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Kapitelinhalt 174. Kapitel: Cados erleuchtete Weisheit gegen Minervas hochmütige Verblendung. Anerkenne den Gottmenschen Jesus - und dir wird alles lichter werden! (Am 11. März 1850)

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag
Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] (M.): „Spr. Kado: »Aber liebe Mutter der Unendlichkeit, allerholdeste und schönste Minerva! Aber warum denn gerade vor diesem gewiß sehr menschenfreundlich klingenden Namen einen solchen Widerwillen haben? Was hat er denn dir gethan? Ich meines Theiles finde gerade in diesem Namen sehr viel Tröstendes und Beruhigendes. Also heraus mit der Farbe, was für einen Haken hat es denn da?"

02] Spricht die Minerva ganz erbost: »Freund! da hat es den aller-unendlichst größten Haken, den wohl alle Ewigkeiten nicht gerade biegen werden! Denn in diesem Namen ist die Gottheit wahnsinnig geworden, hat ihre Urhöhe und Tiefe verlassen, und hat sich aus einer alleralbernsten Liebe zu ihren Fantasiegeschöpfen in einen engen Schlafrock gepfercht, aus dem sie nun nicht mehr herauszubringen ist! - Denke dir die aus purer Affenliebe zu Ihren Geschöpfen von ihren allermistigsten Kreaturen maltraitirte, an's Kreuz gehängte Gottheit, eine Gottheit, die sich zu einem Aase herunterwürdigt, anstatt auf ihrer unendlichen Höhe und Glorie in meiner lichtvollsten Gesellschaft zu bleiben, und zu herrschen über die vollendetsten Wesen, die da aus mir ihr unverwüstbares Dasein nehmen. Was? frage ich, was kann ich als die höchste noch durch nichts getrübte Weisheit von solch einer toll gewordenen Gottheit denken und halten? Ich könnte vor Schande und Schmach vergehen, wenn ich an solch eine entsetzlichste Erniedrigung schaue, und schauen muß, weil sie wirklich da ist. Siehe, Thor! da hat es den Haken! Würde ich auch mit der Gottheit toll, so geht die ganze Unendlichkeit in Trümmer, und alle Wesen haben zu sein aufgehört, wie ich dir's schon früher sagte; siehe, das ist der verzweifelte Haken."

03] Spricht Kado: »Merkwürdig, merkwürdig, merkwürdig! aber was ist denn hier so ganz eigentlich merkwürdig! O nicht die Erniedrigung der Gottheit zu ihren Geschöpfen herab; o nein, das ist in meinen Augen noch lange nicht so merkwürdig, als daß die mir sich als höchstweise darstellende höchste Göttin Minerva so schauderhaft geistesbeschränkt ist, ihr von der großen Gottheit eine gar so saudumme Vorstellung als permanent fixirt zu machen. Erlaube mir, wie kann die Gottheit, als der reinste Urgeist aller Geister, als die mächtigste Urkraft aller Ur- und aller der von dieser Kraft ausgehenden sekundären Kräfte, je möglich schwach werden? Sie, die die Unendlichkeit umspannet, und danebst aber der ewigste und festeste Mittelpunkt aller Mittelpunkte ist, könnte je schwach, ja - quod incredibile dictu! - am Ende sogar wahnsinnig werden! Nein, Minerva, dieser Witz ist dir nicht gelungen. Du magst sonst sehr weise sein, ja sogar so weise, als wie du - im Ernste gesagt - ungeheuer verführerisch schön bist; aber der Witz mit der göttlichen Schwäche und Tollheit ist dir nicht gelungen, und ich möchte dir beinahe mit dem Ausrufe des alten griechischen Malers - („Schuster bleib bei deinem Leisten") dich zurecht weisend entgegenkommen. Aber ob deiner enormen Schönheit, die sicher einen jeden armen Sünder zur Anbetung auffordern müßte, so er dich zu sehen bekäme, verschone ich dich ernstlicher Weise damit. Zudem sehe ich, daß du außerordentlich herrschsüchtig bist, und daß es dir beliebt, mit mir dir einen Spaß zu machen, und so ärgere ich mich auch gar nicht mehr über deine wenigstens mir bezeigte Dummheit.

