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Kapitelinhalt 76. Kapitel: Der aufrichtige Stiefelputzer, die unwillkommene Mierl und große Seelenwäsche des Pathetikus. Der gekränkte Hochmutsgeist verläßt seine himmlische Gesellschaft.

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag

Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Tritt darauf der schon bekannte Franz zum Pathetikus, der weiland auf der Welt sein treuer Stiefelputzer war und sagt: „Mir san hier wuhl olli gleich, ober i sog zu Siener denno Euer Gnodn! Hörns, Se sann holt do akradi a so, wia's af dr Welt woarn; un das kimmt mi hold a so vur, als waons net recht war, verstängens mi! Af de Welt woarns freili a reacht großer Herr, und woarns dozu a no blitztausendelementsakrisch reich, zu welche Reichthum Ihm freilich ihre Genädige z'meist verhulfe hod; ober mit oll den ist hiatzt goar, denn mer san do in de Geisterwelt, verstängens mi?! un do hoaßts hiatzt net hopertaschi sein! do muaß a nijederner schön dehmiethi sein, sist giebt's spanische Mucken und an Loxenburger Spargl! De guate Herr do mants guat mit uns, und hot uns a bißl a Lichtl gmocht, un do moan i hold, des sulle wiar net so leicht obe schlucken ols ani spanische Wind!? - Gängens Se nur mit uns, i moan, 's wird sener Schode net sein! und do schans her, senre liebe Mierl is a do, wißn's, de Sei holt so nebe senre Genädigen ghobt hobn, verstängens mi!? - un do moan i holt, wo Ihre Mierl is, do sulle Sei a net fehle! Woas moanens denn?"

02] Spricht der Pathetikus ganz indignirt: „O du verfluchte Hauptwäsche! Das Fegefeuer scheint schon da zu sein, und so dürfte die Hölle auch nicht gar zu weit weg sein! das ist aber ja doch rein zum Teufels werden! Jetzt ist das Luder von einer Mierl auch hier, und mein gottseligs Weib dazu! No, no, die Sache wird sich machen! Ist mein Weib doch ein paar Jahrln vor mir in die Ewigkeit spazieren gegangen, und ich glaubte, weil sie in ihrer letzten Zeit gar so ligorianerisch fromm geseufzet hat und also selig in dem Herrn entschlief, daß sie schon längst wo auf einer Himmelswolke herumschwebt!? aber nein, sie ist hier, und das noch 100 mal elender als auf der Welt knapp vor ihrem Tode! allein, das hätte mir wenig oder gar nichts gemacht. Aber jetzt kommt auch noch zum größten Ueberflusse mein Ludersmensch hinzu, die ein Maul wie ein Schwert hat! No, das ginge einem noch ab, mit so einer Gesellschaft hin zu jenem Manne zu gehen, Der mir schon ehedem ganz unzweideutig zu verstehen gab, daß ich noch sehr gedemüthigt werden solle; aber ich rieche nun den Braten, und werde mich weise zu hüten wissen, mit dieser Gesellschaft hinzuwallen vor den Magier und vor die verklärte Lerchenfelderin; muß man aber in dieser Sauwelt auch mit allen Anujantitäten zusammen kommen! Also mußte aus dem frühern Max O. sich auch mein ehmaliger irdischer Oberste und Freund herausdrechseln, der auch in alle meine Geheimnisse eingeweiht war, und aus dem Traumdeuter mein Herr Schwiegerpapa mit seiner ganzen Sippschaft im Hintergrunde! O Kruzifix Donnerwetter; wenn das nicht Fatalitäten non plus ultra sind, so weiß ich nicht mehr, was man noch fatal nennen solle!? Vielleicht kommen noch meine andern zeitweiligen Amoretteln und allerlei Gruppirungen, die ich mit ihnen per Jux manchmal machte?!"

