Jakob Lorber: 'Robert Blum - Seine Erfahrungen und Führung im Jenseits'
Text nach Erstauflage 1898 (Faksimile, Band 2), inhaltlich und stilistisch unverändert hier in neuer Rechtschreibung
247. Kapitel: Liebe zu Gott und Weibern. Alle Liebe soll von der Gottesliebe ausgehen.
01] Sagt der Offizier: „Ich danke dir, lieber Bruder, für deine gar sehr herrliche Erklärung. Nun ist es mir schon klar, wo es bei mir steckt. Ja, ja, du hast ganz vollkommen recht; die geschöpfliche Liebe ist bei mir noch bei weitem stärker, als die Liebe zu Gott dem HErrn, Der doch der Urgrund aller Liebe ist. - Die Weiber aber haben es auch mit der Liebe zu Gott dem HErrn viel leichter, als wir rein männlichen Wesen, denn sie lieben in Gott wohl doch den endlosest vollkommenen Mann, das sich ganz mit ihrer antimännlichen Polaritätsnatur sehr wohl verträgt; aber bei uns Männern ist die Sache ein wenig anders. Wir können in ein noch so vollkommenes Mannswesen nie so ganz radikal verliebt werden, wie in ein weiblich Wesen, weil das schon so in der Natur gegründet ist.
02] Daher meine ich, obschon ich nun einsehe, wo es bei mir so ganz eigentlich steckt, dass da zwischen der Liebe zum Weibe, und der zu Gott ein bedeutender Unterschied sein müsse? Man wird Gott, das höchste Urwesen, denn doch ganz anders lieben müssen, als ein Weib; und so glaube ich denn, dass eine höchst bescheidene Liebe zu einem wunderlieben Weibe gar wohl neben der allmächtigsten Liebe zu Gott existieren kann. Die Liebe zu Gott muss von höchster Reinheit sein, während die Liebe zum Weibe immer etwas, wie man zu sagen pflegt, mehr schmutzig sein kann, das heißt: Die Liebe zum Weibe hängt größtenteils an der Form, also an etwas, was mehr den äußeren Sinnen entspricht, während die Liebe zu Gott eine rein allerinnerste Beschauung der unendlichen Vollkommenheiten der Gottheit ist, eine entzückende Bewunderung alles dessen, was die Gottheit aus Ihren Macht- und Weisheitsvollkommenheiten in das beschauliche Dasein aus Sich Selbst hervorrief, und ein erhabenstes Lob der reinsten Liebe und Güte der Gottheit? Ich meine, dass das im Grunde eine wahre Gottesbeleidigung wäre, so man Gott eben mit der Empfindung liebte, als wie man ein Weib liebt?
03] Ich bin daher auch der Meinung, dass die nun gerettete Mathilde mir in der Liebe zum HErrn nicht den geringsten Eintrag machen kann, im Gegenteile mir nur zu noch größerer Liebe zu Ihm verhelfen kann."(?)
04] Spricht der Feldwebel: „Glauben und stark meinen macht zwar auch selig; aber ich halte es mit der Seligkeit der reinen Liebe zu Gott und in Gott ganz allein. Weil der Mensch nur ein Herz und somit auch nur Eine rechte Liebe haben kann, aus der hernach, so die Hauptliebe reif geworden ist, alle anderen Seitenliebearten in der reinsten göttlichen Ordnung hervorgehen können, so bin ich der maßgeblichen Meinung, man müsse zuvor in der Liebe zu Gott vollends fest stehen; dann erst lässt sich alles Andere in der schönsten Ordnung ergreifen. Ist man aber in der Liebe zu Gott noch schwankend, und weiß man es etwa kaum erst, wie man Gott mehr solle lieben können, als ein schönst gestaltetes Weib, da, Freund, ist die rechte Weisheit des Geistes noch etwas fern, und du wirst sie noch nicht so bald überkommen.
