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Kapitelinhalt 63. Kapitel: Die Gäste beim Anblick der Tänzerinnen. Volksgespräche in Wiener Mundart. Die Barrikadenheldin. Der Pathetikus.

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag

Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Als sie Alle im Zimmer beisammen sind, da bemerkt Einer die Tänzerinnen, und spricht: „Na, die könnten uns nun auch Alle gestohlen werden! Unser Zustand und die da, das tauget' so hübsch für einander!" - Spricht ein Anderer neben ihm: „Aber potz Sepel Laudon fix Element! Sabbatmiezl! sauber wärn's! und nur die schön'n Föß, die sei hob'n! das wär so ein Extra-Speis'l auf'n Ostersonntag! Saprament, wann i nur g'sund wär, meiner Seel, der Mittern dort von den drei voranigen - saget i was!" -

02] Ermahnt ihn sein Nachbar: Aber ich bitt' dich Franz, sei nur itzt gescheidt! weißt denn nicht, daß wir nemmer auf der Welt san'?" - Spricht der Erste: „Das weiß i wohl! aber Welt hin, Welt her, schön sans holt doch! und mi müßt' goar kan G'fühl hob'n, wann ma do dabei gleichgülti bleib'n kunnt!"

03] Spricht ein Dritter: „Aber waon holt der Franz noher mit saner Ungleichgültigkeit in d' Höll kimmen thäte, wie wärs n' Franze nocher z' Mueth?" Spricht der Fr.: „Eh' hohls der Teufel; bist und bleibst holt a dumms Luder! Sain mir denn hietzt etwa in Himmel?! oder host du schon amol die Höll g'sehn, um sag'n zu können, daß du hietzt noch nicht in der Höll wärst; glabst du, mir zwa wär'n etwa zu gut für die Höll?" - Spricht der Angeredete: „Dös woaß i schun, aber do mieße wir erst früher verdammt werd'n, und nocher s' höllische Feuer seh'n! Und dös moan i, is hietzt mit uns denno nit der Fall! Es brennt mi wohl ganz fix sakrisch; du woaßt schun was, und warum! aber dös is denno ka Höll! Weil mer no nit san verdammt wurd'n, und weil mer auch ka Feuer sehen! Aber dös moan i holt, waon mer hietzt a no nit von de verdammte Menscher abloße thun, wo mer schun in der Geisterwelt san, da kunnt ma holt viel leichter in d' Höll kummen, als auf der Welt! Ha, wos moans du, hob i etwa Unrecht!" -

04] Spr. der Erste: „Ja, ja, hast wohl recht; aber denken kann i ja do, wie mir der Kopf gewachsen is?! - deßtwegen werd i denno nix thon!" - Spricht der Andere: „Jo, jo; nix than, nix than! - aber z'erst kummen an allzeit die Gedanken, noch die Gedonke kummen die Begirde, und noch die Begirde kummen die Thoten, und noch die Thoten kummt die Höll, und nocher is goar! versteast mi, nocher is gar?! I moan holt so hietzt: gstorbn warn wir, und san hietzt in de Geisterwelt; do hoaßts hietzt holt schön ruhlig und ghurscham sein, und nix oanders denken, redn und than, als wos uns der Blum sogen wird, und do koanns mit uns no besser werdn!" - Spricht der Ar.: „Nu ja, is a recht so; bist erst nit gar so dumm, als wie's du ausschaust."

05] Spricht an der Seite eine Barrikaden-Heldin: „Do schauts die zwa Lerchenfelder Schnipfer oan! dö wulln anander die Höll aus- oder einreden! hahaha! das is spaßi, woar do aner a größrer Schnipfer als der andre, und woarte no, bis sie möchte verdammt werdn, als woans etwa nit längst schun wärn, hahaha! das is do spaßi!" - Spricht der Franz: „Holtst mi dein golgenstinketn Brodlodn! Du Hauptmärzeflachxn von olli Weaner Studenten! Du krahschinketer Barikade-Schnepf! Na, woart du, dir meß i vorn Himmelreich Christi schun no a Paarl ober, daß dabei die allerseligste Jungfrau selber auweh schreien sull! Do schau aner dös kuguschäckigs Mistbradl oan! döi möcht uns schun olli mitanander verdammt in der Höll hobe! Schau, daß du mit deine Fleadermausflügeln von ani Händ mit z'erst hineinfliege wirst!" -