03] Solches redete der Pathetikus wie in sich hinein; aber es vernahmen die Umstehenden auch seine Worte und sein Weib trat hervor und sagte recht sanft zu ihm: „Johann! ich wußte es ja auf der Welt, wie dein Leben beschaffen war, und das war auch der Grund der Disharmonie, die zwischen uns Beiden in der letzten Zeit mit geringen Unterbrechungen obwaltete; aber ich habe dir am Ende dennoch Alles vergeben! Mache daher aber du denn nun hier gut vor Gott an mir, deinem irdischen Weibe, das dir aus purer Liebe alles, ja sogar die Liebe ihres Vaters geopfert hat! fürchte mich ja nicht, denn ich werde dir wohl ewig keine Vorwürfe mehr machen! folge aber nun auch Dem, Dem allein zu folgen du auf der Welt mir stets vorgabst! Wie oft hast du mich und mein Haus des stinkendsten altaristokratischen Hochmuthes beschuldigt, und sieh, nun hier, im Reiche der Demüthigung, bist du 100 mal hochmüthiger als ich, und alle meine Angehörigen! Wie kommt denn das?"

04] Der Path. Johann stutzt, murrt in sich hinein, und sagt nichts auf diese sanfte Anrede seines Weibes! -

05] Da tritt aber die Mierl hervor und sagt (zu ihr): „I bitt Euer Gnodn tausendmol um Verzeihung, doss i Seanern Mann ghobt hon! i bin sonst alliwal a guats und bravs Diandrl geweßt; aber wie beim Sperl draußt hob i amol Seiner Herrn kennen gelernt, weil er mir goar so zugsetzt hot, und hot mi af Tod und Lebn s' Heurathe schriftli versproche! un do hon i holt gmoant, 's kinnt v'leicht do miagli sein! Und der Sausackre hot mi von an Johr zum andern schön bei der Nose herum zogen, und vom Heurothe woar goar kane Red mehr; ober do hob i nix gwußt, daß dieser Sausackre verheuroth woar! Schan sie, dos hob i erst hiatzt ghört! ober hiatzt gfreuens Ihne a, wia i den Sausackre meine Manung söge werd; - Na, der sull af seine 1000 Mol betrogne Anna Mierl denken!"

06] Darauf wendet sich die Mierl zum Path. und spricht: „No, Sei Sausackre von an holbenglischen Wosserfiacker, und nochr hiar do, i moan in Wean, wia Aber no af der Welt woarn, so a pensnirter Frierschitz oder wos Sei woarn! woas moannes epr, woar Sei san?! Jenem Gneadige kunts schun an Antwurt gebn, de Sei af dr Welt so damisch aongschmiert hon?! Redns hiatzt, waos a Guraschi hobn, Sei damischer Sausackre Sei! Wisse Sei, wos Sei mi olles gsogt hobn, und wia Sei a lediger Herr san, und wos für a Mengi Geld Sei hietn! - O Sei damischer Sausackre Sei! schans, waon Sei schon a so an groaßer Herr warn, wie Sei mi angloge hobn, und hietn Sei goar a so a groaße Ehr in Seinern Leib, do wärn Sei do unmiegli goar a so a damischer Sausackre gwest; wissns, waon i mi net hellicht schaomen miaßt, i söget Seinrer gneadige Frau olles, wos Sei blos nur mit mier olles tribn hobn, Sei damischer Sausackre Sei! Hobn Sei irnern Frau nie die schön Klader zagt, de Sei gaonz agns für mi hon moche losse, woibei Sianer bold ols a Tirkin, bold ols a Spaningerin, bold ols a Französin, bold ols a Schweizerin und bold ols Gott waß wos ols hob erscheinen miaße, und woß Sei damischer Sausackre Sei nochr ols mit mier tribn hon!? und hobn Sei seanem Gneadigen net gsogt, wia Sei olli Woche bei Sener a gaonze Mengi allerlei Menschergfraß hobn zsaom kemme lossen; dei sich nocher hobn als allerlei Gfraß aonziache miaße, und nocher vur Seiner wia epr vur an türkische Pascha allerlei Corawecke und Schponbonade moche, doß Sei af dei Art nocher reacht wuhllüsti hobn wern kinnen, Sei damischer Sausackre Sei! Geltens, dos hobn Sei Seaner gnä. Frau gwiß net gsogt? Na woartes mar no a bißli, i wer Seiner gnä. Frau schun no mehr soge! denn hiatzt kriag i erst a reachte Gift af Sei, wal i waß, doß Sei damischer Sausackre Sei so an ehrsams guats Wieberl ghobt hobn!"

