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Kapitelinhalt 284. Kapitel: Rudolfs begeisterter Vergleich zwischen himmlischen und irdischen Verhältnissen. Näheres über die himmlische Stadt und deren Bedeutung als Nährquelle der ganzen Unendlichkeit. 'Kein Auge hat es gesehen...' (Am 24. Nov. 1850)

Originaltext 1. Auflage 1898 durch Project True-blue Jakob Lorber

Text nach 2. Auflage 1929 Lorber-Verlag
Versnummerierung nach 3. Aufl. 1963, Lorber-Verlag

01] Tritt der Kaiser Rudolf zu Mir, lobet und preiset Mich aus vollem Herzen und sagt zum Schlusse: „O wie ganz anders sind doch die Dinge und Verhältnisse dieser Geisterwelt, als wie jene kleinlichsten auf der Erde. Was hat man auf der Welt sich alles eingebildet zu sein, und war im Grunde des Grundes doch nichts. Denn, so lange ein Mensch, mag er Kaiser oder Bettler sein, im Kleide des Todes herumwandelt, und in was immer für einem Weltstande vergänglich ist, kann sein Sein nichts als eine Nulle sein. Ich war auf der Welt ein großer Kaiser, als aber der Tod über mich kam, was war ich dann? Nichts als eine Hand voll Staub und Asche. Hier bin ich aber nun doch sicher nichts, wenigstens nicht um ein Haar mehr, als da ist ein geringster Bürger dieser Welt, dieses ewigen Reiches, dieser Gottesstadt; und ich dünke mich erhabener in aller meiner Nichtigkeit, als stünde ich auf der Erde, über tausend Kronen und Throne gebietend als ein mächtigster Regent, vor dem Erde und Meere bebeten.

02] Wie lange hat der irdische Dünkel selbst nach dem Abfalle meines Leibes mich berückt! Einem Freien - aus der Freiheit der Wahrheit ward es vorbehalten, den alten schon morsch gewordenen Fels aus dem harten Schlafe zu rütteln. Der Fels zerstob, und ich stehe nun hier in all' meiner Nichtigkeit vor Dir, o HErr, wie ein neugebornes Kind vor dem Schoße seiner Mutter, und staune eine neue Welt an, und ihre heiligen Verhältnisse. Ich bin zwar nun auch gleichwie ein neugebornes Kind in Allem, was da dieses herrlichsten Reiches ist; aber um wie Vieles hat dieß Kind voraus vor allen noch so weisen und mächtigen Herrschern der Erde. Ja, ich möchte behaupten, daß hier eine Mücke schon mehr zu bedeuten hat, als auf der Erde ein Elefant. Mir kommt hier Alles gar so groß und erhaben, und gar so überaus bedeutungsvoll vor. O Herrlichkeiten über Herrlichkeiten ohne Namen und ohne Zahl! Das Kleinste will ich auf die Erde setzen, und die Erde wird zerquetscht von der Schwere der zu großen Bedeutung dessen, was hier beinahe wie eine volle Nichtigkeit dasteht. O Vater, wie groß und heilig bist Du!"

03] Sage Ich: „Ja, ja, du hast recht! Auf der Erde aber müssen Unterschiede sein, sonst wäre sie nicht, was sie sein muß. Hier aber ist Alles gleich; da gibt es einmal keinen Rang, außer dem, daß ihr Alle Meine Kinder seid, und Ich euer Aller Vater und HErr. Aber dessenungeachtet gibt es hier auch Unterschiede, und Niemand solle von dem etwas verlieren, was er redlich auf der Erde besessen hat. Du warst auf der Erde ein rechter Kaiser; und siehe, du wirst wieder Kaiser werden, aber über ein sehr bedeutend größeres Reich, als dieß auf der Erde der Fall war. Auf der Erde maß dein Reich in Allem wohl einige tausend Quadratmeilen; hier aber wirst du gesetzt werden über eine ganze Sonne, in der eine Trillion Erden Platz hätte. In der Stadt und zwar in deinem Hause wirst du erst deine künftige Bestimmung kennen lernen näher.

04] Nun aber stehen wir schon am Thore; daher lasset uns beim Harfenklange in sie ziehen!"