06] Kommt ein Anderer hinzu, und spricht in einem pathetischen Tone: „Freunde, bedenket, wo ihr seid! Das ist nicht etwa der Prater, oder die Brigittenau, in der die rohe Wienermenschheit noch zehnmal roher sich gebärdet als sonst; bedenket, hier ist das ernste Geisterreich, wo man ganz ordentlich und ernstlich sein muß, um nicht augenblicklich auf ewig verdammt zu werden; denn bei Gott ist keine Gnade und kein Pardon mehr in dieser Welt!" - Spricht die Heldin: „O, o, o! ereifern's Ihne neit goar so ollmächti, Sie bratschulteriger Tapschädl! Daß unser liebe Herrgott mit an solchenen Eimerbiersauflimmel ka Erbarmniß hobe kan, wie Sei Aner san, das wird do etwa gaonz natürli san!?" - Spricht der Pathetiker, seine Augen sehr weit aufthuend: „Waaas sagt diese Blocksbergshexe!? ohhh, für diese Hacke wird ja wohl auch sogar noch hier in der Geisterwelt sich ein Stiel finden lassen! Ist denn kein so gemeiner Kerl hier, dem es um seine Hände nicht leid sein dürfte, dieser unfläthigsten Dirne den Hals umzudrehen!?" - Spricht die Heldin: „Oh, deßtwegen moches Ihner ka Müh! denn waons auf die gemeinste Kerlschaft hier ankäme, um mir den Hals umz'drahn, da war zu dem Gschäftl ja so ka Tauglicherer wie Sei!? Aber da moan i, daß so an Oarbeit für sei wuhl no viel z'gut war! Was manens denn, wer Sei san, Sei lebendig täglichs 4 Eimer Bierfaßl, Sei!? Geltens, 's Birl, und Ihnre kropfete Mierl die gehn Ihne holt ob hier in der Geisterwelt, drum sans so ernstli!? aber tröstes Ihne nur, vielleicht kummt Ihre Mierl a bold nochi, und do wird dann der liebe Herrgott glei barmherziger sein als er hietzt ist!" -

07] Spricht der Pathetikus: „Freunde! Lassen wir ab von diesem stinkenden Aase! denn eine Kuh mit einem bedreckten Schweife macht alles unrein, was sie umgiebt!" - Spricht die Heldin: „No, war doch a Schaond, wann Sei nit reiner warn als i, hobns Ihne ja doch durch ihr ganzes Leben mit anige tausend Eimer Bier ausgwosche und ausgschmapet gnua!? und das wird etwa doch wuhl etwas gaonz wos aonderes sein als 100 Generalbeichten bei olli Jesuiter!? Wann i so a bißl von an lieben Herrgott war, i wißt schon wie Sei selig z'mache warn! Schan's, i mochet die Donau zu lauter Linsinger Doppelbier und manchmal zu a bißl Gmischts; und do setzet i ihne dann grod durt hin, wo die Donau in's schwarze Mier rinnt, und die kropfete Mirl neben Sein, und da warn Sei dann der seligste Mensch!"

01] Als sie alle im Zimmer beisammen sind, da bemerkt einer die Tänzerinnen und spricht: "Na, die könnten uns nun auch alle gestohlen werden! Unser Zustand und die da, das tauget, so hübsch für einander!" Spricht ein anderer neben ihm: "Aber potz Seppel Laudon fix Element! Sabbatmirzl! - Sauber warn's! Und nur die schön'n Füß', die sei hobn, das wär so ein Extra-Speis'l auf'n Ostersonntag! - Saprament, wann i nur g'sund war meiner Seel, der Mittern dort von den drei voranigen saget i was!"

02] Ermahnt ihn sein Nachbar: "Aber ich bitt dich Franz, sei nur itzt g'scheidt! Weißt denn nit, daß wir nimmer auf der Welt san?" Spricht der erste: "Das weiß i wohl! Aber Welt hin, Welt her - schön san's holt doch! Und ma müßt goar kein G'fühl hobn, wann ma do dabei gleichgülti bleibn kunnt!"

03] Spricht ein dritter: "Aber wann holt der Franz nachher mit seiner Ungleichgültigkeit in d' Höll kimmen tät, wie wär's n' Franz nachher z' Mut?". Spricht der Franz: "Eh hol's der Teufel! Bist und bleibst holt a dumms Luder! Sein wir denn itzt etwa im Himmel?! Oder host du schon anmol die Höll g'sehn, um sag'n zu können, daß du jetzt noch nit in der Höll wärst!? Glaubst du, wir zwa wär'n etwa z'gut für die Höll?'" Spricht der Angeredete: "Dos woaß i schun, aber do müss'n wir erst verdammt werdn und nachher s' höllische Feuer sehn! Und dos moan i, is itzt mit uns denno mit der Fall! Es brennt mi wohl ganz fix sakrisch - du woaßt schun, was und warum! Aber dos is denno ka Höll! Weil mer no nit san verdammt wordn, und weil wir a ka Feuer sehn! Aber dos moan i holt, wan wir itzt a no nit von de verdammten Menscher ablassen tun, wo wir schun in der Geisterwelt san, da kunnt ma holt viel leichter in d' Höll kummen als auf der Welt! Ha, wos moanst du, hab i etwa unrecht?!"