07] Max Olaf solches vernehmend, tritt zum Path. hin, unterbricht die Mierl und spricht: „No, no, lieber Freund, da kommen ja recht löbliche Histörchen über Ihren irdischen Lebenswandel zum Vorscheine! Wahrlich, davon habe ich selbst von Ihnen nie etwas vernommen! Das ist schön, das ist wirklich sehr impertinent schön! Ja, jetzt verstehe ich so Manches, was ich sonst nie verstanden hätte! Also solche Treue und Liebe erwiesen Sie Ihrem guten Weibe?! O Sie Haupt-Schweinpelz von einem Ehrenmanne! Hinc ergo illae Lakrimae!? Ja nun weiß ich warum Sie jene Helena (Lerchenfelderin) so scheuen! Sie wird vielleicht wohl auch einige Male zufällig theil an ihren sauberen Paschafesten genommen haben?! und es wird Ihnen daher hier auch gar nicht angenehm sein können, sich nun mit mir dorthin zu begeben, wo man Sie etwas besser zu kennen scheint, als wie ich Sie je gekannt habe?! Ja, jetzt wird mir so Manches klar! z. B. daß Sie Samstags Nachmittags nie zu haben waren; und so man Sie fragte, was Sie denn Samstags zu thun hätten, so erwiederten Sie allzeit, daß Sie an diesem Tage allzeit ihre wichtigen Rechnungen zu machen und in ein Protokoll einzutragen haben! Also, das war so ganz eigentlich Ihr löbliches Samstagsgeschäftchen!? Schön, schön, o das ist wahrlich sehr schön! Freund, wenn ihre ehmännischen Aktien also stehen, und Sie dabei doch noch als ein Mann von Ehre dastehen wollen, so muß ich Sie nun wirklich bitten, nicht mit mir sich zu jenem reinsten und heiligsten Menschenfreunde hinzubegeben! denn mit solch einer Ehrenmannschaft will ich wahrlich, besonders vor jenem Heiligen dort, Nichts zu thun haben! Auch müßte ich eine verdammt geringe Achtung vor jenem Heiligen haben, so ich Ihm so einen Ausbund von einem Schweinpelze vorführete! Thun Sie, nun, was Sie wollen; ich für mich aber werde mich weislich zu hüten wissen, mit Ihnen noch fernerhin einen Umgang zu pflegen!

08] Arme Emma! hätte ich das auf der Welt gewußt, welch einen Schweinpelz von einem Manne Du hattest, da hätte ich Dir sicher keine Ehrenbeleidigungsstrafe diktirt; Du weißt es, bei welcher Gelegenheit?! - Gehet aber nun Alle mit mir hin zu jenem großen und heiligen Menschenfreunde; dort solle euch Alles vergolten werden, was ihr je nur im entferntesten Sinne von mir irgend ein Unrecht erlitten habt! Aber dieser Schweinpelz solle gehen, wohin er will!"

09] Spricht der Baron: „Nein, das hätte ich von diesem Menschen auch nie geglaubt! So bleibt es denn doch allzeit wahr, was ich meinen Kindern auf der Welt so oft vorgepredigt habe: Was gemein ist, das bleibt gemein, und erhebt sich selten oder nie über den Schlamm seiner angeborenen Schändlichkeit; natürlich keine Regel ohne Ausnahme! Aber geschehen, ist geschehen; wir wollen ihn zwar nicht richten, aber für unsere Gesellschaft taugt er auch hier in dieser Welt nicht mehr! (sich zum Pathetikus wendend) „Gehen Sie von uns, und meiden Sie unsere Gesellschaft! Dort unter dem gemeinsten Proletariate ist für Sie der tauglichste Platz! Vielleicht finden Sie dort noch einige Göttinnen, die Ihnen bei Ihren saubern Paschafesten den Nektar kredenzt haben!"

