisten kann!
07] Darum heißt es auch: Gott wohne im ewig unzugänglichen Lichte! Was so viel sagen will als: Gottes Allmacht, als der eigentliche Machtgeist Gottes, der die Unendlichkeit erfüllt, ist für das Sein jedes geschaffenen Wesens, so es bestehen solle, für ewig unzugänglich; denn jeder Konflikt mit der ledigen Allmacht Gottes ist der Tod des Wesens!
Also wird auch eine Sünde gegen diesen Machtgeist als höchst verderblich bezeichnet; weil ein Wesen, das von der Gottes-Liebe sich zuvor völlig trennend, mit dieser Macht sich messen will, doch notwendig von solcher Allkraft gänzlich verschlungen werden muss, und nur höchst schwer, oder auch wohl gar nicht mehr von ihr loszuwinden ist, gleich als so eine Milbe unter dem Schutte eines Himalaya begraben wäre, wie würdest du sie aus dem Schutte befreien?!"
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