04] Aber so du es annehmen willst, weil ich schon gar so ein großes Wohlgefallen an deiner allereminentesten Schönheit habe, und dich sogar im Ernste etwas liebe, und noch mehr lieben möchte, so ich mir's getrauete, so gebe ich dir einen Rath, und dieser besteht darin, daß du dich mit dem Gottmenschen Jesus auf einen freundschaftlichen Fuß stellen sollest! Lasse wenigstens Seinen Namen in deinem Reiche, oder was es sonst noch ist (?!) öfter ausrufen zu deiner eigenen Ueberzeugung, was da doch etwa daraus entstehen könnte, aussprechen, und ich bin überzeugt, daß du schon dadurch in aller Kürze für bleibend zu ganz andern Begriffen und Vorstellungen über die Gottheit gelangen wirst. Siehe, ich bin auch ein Teufel, vielleicht viel ärger noch denn du, und kenne, wie gesagt, Jesum nur dem Namen und einigen Paragrafen Seiner Lehre nach, die wahrlich höchst göttlich weise sind, und sogar jedem nur einigermaßen reell denkenden Geist- oder Fleischteufel die höchste Bewunderung abnöthigen müssen; aber es kommt mich wahrlich gar nicht schwer an - Ihm die tiefste Achtung zu zollen; warum solle denn das dir gerade schon gar so schwer und unausführbar vorkommen?

05] Geh, und mache nun einmal eine Gescheidte; denn dumm warst du ja ohnehin schon lange genug! Schau, wir Zwei taugeten denn doch so hübsch für einander. Es wird deßwegen noch Schlechtes genug geben, wenn es auch gerade nicht mehr von uns ausgehen wird. Denn für junge Teuferl haben wir, glaube ich, doch so hübsch gesorgt, und der gute Herrgott wird so noch hübsch eine Weile zu thun haben, bis Er aller unserer nachkommenschaft vollends Meister wird (!), so auch wir unser nahe ewig währendes Teufelmachungs-Geschäfte für immer aufgeben. Es darf dir darum schon wahrlich nimmer leid sein; denn du hast davon noch allzeit einen scheußlichsten Lohn empfangen; und so du dein Geschäfte fortsetzest, so wird dafür dein Lohn statt besser, nur immer scheußlicher werden; und am Ende könnte es der allmächtigen Gottheit so bei einer launigen Gelegenheit irgend einmal denn doch einfallen, dich für ewig ganz zu vernageln(!?) und was hättest du dann von allen deinen allersauersten Mühen und Arbeit?*) Daher folge meinem Rathe, und das um so mehr, da du dabei sicher am wenigsten verlieren kannst, indem du mir doch selbst ehedem deutlich genug zu verstehen gabst, daß dadurch deine Existenz für ewig, sowie die der Gottheit unverwüstbar sei."

06] Die Minerva ist hierauf stumm, stehet als ein unbeschreiblich schönstes Weib knapp am Hügel auf ihrem Phaeton, und scheint - manchmal einen Blick nach dem Kado werfend – über die Worte desselben nachzudenken."

01] Miklosch berichtet weiter: "Spricht Cado: »Aber liebe Mutter der Unendlichkeit, allerholdeste und schönste Minerva! Warum denn gerade vor diesem gewiß sehr menschenfreundlich klingenden Namen einen solchen Widerwillen? Was hat er dir denn getan? - Ich meines Teiles finde gerade in diesem Namen sehr viel Tröstendes und Beruhigendes! Also heraus mit der Farbe, was für einen Haken hat es denn da?«

02] Spricht die Minerva ganz erbost: »Freund, da hat es den allerunendlich größten Haken, den wohl alle Ewigkeiten nicht gerade biegen werden! Denn in diesem Namen ist die Gottheit wahnsinnig geworden, hat ihre Urhöhe und Tiefe verlassen und hat sichaus einer alleralbersten Liebe zu ihren Phantasiegeschöpfen in einen engen Schlafrock gefercht , aus dem sie nun nicht mehr herauszubringen ist! - Denke dir eine aus purer Affenliebe zu Ihren Geschöpfen von ihren allermistigsten Kreaturen mißhandelte, ans Kreuz gehängte Gottheit - eine Gottheit, die sich zu einem Aase heruntergewürdigt, anstatt auf ihrer unendlichen Höhe und Glorie in meiner lichtvollsten Gesellschaft zu bleiben und über die vollendetsten Wesen zu herrschen, die das aus mir ihr unverwüstbares Dasein nehmen! Was, frage ich, was kann ich als die höchste und noch durch nichts getrübte Weisheit von solch einer toll gewordenen Gottheit denken und halten?! Ich könnte vor Schande und Schmach vergehen, wenn ich auf solch eine entsetzliche Erniedrigung schaue - und schauen muß, weil sie wirklich da ist! - Siehe, Tor, da hat es den Haken! Würde ich auch mit der Gottheit toll, so geht die ganze Unendlichkeit in Trümmer und alle Wesen haben zu sein aufgehört, wie ich dir's schon früher sagte. Siehe, das ist der verzweifelte Haken!«