10] Spricht der Pathetikus ganz erbost: „Man wird sich derlei Präsumtionen und Anherrschungen etwa wohl auch hier zu verbieten das Recht haben?! - Hat etwa nicht auch mein sauberes Weib alle Samstage Gesellschaften gegeben? ob sie dabei Betrachtungen à la Ignatius von Lojola gemacht hat, das weiß ich wahrlich nicht! Im Uebrigen hat mir hier Niemand etwas zu gebieten, was ich thun oder nicht thun solle! Denn ich glaube, daß ich nun keines Vormundes mehr bedarf! Ich verbitte mir aber auch für die Folge alle im höchsten Grade undelikaten Bemerkungen; denn ich werde schon selbst wissen, was ich zu thun habe! Uebrigens brauchen Sie mir gar nicht zu bedeuten, als wäre ich nun für Ihre hochadelige Gesellschaft zu gemein, und somit gar nicht mehr Werth ein Glied derselben zu sein! denn ich selbst danke nun meinem Gotte, solch eines Gesindels auf eine so gute Art ledig geworden zu sein! Zum Glücke sehe ich dort mehr im Hintergrunde mehrere gute Bekannte; und mit denen werde ich sicher ehrenhafter daran sein, als mit euch, ihr eingebildetes hochadeliges Lumpengepack!?" -

11] Mit diesen Worten verläßt der Path. diese Gesellschaft, und begiebt sich sogleich zu seinen Bekannten hin. Die Emma will ihn aufhalten, aber er stößt sie zurück und eilet davon.

12] Max Olaf aber sagt: „Lasset ihn ziehen; vielleicht zieht er zu seiner Erstehung, oder zu seinem Falle! Wir aber wollen den Herrn dort bitten, daß Er ihm Gnade für Recht möge angedeihen lassen; und so begeben wir uns denn hin zu Ihm, dem Retter der Menschen!"

01] Tritt daraus der schon bekannte Franz zum Pathetikus, der weiland auf der Welt sein treuer Stiefelputzer war, und sagt: "Mir san hier wuhl alle gleich, aber i sog zu Ihne dennoch Euer Gnaden! Hörn's. Sei san holt do akrad a so, wia's af der Welt woarn. Und das kummt mir holt a so vor, als wann's nit recht war, verstängen's mi!? Af der Welt woarn's freili a reacht a großer Herr und woarn dazu a no blitztausendelementfakrisch reich, zu welchem Reichtum Ihne freilich ihre Gnädige z'meist verhulfen hot. Aber mit oll dem ist' hietzt goar. Denn wir san do in der Geisterwelt, verstängen's mi?! Und do haßt's hietzt nit hopertaschi sein; do muaß a jeder schon demütig sein; sonst gibt's spanische Mucken und an Luxemburger Spargl! Der guate Herr do mant's guat mit uns und hot uns a bißl a Licht gmocht. Und do moan i holt, des soll'n wir nit so leicht abschlucken als an spanischen Wind!? Gängen's nur mit uns, i moan, 's wird Ihne Schaden nit sein! Und do schaun's her. Ihnre liebe Mierl is a do! Wißn's, die Sei halt so'neben Ihrer Gnädigen ghobt hobn, verstängen's mi!? Und do moan i holt, wo Ihre Mierl is, da sollten Sei a mit fehlen! Woas moanen's denn?"