04] Spricht der erste: "Jo, jo, hast wohl recht! Aber denken kann i ja doch, wie mir der Kopf g'wachsen is?! - Deswegen werd i denno nix tun!" Spricht der andere: "Jo, jo; nix tan, nix tan! - Aber z'erst kummen allzeit die Gedanken; nach die Gedanken kummen die Begierden, und nach die Begierden kummen die Taten, und nach die Taten kummt die Höll, und nachher is gar! Verstehst mi? Nachher is gar?! I moan holt jetzt so: Gstorbn wärn wir und san itzt in der Geisterwelt. Do hoaßt's izt holt schön ruhig und g'hursam sein und nix anders denken, redn und tan, als wos uns der Blum sagen wird - und do kanns mit uns no besser werdn!" - Spricht der Franz: "Nu ja, is a recht so; bist erst nit gar so dumm als wie's du ausschaust."

05] Spricht an der Seite (der Beiden) eine Barrikadenheldin: "Do schauts die zwa Lerchenfelder Schnipser an! Die wulln anonder die Höll aus- oder einreden! Hahaha! Das es spaßi! War do aner a größrer Schnipser als der andre - und woarten no, bis sie möchten verdammt werdn - als wenn's etwa mit längst schun verdammt wärn! - Hahaha! Das is do spaßi!" Spricht der Franz: "Haltst mir dein golgenstinketn Brotlad'n!? Du Hauptmärzenflaxen von alli Weaner Studenten! Du krahschinketer Barrikadenschnepf! Na, wart du, dir meß i vor'n Himmelreich Christi schun no a Paarl über, daß dabei die allerseligste Jungsfau selber auweh schreien sull! Do schau aner dös kuckuschäckge Mistbradl an! Die möcht ums schun alli mitanander verdammt in der Höll hobn! - Schau, daß du mit deine Fledermausflügeln von Händ mit z'erst hineinfliegen wirst!"

06] Kommt ein anderer hinzu und spricht in einem pathetischen Tone: "Freunde, bedenket, wo ihr seid! Das ist nicht etwa der Prater oder die Brigittenau, in der die rohe Wiener Menschheit noch zehnmal roher sich gebärdet als sonst! Bedenket, hier ist das ernste Geisterreich, so man ganz ordentlich und ernstlich sein muß, um nicht augenblicklich auf ewig verdammt zu werden! Denn bei Gott ist keine Gnade und kein Pardon mehr in dieser Welt!" - Spricht die Heldin: "Oh, oh, oh! ereifern's Ihne mit goar so ollmächti. Sei bratschulteriger Tapschädl! Daß unser lieber Herrgott mit an solchenen Eimerbier-Sauflümmel, wie Sei aner san, ka Erbarmnis hobn kann, das wird doch etwa ganz natürli san!?" - Spricht der pathetiker, seine Augen sehr weit auftuend: "Wa-a-s sagt diese Blocksberghexe!? Oh, für diese Hacke wird ja wohl auch sogar noch hier in der Geisterwelt sich ein Stiel finden lassen! Ist denn kein so gemeiner Kerl hier, dem es um seine Hände nicht leid sein dürfte, dieser unflätigsten Dirne den Hals umzudrehen!?" - Spricht die Heldin: "Oh, deswegen mochen's Ihnen ka Müh! Denn wenn's auf die gemeinste Kerlschaft hier ankäm, um mir den Hals umz'drahn, da war zu dem G'schäftl ja so ka Tauglicherer wie Sei!? Aber da moan i, daß so an Arbeit für Sei wohl no viel z'gut war! Was moanen's denn, wer Sei san, Sei lebendigs, täglichs 4-Eimer-Bierfaßl Sei!? Gelten's, 's Bierl und Ihnre kopfete Mierl - die gehn Ihne holt ob hier in der Geisterwelt, drum san's so ernstli!? Aber trösten's Ihne nur, vielleicht kummt etwa Ihre Mierl a bald nochi. Und do wird dann der liebe Herrgott glei barmherziger sein als er jetzt ist!"

07] Spricht der Pathetikus: "Freunde! Lassen wir ab von diesem stinkenden Aase! Denn eine Kuh mit einem bedreckten Schweife macht alles unrein, was sie umgibt!" - Spricht die Heldin: "No, wär doch a Schand, wann Sei nit reiner warn als i - hobens Ihne ja doch durch Ihr ganzes Leben mit anige tausend Eimer Bier ausgwoschen und ausgschwappet gnua! Und das wird etwa doch wohl etwas ganz wos anderes sein als hundert Generalbeichten bei olli Jesuiter!? Wann i so a bißl von an lieben Herrgott war, i wißt schon wie Sei selig z'machen warn! Schaun's, i mochet die Donau zu lauter Linsinger Doppelbier und manchmal zu a bißl Gmischts, und do setzet i Ihne dann grad durt hin, wo die Donau ins Schwarze Meer rinnt, und die kropfete Mierl neben Sei'n. - Und da wärn Sei dann der seligste Mensch!"

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