03] Spricht Cado: »Merkwürdig, merkwürdig! - Aber was ist denn hier so ganz eigentlich merkwürdig?! - O nicht die Erniedrigung der Gottheit zu Ihren Geschöpfen herab; o nein, das ist in meinen Augen noch lange nicht so merkwürdig, als daß die mir sich als höchstweise darstellende, höchste Göttin Minerva so schauderhaft geistesbeschränkt ist, sich von der großen Gottheit eine gar so überaus dumme Vorstellung als dauernd feststehen zu machen! - Erlaube mir - wie kann die Gottheit, als der reinste Urgeist aller Geister, als die mächtigste Urkraft aller Ur- und (von ihr ausgehenden) abgeleiteten Kräfte, je schwach werden? Sie, die die Unendlichkeit umspannt und danebst aber der ewige und festeste Mittelpunkt aller Mittelpunkte ist - könnte je schwach, ja (was ganz unglaublich erscheint!) am Ende sogar wahnsinnig werden!? - Nein, Minerva, dieser Witz ist dir nicht gelungen! Du magst sonst sehr weise sein, ja sogar so weise, wie du - im Ernste gesagt - ungeheuer verführerisch schön bist; aber der Witz mit der göttlichen Schwäche und Tollheit ist dir nicht gelungen, und ich möchte dir beinahe mit dem Ausrufe des alten griechischen Malers: ,Schuster bleib bei deinen Leisten!' zurechtweisend entgegenkommen. Aber ob deiner übergroßen Schönheit, die sicher einen jeden armen Sünder zur Anbetung auffordern müßte, so er dich zu sehen bekäme, verschone ich dich ernstlicherweise damit. Zudem sehe ich, daß du außerordentlich herrschsüchtig bist, und daß es dir beliebt, mit mir einen Spaß zu machen. Und so ärgere ich mich gar nicht mehr über deine wenigstens mir bezeigte Dummheit.

04] Aber so du es annehmen willst, weil ich gar so ein großes Wohlgefallen an deiner allerhervorragendsten Schönheit habe, und dich sogar im Ernste etwas liebe und noch mehr lieben möchte, so ich mir's getrauete - so gebe ich dir einen Rat, und dieser besteht darin, daß du dich mit dem Gottmenschen Jesus auf einen freundschaftlichen Fuß stellen sollest! Lasse wenigstens Seinen Namen in deinem Reiche (oder was es sonst noch ist?!) öfter ausrufen - zu deiner eigenen Überzeugung, was daraus doch etwa entstehen könnte. Und ich bin überzeugt, daß du schon dadurch in aller Kürze für bleibend zu ganz anderen Begriffen und Vorstellungen über die Gottheit gelangen wirst. Siehe, ich bin auch ein Teufel, vielleicht ein viel ärgerer noch als du, und kenne, wie gesagt, Jesum nur dem Namen und einigen Bestimmungen Seiner Lehre nach, die wahrlich höchst göttlich weise sind und sogar jedem nur einigermaßen redlich denkenden Geist- oder Fleischteufel die höchste Bewunderung abnötigen müssen. Aber es kommt mich wahrlich gar nicht schwer an, Ihm die tiefste Achtung zu zollen. Warum soll denn das gerade dir gar so schwer und unausführbar vorkommen?

05] Geh und mache nun einmal eine Gescheite! Denn dumm warst du ja ohnehin schon lange genug! Schau, wir zwei taugeten denn doch so hübsch füreinander. Es wird deswegen noch Schlechtes genug geben, wenn es auch gerade nicht mehr von uns ausgehen wird. Denn für junge Teufel haben wir, glaube ich, doch so hübsch gesorgt. Und der gute Herrgott wird noch eine hübsche Weile zu tun haben, bis Er all unserer Nachkommenschaft vollends Meister wird - so wir auch unser beinahe ewig währendes Teufelmacher-Geschäft für immer aufgeben. Es darf dir darum schon wahrlich nimmer leid sein. Denn du hast davon noch allzeit einen scheußlichsten Lohn empfangen. Und so du dein Geschäft fortsetzest, so wird dafür dein Lohn statt besser nur immer scheußlicher werden! Und am Ende könnte es der allmächtigen Gottheit so bei einer launigen Gelegenheit irgend einmal denn doch einfallen, dich für ewig ganz zu vernageln! Und was hättest du dann von all deiner allersauersten Mühe und Arbeit? - Daher folge meinem Rate, und das um so mehr, da du dabei sicher am wenigsten verlieren kannst, da du mir doch selbst ehedem deutlich genug zu verstehen gabst, daß deine Existenz so wie die der Gottheit für ewig unverwüstbar sei!«

06] Die Minerva ist hierauf stumm, steht als ein unbeschreiblich schönstes Weib knapp am Hügel auf ihrer Phaethon (offenen Wagen) und scheint - manchmal einen Blick aus Cado werfend über dessen Worte nachzudenken."

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