02] Spricht der Pathetikus ganz indigniert: "O du verfluchte Hauptwäsche! Das Fegefeuer scheint schon da zu sein, und so dürfte die Hölle auch nicht gar zu weit weg sein! Das ist aber ja doch rein zum Teufels werden! Jetzt ist das Luder von einer Mierl auch hier, und min gottseliges Weib dazu! No, no, die Sache wird sich machen! Ist mein Weib doch ein paar Jahrln vor mir in die Ewigkeit spazieren gegangen, und ich glaubte, weil sie in ihrer letzten Zeit gar so liguorianerisch fromm geseufzt hat und also selig in dem Herrn entschlief, daß sie schon längst wo auf einer Himmelswolke herumschwebt!? Aber nein, sie ist hier, und das noch hundertmal elender als auf der Welt knapp vor ihrem Tode! Allein, das hätte mir wenig oder gar nichts gemacht. Aber jetzt kommt zum größten Überflusse auch noch mein Ludersmensch hinzu, die ein Maul wie ein Schwert hat! Na, das ginge einem noch ab, mit so einer Gesellschaft zu jenem Manne hinzugehen, der mir schon ehedem ganz unzweideutig zu verstehen gab, daß ich noch sehr gedemütigt werden solle! Aber ich rieche nun den Braten und werde mich weise zu hüten wissen, mit dieser Gesellschaft hinzuwallen vor den Magier und vor die verklärte Lerchenselderin! Muß man aber in dieser Sauwelt auch mit allen Ennujantitäten (Verdrießlichkeiten) zusammenkommen! Also mußte aus dem früheren Max Olaf sich auch mein ehemaliger irdischer Oberste und Freund herausdrechseln, der auch in alle meine Geheimnisse eingeweiht war! Und aus dem Traumdeuter - mein Herr Schwiegerpapa mit seiner ganzen Sippschaft im Hintergrunde! O Kruzifix Donnerwetter! Wenn das nicht Fatalitäten non plus ultra sind? So weiß ich nicht mehr, was man noch fatal nennen sollte!? Vielleicht kommen noch meine anderen zeitweiligen Amoretteln und allerlei Gruppierungen, die ich mit ihnen per Jux manchmal machte, zum Vorschein!?"

03] Solches redete der Pathetikus wie in sich hinein. Aber es vernahmen die umstehenden auch seine Worte, und sein Weib trat hervor und sagte recht sanft zu ihm: "Johann, ich wußte es ja auf der Welt, wie dein Leben beschaffen war. Und das war auch der Grund der Disharmonie, die zwischen uns beiden in der letzten Zeit mit geringen Unterbrechungen obwaltete. Aber ich habe dir am Ende dennoch alles vergeben! Mache daher aber du denn nun hier vor Gott (alles) gut an mir, deinem irdischen Weibe, das dir aus purer Liebe alles, ja sogar die Liebe ihres Vaters geopfert hat! Fürchte mich ja nicht, denn ich werde dir wohl ewig keine Vorwürfe mehr machen! Folge aber nun auch Dem, dem allein zu folgen du auf der Welt mir stets vorgabst! Wie oft hast du mich und mein Haus der stinkendsten, altaristokratischen Hochmutes beschuldigt, und siehe, nun hier, im Reiche der Demütigung, bist du hundertmal hochmütiger als ich und alle meine Angehörigen! Wie kommt denn das?"

04] Der Pathetikus Johann stutzt, murrt in sich hinein und sagt nichts auf diese sanfte Anrede seines Weibes.

05] Da tritt aber die Mierl hervor und sagt zu Emma: "I bitt Euer Gnodn tausendmol um Verzeihung, doß i Ihnern Mann ghobt hon! I bin sonst alleweil a guats und bravs Diandl gwest, aber beim Sperl draußt hob i amol Ihnern Herrn kennengelernt, weil er mir goar so zugsetzt hot und hot mir af Tod und Leben 's Heiraten schriftli versprochen, und do han i holt gmoant, es kinnt vielleicht do mögli sein! Und der Sausakra hot mi von an Johr zum andern schön bei der Nosen herumzogen; und vom Heiraten woar gar ka Red mehr. Aber do hob i nix gwußt, daß dieser Sausakra verheirat woar! Schaun's, dos hob i erst hietzt ghört! - Aber hietzt gfreuen's Ihne a, wia i dem Sausakra mei Manung sogn werd; na, der sull an seine tausendmol betrogne Annamierl denken!"