05] Wir ziehen nun in die Stadt, die da ist eine Stadt voll Lichtes und Lebens, in der ewig an keine Noth an was immer für einem Lebensbedürfnisse mehr gedacht wird, weil in ihr Alles in höchster Ueberfülle vorhanden ist, und ewig vorhanden sein muß; denn aus dieser Stadt bezieht alle Unendlichkeit eben auch ihre Nahrung fisisch und geistig.

06] Robert und Alle staunen über die große Lieblichkeit der Wohnungen, deren es eine solche Anzahl gibt, daß sie von Niemand mehr gezählt werden können; denn sie nehmen wohl einen Anfang, aber hinter dem Anfange nimmer ein Ende. Wohl ist im Anfange diese Stadt also gestellt, daß sie ein vollkommenes Viereck bildet, aber hinter dem Vierecke dehnt sie sich parabolisch aus, und hat nirgends und nimmer ein Ende.

07] Nach lange anhaltendem Staunen sagt Robert: „Ja, jetzt verstehe ich es erst so ein wenig tiefer und besser, was das heißt: Kein Auge hat es je gesehen, kein Ohr gehört, und in keines Menschen Sinn ist es gekommen, was der HErr denen bereitet hat, die Ihn lieben. Wenn die Menschen auf der Erde aber auch nur eine leiseste Ahnung hätten von dem, was sie hier erwartet! Jede Sekunde irdischen Lebens würde ihnen zu einer unerträglichen Bürde werden, und tausendmal sterben wäre ihnen lieber, als ein auch nur minutenlanges Leben auf der Erde. Aber des HErrn große Liebe und Weisheit verbirgt solches vor den Augen der Sterblichen, aus daß sie ihre Probe durchmachen, und eine rechte Befestigung (Festigkeit) ihres Geistes erlangen können, ohne die es ihnen unmöglich wäre, eine solche Wonnefülle zu ertragen.

08] O HErr, nun begreife ich auch, wie es hier gar leicht möglich ist, daß manchmal Geister meinesgleichen auf die leichteste und erklärlichste Weise ihrer sterblichen Brüder gewisserart ein wenig vergessen, und sich ihnen nur sehr selten zeigen. Wer könnte über solch einer Wonnefülle nicht der bösen und finsteren Erde nur zu bald gänzlich vergessen, so er nicht von Dir, o HErr und Vater, von Weile zu Weile ermahnt würde, zur rechten Zeit auch der noch sterblichen Brüder auf Erden zu gedenken."

01] Tritt der Kaiser Rudolf zu Mir, lobt und preiset Mich aus vollem Herzen und sagt zum Schlusse: "O wie ganz anders sind doch die Dinge und Verhältnisse dieser Geisterwelt, als jene kleinlichen auf der Erde! Was hat man sich auf der Welt alles eingebildet, zu sein - und war im Grunde des Grundes doch nichts! Denn solange ein Mensch, mag er Kaiser oder Bettler sein, im Kleide des Todes umherwandelt und in irgendeinem Weltstande vergänglich ist, kann sein Sein nichts als eine Null sein. Ich war auf der Welt ein großer Kaiser, als aber der Tod über mich kam, was war ich dann? Nichts als eine Handvoll Staub und Asche! Hier bin ich aber nun doch sicher nichts, wenigstens nicht um ein Haar mehr, als da ist ein geringster Bürger dieser Welt, dieses ewigen Reiches, dieser Gottesstadt; und ich dünke mich erhabener in all meiner Nichtigkeit, als stünde ich auf der Erde über tausend Kronen und Throne gebietend als ein mächtigster Regent, vor dem Erde und Meere erbeben!


02] Wie lange hat der irdische Dünkel selbst nach dem Abfalle Meines Leibes mich noch berückt! Einem Freien aus der Freiheit der Wahrheit ward es vorbehalten, den alten, schon morsch gewordenen Fels aus dem harten Schlafe zu rütteln. Der Fels zerstob, und ich stehe nun hier in all meiner Nichtigkeit vor Dir, o Herr, wie ein neugeborenes Kind vor dem Schoße seiner Mutter, und staune eine neue Welt an und ihre heiligen Verhältnisse. - Ich bin zwar nun auch gleichwie ein neugeborenes Kind in allem, was da dieses herrlichsten Reiches ist, aber um wie vieles hat dies Kind voraus vor allen noch so weisen und mächtigen Herrschern der Erde! Mir kommt hier alles gar so groß und erhaben und gar so überaus bedeutungsvoll vor. O Herrlichkeiten über Herrlichkeiten ohne Namen und ohne Zahl! Das Kleinste will ich auf die Erde setzen, und die Erde wird zerquetscht von der Schwere der zu großen Bedeutung dessen, was hier beinahe wie eine volle Nichtigkeit dasteht! - O Vater, wie groß und heilig bist Du!"