05] Siehe, das Herz hat nur eine Kammer für die Liebe, und diese muss gleich sein wie für Gott, so auch für den Nächsten; ebenso auch umgekehrt.
So du recht liebst, da kannst du Gott nicht anders als wie ein Weib lieben, und ein rechtes Weib nicht anders lieben, als wie Gott, weil das Herz des Menschen nur einer rechten Liebe fähig ist. Was daneben ist, gehört dann schon zur Selbstliebe, und taugt nicht in das Reich Gottes.
06] Siehe hin! wie hat denn ein Johannes, ein Jakobus, ein Petrus, wie auch ein Paulus den HErrn geliebt? Wie liebte z.B. eine Magdalena und tausend Andere mehr? Siehe, diese waren in den HErrn ganz vollkommen verliebt, ungefähr noch um einige Grade stärker, wie du nun in deine allerholdeste Mathilde; und siehe, eben solch ein förmliches Verliebtsein in den HErrn hat in diesen obbenannten Wesen, und zwar deutlich, den dir gezeigten Grund gehabt, dass sie als solche rechte Liebhaber des HErrn hernach auch ehestmöglich zu Seinen intimsten Freunden und zu Meistern in der rechten Liebe und Weisheit geworden sind.
Dort gleich hinter dem HErrn stehen ein Petrus, Paulus und Johannes; gehe hin, und frage sie, ob ich nur in einer Silbe unwahr geredet habe."
07] Sagt der Offizier: „Was sagst du? Paulus, Petrus und Johannes, der die berühmte Offenbarung geschrieben hat, wären da, und zwar die drei ernsten Männer hinter dem HErrn?" - Sagt der Feldwebel: „Ja, ja, und noch einmal ja! Sie sind es, wie sie geleibt und gelebt haben." - Spricht der Offizier weiter: „No, da muss ich ihnen freilich sogleich mein Kompliment machen gehen. Ich halte zwar nichts auf die Komplimente; aber wo sie einen Grund haben, da sind sie auch ganz in der Ordnung, und dürfen nicht ausbleiben. Ehre Dem, dem sie gebührt!"
08] Sagt der Feldwebel: „Freund! hier aber, soviel es mir mein Herz sagt, gibt es nur ein Kompliment, und das besteht für Alle in der reinen Liebe. Hast du aber Liebe zu Gott dem HErrn, was allein ein ewig wahrstes und bestes Kompliment ist, so fassest du in dieser Liebe auch den Petrus, Paulus und Johannes, wie auch alle Himmel ein. Mit den sonstigen irdisch gearteten Komplimenten und Aufwartungen aber ist's hier nichts; daher meine ich, dass du allein nur dem HErrn die Aufwartung zu machen hast; alles Andere macht sich dann schon wie von selbst."
09] Sagt der Offizier: „Ja, ja, du hast recht; du hast ganz vollkommen recht; und du musst auch in Allem recht haben, weil du in der wahren Weisheit so tief eingeweiht bist, um Alles was hier recht heißt, bis auf den innersten Grund einzusehen, aber schaden, glaube ich, könnte es denn doch gerade nicht, so man sich mit jenen drei ersten Aposteln des HErrn in ein freundlichstes Einvernehmen setzen würde; denn das müssen wir denn doch immer annehmen, dass diese Drei nach Gott dem HErrn die ersten Geister in der ganzen Unendlichkeit sind, daher es denn meiner Meinung nach sich denn doch schickete, ihnen eine Aufwartung zu machen, d.h. sich ihnen doch wenigstens vorzustellen, und sie als die ersten Freunde des HErrn freundlichst zu begrüßen!"
10] Spricht der Feldwebel: „Tue du, was du willst; ich habe dir nur gesagt, was hier ganz allein not tut. - Nun winkt dir aber der HErr Selbst! Gehe hin; aus Seinem Munde allein strömt die höchste Weisheit in den klarsten bescheidenen Bächlein. Fasse sie recht ins Herz und lebe darnach!"
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