06] Darauf wendet sich die Mierl zum Pathetikus und spricht: "No, Sei Sausackra von an holbenglischen Wosserfiacker und nochher hier do, i moan in Wean, wie mer no auf der Welt woarn, so a pensionierter Fourierschütz oder wos Sei woarn! Was moanen's denn, wer Sei San?! Ihnern Gnädigen kunnten's schon an Antwort gebn, de Sei af der Welt so damisch angschmiert hobn?! Redn's hietzt, wann's a Guraschi hobn. Sei damischer Sausakra Sei! Wissen's, wos Sei mir olles gsogt hobn, und wie Sei a lediger Herr san, und wos für a Menge Geld Sei hättn! - O Sei damischer Sausakra Sei, schaun's, wann Sei schon so a großer Herr warn, wie Sei mi anglogn habn, und hätten Sei goar so a große Ehr in Ihnern Leib, do wärn Sei doch unmögli goar so a damischer Sausakra gwest! Wissen's, wann i mi nit hellicht schamen miaßt, i soget Ihnerer gnädigen Frau olles, wos Sei bloß nur mit mir olles triebn hobn. Sei damischer Saufakra Sei! Hobn Sei ihnerer Frau nie die schönen Klader zeigt, die Sei ganz aigens für mi hon mochen lossen, wo i bei Ihne bold als a Türkin, bold als a Spaningerin, bold als a Französin, bold als a Schweizerin und bold als Gott woaß wos alls hob erscheinen müssen und wos Sei, damischer Sausakra Sei, nochher ols mit mir triebn hobn!? Und hobn Sei Ihnerer Gnädigen net gsogt, wia Sei olli Wochen bei Ihnen a ganze Menge allerlei Menschergfraß hobn z'sammkommen lossen, dei sich nochher hobn als allerlei Gfraß anziachen müssen und nochher vor Ihnen, wia epr vor an türkischen Pascha, allerlei Carabettn und Sponpanadn mochen, daß Sei af dei Art nochher recht wuhllüsti hobn werdn können. Sei damischer Sausakra Sei! Gelten's, dos hobn Sei Ihnerer gnädigen Frau gwiß mit gsogt?! Na warten's no a bißl, i werd Ihnerer gnädigen Frau schon no mehr sogn! Denn hietzt kriag i erst a rechte Gift af Sei, weil i woaß, doß Sei, damischer Sausackra Sei, so an ehrsams, guats Weiberl ghobt hobn!"

07] Max Olaf, solches vernehmend, tritt zum Pathetikus hin, unterbricht die Mierl und spricht: "Na, na, lieber Freund, da kommen ja recht löbliche Histörchen über Ihren irdischen Lebenswandel zum Vorscheine! Wahrlich, davon habe ich selbst von ihnen nie etwas vernommen! Das ist schön, das ist wirklich sehr impertinent schön! Ja, jetzt verstehe ich so manches, was ich sonst nie verstanden hätte! Also solche Treue und Liebe erwiesen Sie Ihrem guten Weibe?! O Sie Haupt-Schweinpelz von einem Ehrenmanne! Hinc ergo illae lacrimae (daher also die Tränen)!? Ja, nun weiß ich, warum Sie jene Helena (Lerchenfelderin) so scheuen! Sie wird vielleicht wohl auch einige Male zufällig teil an ihren sauberen Paschafesten genommen haben?! Und es wird Ihnen daher hier auch gar nicht angenehm sein können, sich nun mit mir dorthin zu begeben, wo man Sie etwas besser zu kennen scheint, als wie ich Sie je gekannt habe?! Ja, jetzt wird mir so manches klar! Z.B. daß Sie Samstagnachmittags nie zu haben waren. Und so man Sie fragte, was Sie denn Samstags zu tun hätten, so erwiderten Sie allzeit, daß Sie an diesem Tage ihre wichtigen Rechnungen zu machen und in ein Protokoll einzutragen haben! Alfo, das war so ganz eigentlich Ihr löbliches Samstagsgeschäftchen!? Schön, schön, o das ist wahrlich sehr schön! - Freund, wenn ihre ehemännischen Aktien also stehen, und Sie dabei doch noch als ein Mann von Ehre dastehen wollen, so muß ich Sie nun wirklich bitten, sich nicht mit mir zu jenem reinsten und heiligsten Menschenfreunde hinzubegeben! Denn mit solch einer Ehrenmannschaft will ich wahrlich, besonders vor jenem Heiligen dort, nichts zu tun haben! Auch müßte ich eine verdammt geringe Achtung vor jenem Heiligen haben, so ich Ihr so einen Ausbund von einem Schweinepelze vorführete! Tun Sie nun, was Sie wollen; ich für mich aber werde mich weislich zu hüten wissen, mit Ihnen noch fernerhin einen Umgang zu pflegen!