03] Sage Ich: "Ja, ja, du hast recht! - Auf der Erde müssen Unterschiede sein, sonst wäre sie nicht, was sie sein muß. Hier aber ist alles gleich! Da gibt es keinen Rang, außer dem, daß ihr alle Meine Kinder seid und Ich euer aller Vater und Herr. - Aber dessenungeachtet gibt es auch hier Unterschiede, und niemand soll von dem etwas verlieren, was er redlich auf der Erde besessen hat. Du warst auf der Erde ein rechter Kaiser. Und siehe, du wirst wieder Kaiser werden, aber über ein sehr bedeutend größeres Reich, als dies auf der Erde der Fall war. Auf der Erde maß dein Reich in allem wohl einige tausend Quadratmeilen; hier aber wirst du gesetzt werden über eine ganze Sonne, in der eine Trillion Erden Platz hätte. - In der Stadt, und zwar in deinem Hause, wirst du erst deine künftige Bestimmung näher kennenlernen.

04] Nun aber stehen wir schon am Tore. Daher lasset uns beim Harfenklange einziehen!"

05] Wir ziehen nun in die Stadt, die da ist eine Stadt voll Lichtes und Lebens, in der ewig an keine Not an irgendeinem Lebensbedürfnisse mehr gedacht wird, weil in ihr alles in höchster Überfülle vorhanden ist und ewig vorhanden sein muß. Denn aus dieser Stadt bezieht alle Unendlichkeit ihre Nahrung naturmäßig und geistig.

06] Robert und alle staunen über die große Lieblichkeit der Wohnungen, deren es hier eine solche Anzahl gibt, daß sie von niemand mehr gezählt werden kann. Denn die Wohnungen der Stadt Gottes nehmen wohl einen Anfang, aber hinter dem Anfange nimmer ein Ende. Wohl ist im Anfang diese Stadt also gestellt, daß sie ein vollkommenes Viereck bildet, aber hinter dem Vierecke dehnt sie sich parabolisch (endlos - Parabel = geometrische, ins Unendliche sich öffnende Linie) aus und hat nirgends und nimmermehr ein Ende.

07] Nach lange anhaltendem Staunen sagt Robert: "Ja, jetzt verstehe ich es erst so ein wenig tiefer und besser, was das heißt: »Kein Auge hat es je gesehen, kein Ohr gehört, und in keines Menschen Sinn ist es gekommen, was der Herr denen bereitet hat, die Ihn lieben«. Wenn die Menschen auf der Erde aber auch nur eine leiseste Ahnung hätten von dem, was sie hier erwartet! Jede Sekunde irdischen Lebens würde ihnen zu einer unerträglichen Bürde werden, und tausendmal sterben wäre ihnen lieber, als ein auch nur minutenlanges Leben auf der Erde. Aber des Herrn große Liebe und Weisheit verbirgt solches vor den Augen der Sterblichen, auf daß sie ihre Probe durchmachen und eine rechte Festigung ihres Geistes erlangen können, ohne die es ihnen unmöglich ist, eine solche Wonnefülle zu ertragen.

08] O Herr, nun begreife ich auch, wie es hier gar leicht möglich ist, daß manchmal Geister meinesgleichen auf die leichteste und erklärlichste Weise ihrer sterblichen Brüder gewisserart ein wenig vergessen und sich ihnen nur sehr selten zeigen. Wer könnte über solch einer Wonnefülle nicht der bösen und finsteren Erde nur zu bald gänzlich vergessen, so er nicht von Dir, o Herr und Vater, von Weile zu Weile ermahnt würde, zur rechten Zeit auch der noch sterblichen Brüder auf Erden zu gedenken."

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