08] Arme Emmma! Hätte ich das auf der Welt gewußt, welch einen Schweinepelz von einem Manne du hattest, da hätte ich dir sicher keine Ehrenbeleidigungsstrafe diktiert - du weißt es, bei welcher Gelegenheit?! Gehet aber nun alle mit mir hin zu jenem großen und heiligen Menschenfreunde! Dort soll euch alles vergolten werden, was ihr je nur im entferntesten Sinne von mir irgend an Unrecht erlitten habt! Aber dieser Schweinepelz soll gehen, wohin er will!"

09] Spricht der Baron: "Nein, das hätte ich von diesem Menschen auch nie geglaubt! So bleibt es denn doch allzeit wahr, was ich meinen Kindern auf der Welt so oft vorgepredigt habe: was gemein ist, das bleibt gemein und erhebt sich selten oder nie über den Schlamm seiner angeborenen Schändlichkeit! Natürlich keine Regel ohne Ausnahme! Aber geschehen, ist geschehen! Wir wollen ihn zwar nicht richten, aber für unsere Gesellschaft taugt er auch hier in dieser Welt nicht mehr! - (Sich zum Pathetikus wendend): Gehen Sie von uns und meiden Sie unsere Gesellschaft! Dort unter dem gemeinsten Proletariate ist für Sie der tauglichste Platz! Vielleicht finden Sie dort noch einige Göttinnen, die Ihnen bei Ihren sauberen Paschafesten den Nektar kredenzt haben!"

10] Spricht der Pathetikus ganz erbost: "Man wird sich derlei Präsumtionen und Anherrschungen etwa wohl auch hier zu verbieten das Recht haben?! Hat etwa nicht auch mein sauberes Weib alle Samstage Gesellschaften gegeben? Ob sie dabei Betrachtungen a la Ignatius von Lojola gemacht hat, das weiß ich wahrlich nicht! Im übrigen hat mir hier niemand etwas zu gebieten, was ich tun oder nicht tun soll! Denn ich glaube, daß ich nun keines Vormundes mehr bedarf! Ich verbitte mir aber auch für die Folge alle im höchsten Grade undelikaten Bemerkungen! Denn ich werde schon selbst wissen, was ich zu tun habe! Übrigens brauchen Sie mir gar nicht zu bedeuten, als wäre ich nun für Ihre hochadelige Gesellschaft zu gemein und somit gar nicht mehr wert, ein Glied derselben zu sein! Denn ich selbst danke nun meinem Gotte, solch eines Gesindels auf eine so gute Art ledig geworden zu sein! Zum Glück sehe ich dort, mehr im Hintergrunde, mehrere gute Bekannte; und mit denen werde ich sicher ehrenhafter daran sein als mit euch, ihr eingebildetes, hochadeliges Lumpengepack!"

11] Mit diesen Worten verläßt der Pathetikus diese Gesellschaft und begibt sich sogleich zu seinen Bekannten hin. - Die Emma will ihn aufhalten, aber er stößt sie zurück und eilt davon.

12] Max Olaf aber sagt: "Lasset ihn ziehen! Vielleicht zieht er zu seiner Erstehung - oder zu seinem Falle? - Wir aber wollen den Herrn dort bitten, daß Er ihm Gnade für Recht möge angedeihen lassen! Und so begeben wir uns denn hin zu Ihm, dem Retter der Menschen!"

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